Aktuelle Neurologie 1985; 12(2): 41-44
DOI: 10.1055/s-2007-1020762
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Somatosensibel evozierte Potentiale bei Großhirnhemisphärenläsionen (Beinnervenstimulation)

Somatosensory Evoked Potentials in Hemispherical Lesions (Stimulation of Leg Nerves)A. Ebner, C. H. Lücking
  • Abt. Klinische Neurologie und Neurophysiologie Freiburg (Prof. C. H. Lücking)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. Januar 2008 (online)

Zusammenfassung

Somatosensibel evozierte Potentiale, die durch elektrische Stimulation des N. tibialis posterior ausgelöst werden (Tib-SEP), wurden an Patienten mit Großhirnhemisphärenerkrankungen unterschiedlicher Ätiologie abgeleitet. Bei allen Patienten war die Zentralregion mit einbezogen. Das Tib-SEP weist unter Normalbedingungen, aber auch bei Ableitungen während der Narkose eine stabile Konfiguration auf. Die Tib-SEP der hier untersuchten Patienten zeigen eine Änderung hauptsächlich der Form und nur selten der Latenz. Die Komponenten 1 (P40/N50) und 2 (P60/N70) können hierbei selektiv betroffen sein. Neben dem Ausfall aller Komponenten kann die 2. Komponente einseitig oder beidseits isoliert vermindert oder aufgehoben sein oder aber auch die 1. oder 2. Komponente eine einseitige Amplitudenerhöhung zeigen. Bei einem Patienten mit einem Myoklonussyndrom fanden sich deutlich überhöhte SEP (»giant«-SEP) auffälligerweise nur nach N. medianus-Stimulation, nicht aber bei den Tib-SEP. Die Ergebnisse zeigen, dass Änderungen der 1. und 2. Komponente des Tib-SEP bei Hemisphärenprozessen Aufschluß über Störungen der somatosensiblen Afferenzen im thalamokortikalen Bereich geben können.

Summary

Somatosensory evoked potentials elicited by electrical stimulation of the posterior tibial nerve (tibial-SEP) were recorded in patients with cerebral lesions of various origin. The somatosensory cortex was involved in all cases. The normally highly stable wave form of the tibial SEP, which is also preserved under surgical anaesthesia, shows an alteration mainly of the form, and only rarely a latency shift. The two components (P40/N50 and P60/N70) can be affected separately. Apart from the loss of all components, a clear amplitude reduction of the second component may be observed uni- oder bilaterally. A unilateral enhancement of the first or the second component may also occur. In one patient with a generalised myoclonus syndrome, giant SEP were found only after stimulation of the median nerves, whereas tibial SEP were of normal amplitude. Tibial SEP in disorders of the cerebral hemispheres can reveal alterations of the somatosensory afferente at the thalamocortical level of the neuraxis.

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