Laryngorhinootologie 1983; 62(7): 312-314
DOI: 10.1055/s-2007-1008439
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Zervikalnystagmus durch Propriozeptoren der Halswirbelsäule*

Cervical Nystagmus Caused by the Proprioceptors of the NeckU. Reker
  • Univ.-Hals-Nasen-Ohrenklinik Kiel (Direktor: Prof. Dr. H. Rudert)
* Auszugsweise vorgetragen auf dem Nordwestdeutschen Hals-Nasen-Ohrenkongreß, Hamburg, 8. 10. 1982
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Ein konkreter Hinweis auf zervikale Genese vestibulären Schwindels ist der pathologische Nystagmus, der bei Drehung des Rumpfes gegenüber dem im Raum fixierten Kopf auftritt. Ein solcher Zervikalnystagmus kann eine vaskuläre Ursache über Kompression der Arteriae vertebrales oder eine propriozeptive Ursache haben über die Gelenksrezeptoren der oberen Halswirbelsäule („zerviko-okulärer Reflex”) bzw. möglicherweise durch funktionelle Störungen der Halswirbelsäule. Die dynamischen Eigenschaften des zerviko-okulären Reflexes können nur bei Patienten mit isoliertem beidseitigen Labyrinthausfall untersucht werden, da der Reflex beim gesunden Menschen so stark zurückgedrängt ist, dass er nicht mehr analysierbar ist.

Wir fanden bei 5 Patienten mit isoliertem beidseitigen Vestibularisausfall einen kräftigen zerviko-okulären Reflex. Die detaillierten Untersuchungen zeigten, dass der Nystagmus nur während („phasischer Reflex”) der Verdrehung des Kopfes gegenüber dem Rumpf auftritt. Bei Verharren in den Extrempositionen besteht dagegen kein propriozeptiver Nystagmus mehr.

Im Gegensatz hierzu zeigt ein vaskulär bedingter Zervikalnystagmus eine Latenzzeit nach der Verdrehung des Kopfes gegenüber dem Rumpf und ein längeres Anhalten oder sogar eine Verstärkung bei Verharren in der Extremposition.

Vor der Annahme der zervikalen Genese eines vestibulären Schwindels sollte die Prüfung auf Zervikalnystagmus erfolgen. Ein Zervikalnystagmus bildet den einzigen konkreten Hinweis auf die - oft unkritisch - ausgesprochene Beziehung zwischen Halswirbelsäule und Schwindel.

Summary

A pathological nystagmus, occurring during turning of the trunk in relation to the head, which is held stationary in space, clearly points towards a cervical origin of vestibular vertigo.

Such a cervical nystagmus may have a vascular origin by the compression of the arteriae vertebrales, or a proprioreceptive origin via the upper neck joints, or it may possibly be due to functional disturbances of the upper cervical spine.

The dynamic characteristics of the so-called cervico-ocular reflex can be examined only in patients with non-functioning labyrinths, since in a healthy person the reflex is so strongly suppressed that it cannot be analyzed any more.

In five patients with isolated bilateral complete vestibular deficiencies, we found a strong cervico-ocular reflex. Detailed examinations showed that nystagmus occurred during turning of the body in relation to the head („phasic neck reflex”). On the other hand, when remaining in the extreme positions, the proprioreceptive nystagmus does not persist.

Contrary to this, a cervical nystagmus due to vascular causes shows a latency period after torsion of the neck and increases if the head remains in the extreme position.

Before assuming a cervical origin of a vestibular vertigo, an examination for cervical nystagmus should be carried out. Such a cervical nystagmus is the only definite pointer towards a relation between an upper cervical spine syndrome and vertigo, which is sometimes assumed rather uncritically.