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DOI: 10.1055/s-2004-830344
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
CTG - quo vadis?
CTG - quo vadis?Publication History
Publication Date:
11 October 2004 (online)
Historie
Die Euphorie bei der Einführung der elektronisch kontinuierlich registrierten fetalen Herzfrequenz (FHF) und Wehentätigkeit Mitte der 60er-Jahre war groß. Neben dem Amerikaner Hon hatten auch deutsche Forscher wie Hammacher (Autokorrelation) und Rüttgers (Spiralelektrode) erheblichen Anteil an wichtigen Entwicklungsschritten. Der Siegeszug der Methode war der einfachen und durch Nutzung des Doppler-Effekts beim Ultraschall nichtinvasiven kontinuierlichen Schreibung der FHF zu verdanken, die in den letzten Jahren auch unter der Geburt wegen verbesserter Registriertechniken den Einsatz der invasiven Spiralelektrode (Direktableitung des EKG-Signals vom fetalen Kopf) weit gehend entbehrlich machte. Sie löste die arbeits- und protokollintensive Auskultationsmethode fast vollständig ab. Letztere hatte zudem den Nachteil, dass Kurzzeitparameter der fetalen Herzfrequenz wie Oszillationsverlust gar nicht erfassbar sind und Parameter wie kurz dauernde Akzelerationen oder Dezelerationen der Auskultation entgehen können. Daran knüpfte sich die berechtigte Hoffnung, durch den Einsatz der neuen Registriermöglichkeit die Morbidität und Mortalität des Fetus senken zu können, im Idealfall bei gleich bleibender oder sogar gesenkter Interventionsrate.
Die Einführung der Methode erfolgte zunächst ohne die Begleitung durch randomisierte kontrollierte klinische Studien. Diese starteten erst Anfang der 80er-Jahre und verglichen die Auskultationsmethode mit der neuen elektronischen FHF-Registrierung. Die Resultate waren ernüchternd: antepartual war bei elektronischer FHF-Überwachung sowohl ein Anstieg der Sectiorate als auch ein Anstieg der Mortalität zu beobachten. Dieser war wahrscheinlich durch falsch pathologische CTG-Muster und eine hierdurch iatrogen induzierte Frühgeburtlichkeit zu erklären.
Sub partu war ebenfalls ein Anstieg der operativen Interventionsrate zu beobachten, der aber durch den Einsatz der fetalen Skalpblutanalyse wieder reduziert werden konnte. Eine Absenkung der perinatalen Mortalität konnte bei diesen Studien zunächst nicht nachgewiesen werden, immerhin aber eine Reduktion von Neugeborenenkrämpfen in den ersten 24 Lebensstunden.
Prof. K. T. M. Schneider
Abteilung für Perinatalmedizin
Frauenklinik und Poliklinik rechts der Isar der TU München
Ismaninger Straße 22
81675 München
Email: KTM.Schneider@lrz.tu-muenchen.de