Aktuelle Urol 2008; 39(6): 459-467
DOI: 10.1055/s-2005-873229
Operative Techniken
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perkutane Nephrostomie

M.  Braun1 , U.  Engelmann1
  • 1Urologische Klinik, Universitätsklinikum Düsseldorf
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Publication Date:
31 October 2008 (online)

Einleitung

Die Einlage einer perkutanen Nephrostomie kann sowohl aus diagnostischer als auch therapeutischer Indikation erfolgen. Am häufigsten wird die Indikation zur akuten Entlastung eines symptomatisch obstruierten Nierenhohlsystems benigner oder maligner Genese gestellt. Die Indikation zur perkutanen Nephrostomie im Vergleich zur transurethralen endoluminalen Ureterschienung ist im Wesentlichen von der der Stauung zugrunde liegenden Pathologie abhängig. Zudem ist die kurzfristige Harnableitung mit perkutaner Nephrostomie insbesondere bei akuter steinbedingter Obstruktion mit einer besseren Lebensqualität vergesellschaftet als die endoluminale Ableitung [3]. Nach Einführung der hydrophil beschichteten Führungsdrähte gelingt dies nun in fast allen Fällen problemlos. So wird die Indikation heute in der überwiegenden Anzahl der Fälle bei malignen Grunderkrankungen gestellt [2].

Die größte Problematik besteht in der sonographischen Ortung des zu punktierenden Kelches. Dies bedarf sicherlich zum einen einer gewissen sonographischen Erfahrung des Operateurs, hängt aber auch mit der Lagerung des Patienten zusammen. So ist hier auf eine ausreichende und vor allem an der richtigen Stelle platzierte Anhebung des Unterbauches zu achten. Wichtig ist hierbei, dass der Rücken stark aufgewölbt ist und somit ein relativ großer Abstand zwischen den Unterkanten der 11. und 12. Rippen und der Spitze der Spina iliaca superior posterior entsteht. Damit wird genügend Raum geschaffen, das Nierenhohlsystem sonographisch darzustellen. Diese Lagerung erfordert von dem Patienten prinzipiell eine hohe Compliance, trotzdem ist es in den meisten Fällen möglich, die Anlage der Nephrostomie mit einer Lokalanästhesie durchzuführen.

Da im Nierenbecken insgesamt wesentlich geringere Drücke herrschen und auch die Tendenz zur Ausbildung eines Hochdruckrefluxes nicht besteht, kann im Gegensatz zu der Anlage einer Zystostomie bei Patienten, bei denen die Nephrostomie eine permanente Ableitung darstellt, eine etwas dickere Ballonnephrostomie verwendet werden. Allerdings stellt bei diesen Patienten auch die Implantation eines alloplastischen subkutan platzierten Harnleiterersatzes eine mögliche Therapiealternative dar [1].

Insgesamt ist unter Beachtung der unten aufgeführten Kontraindikationen und einer entsprechenden Platzierung des Patienten, trotz des für einen minimal-invasiven Eingriff weiten Komplikationsspektrums, die Einlage einer Nephrostomie ein mit einer geringen Rate an postinterventionellen Problemen (4,4 %) behafteter Eingriff. Da dieser Eingriff unter Notfallbedingungen häufig durchgeführt wird, gehört er zu dem sicher zu beherrschenden Repertoire eines jeden Urologen.

Literatur

  • 1 Heidenreich A, Ohlmann C, Braun M. Palliative subkutane Harnableitung bei maligner Ureterobstruktion (Detour-System).  Aktuel Urol. 2004;  35 429-442
  • 2 Mokhmalji H, Braun P M, Martinez Portillo F J. et al . Percutaneous nephrostomy versus ureteral stents for diversion of hydronephrosis caused by stones: a prospective, randomized clinical trial.  J Urol. 2001;  165 1088-1092
  • 3 Sampaio F J, Aragao A H. Anatomical relationship between the renal venous arrangement and the kidney collecting system.  J Urol. 1990;  144 1089-1093

PD Dr. med. Moritz  Braun

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