Fortschr Neurol Psychiatr 1980; 48(2): 101-109
DOI: 10.1055/s-2007-1002370
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Epilepsie aus sozialmedizinischer Sicht*

Epilepsy from the Sociomedical AspectR.  Hoppe *Aus dem Hygiene-Institut (Prof. Dr. Schlipköter) der Universität Düsseldorf im Auftrage der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz
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Publication Date:
07 January 2008 (online)

Abstract

Epilepsia is discussed under the aspects of social insurance, especially its consequences on mortality, morbidity, and inability to work. Published data on epilepsia relevant to the patients studied in the district covered by the Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz are reviewed.

The histories of 269 insured patients with epilepsia who had received annuity for the first time in 1969/70 from the Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz, were evaluated 8-9 years later. By that time, 21.9 % of the patients had died, 22.7 % received old age annuity, 2.6 % lost their annuity, and 0.7 % had received annuity for a limited time only. 52.1 % received annuity because of invalidity and may therefore be classified as permanent social security recipients. 59 of the patients covered by the study had died. The mortality rate was greatest in the first and 6th year after receiving annuity (20 %), while the average mortality rate was about 10 % per year.

In another group of patients who received medical care by the Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz because of epilepsia 8-9 years earlier, the present status of their insurance was studied. Of these patients 69 % had not yet applied for annuity, 7 % had died, 5.4 % received old age annuity and 18.6 % received permanent annuity because of invalidity.

It is pointed out that general and legislative prejudices adversely affect social rehabilitation. Special problems of expertises for annuity insurance and problems arising from the bill on physical disability are discussed.

Zusammenfassung

Die Epilepsie wird vorwiegend aus der Sicht der Rentenversicherung behandelt. Von den Literaturangaben über Behandlungserfolge, Langzeitergebnisse und Fragen der Berentung und Rehabilitation werden einige von denen aufgeführt, die in etwa dem Personenkreis entsprechen, der im Bereich der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz untersucht wurde. Ferner wird auf Fragen der Mortalität, der Morbidität und der Arbeitsunfähigkeit eingegangen.

Dem Schicksal der in den Jahren 1969/70 im Bereich der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz wegen Epilepsie berenteten 269 Versicherte wurde 8-9 Jahre später nachgegangen. Danach waren 21,9 % verstorben, 22,7 % waren Altersrentner geworden, in 2,6 % hatte es sich um Rentenentziehungen und in 0,7 % um Zweitrenten gehandelt. 52,1 % bezogen noch immer eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsrente und dürften als Dauerrentner gelten. Die Todesjahre der Verstorbenen (n = 59) wiesen im 1. und 6. Jahr nach Rentengewährung höhere Todesraten um 20 % auf, während sie im allgemeinen um 10 % jährlich lagen.

In einem zweiten Kollektiv wurde untersucht, welche versicherungsrechtliche Situation bei den Versicherten bestand, die vor 8-9 Jahren eine Heilmaßnahme wegen Epilepsie im Bereiche der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz mitmachten. 69,0 % von ihnen hatten keinen oder noch keinen Rentenantrag gestellt, 7,0 % waren bereits verstorben, 5,4 % waren mittlerweile Altersrentner geworden und 18,6 % belasteten den Rentenversicherungsträger bereits auf Dauer mit einer Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsrente.

Es wird darauf eingegangen, wie sehr die soziale Rehabilitation noch immer durch massive, nicht immer zutreffende Vorurteile erschwert wird, ferner auf die Besonderheiten der Begutachtung für die Rentenversicherung und nach dem Behindertengesetz.