Allgemeine Homöopathische Zeitung 1959; 204(5): 191-204
DOI: 10.1055/s-2006-934935
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Die Ausbildung in der Homöopathie

Otto Leeser
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Publication Date:
13 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Die Homöopathie ist eine, und zwar eine sehr wertvolle praktische Methode der Heilkunde. Sie hat geordnetes Wissen von den Arzneiwirkungen zur Grundlage und muß daher auf wissenschaftliche Art und Weise gelehrt werden, wenn sie ihren rechtmäßigen Platz in der Medizin erhalten soll. Ihre Prinzipien, Vergleichen von Arznei- und Krankheitsbildern auf Ähnlichkeit hin, Prüfung der Arzneistoffe an gesunden Menschen, kleinste wirksame Dosis, unitas remedii, lassen sich dem gebildeten Arzt ohne Schwierigkeit als wohlbegründet und zweckmäßig aufzeigen. Übertriebene und dogmatische Behauptungen können dagegen einem Verständnis und einer Verständigung nur entgegenwirken. Die Arzneimittellehre ist ein Zweig der Wissenschaft. Die der Homöopathie eigene Ausweitung der Kenntnisse von den Arzneimittelwirkungen erfordert nicht weniger, sondern mehr wissenschaftliches Eindringen in das Tatsachenmaterial. Um verständlich und brauchbar zu sein, muß ein Arzneibild die Eigenart der wirksamen Substanz in ihren charakteristischen Wirkungen auf den Menschen deutlich machen; dabei wird der strukturelle Aspekt durch den funktionellen ergänzt. So kann dann die Arzneimittellehre in einen der Natur der Wirkstoffe gemäßen Zusammenhang gebracht werden. Wenn man die so gewonnenen Kenntnisse von den Arzneiwirkungen auf den individuellen Kranken anwenden will, so erweist sich das Vergleichen unverbundener Symptome und schematisches Repertorisieren als ebenso unzulänglich wie die Wahl eines Arzneimittels auf die Krankheitsdiagnose hin. Es muß vielmehr das einheitliche Ganze des kranken Organismus in seiner besonderen Situation bei der Wahl der Arznei den Ausschlag geben.

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