Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1991; 26(4): 226-231
DOI: 10.1055/s-2007-1000574
Fallbericht

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Tödliche Blutungskomplikation nach zentralem Venenkatheterismus bei behandelter Panzytopenie im Finalstadium

Medizinische und strafrechtliche KonsequenzenLethal Bleeding Complication after Central Venous Catheterisation in End-stage Pancytopenia - Medicolegal ConsequencesR. Scherer, M. Günnicker, A. Marichal, L. Stöcker
  • Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin (Direktor: Prof. Dr. med. L. Stöcker), Universitätsklinikum der GHS Essen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Januar 2008 (online)

Zusammenfassung

Nach dem Versuch der Anlage eines zentralen Jugularvenenkatheters bei einem Patienten mit Thrombozytopenie kommt es infolge massiver zervikaler Einblutung zu akuter Dyspnoe mit in- und exspiratorischem Stridor und schließlich während des erfolglosen Intubationsversuches zum Exitus. Das nachfolgende, mehr als fünfjährige staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren entlastet den zunächst allein beschuldigten Anästhesisten und zeigt, daß unter forensischen Gesichtspunkten der rechtswirksamen Einwilligung, der exakten Dokumentation vorgenommener Eingriffe und Therapien, der klaren Absprache mit Angehörigen und dem frühzeitig verfaßten ausführlichen epikritischen Bericht besondere Bedeutung zukommen. Nur so kann den gelegentlich medizinisch haltlosen Kausalketten der vermeintlich im Sinne der Angehörigen handelnden Rechtsanwälte begegnet werden. Der zentrale Venenkatheterismus bedarf insbesondere bei Risikopatienten der genauen Überprüfung der Indikation, der begründeten Wahl der richtigen Punktionstechnik sowie einer ausreichenden hämostaseologischen Vorbereitung und Nachsorge des Patienten insbesondere beim Auftreten von Komplikationen.

Summary

An attempt to insert a central venous catheter into the internal jungular vein of a patient suffering from pancytopenia failed and due to massive bleeding into the cervical tissue the patient developed severe dyspnoea and died during unsuccessful endotracheal intubation. A five-year judicial inquiry finally discharged the anaesthesiologist revealing that forensic aspects like a valid patient's consent, exact documentation of operations and therapies, clear arrangement with patient's relatives as well as an early detailed written epicrisis play a major role. This may be the only way to early counteract medically inane causal relationship being presented by the relative's advocate. Especially in the patient at high risk central venous catheterisation requires strict checking the indication, the corresponding choice of the correct technique during venipuncture, and a sufficient haemostatic pretreatment and care after catheterisation.

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