Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2008; 13(3): 154-159
DOI: 10.1055/s-2007-963540
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Praxisnetze in Deutschland

Aktuelle Übersicht und Strukturmerkmale ausgewählter PraxisnetzePhysician Networks in GermanyExisting networks and Characteristics of Selected NetworksS. Fleßa1 , L. Wendler1
  • 1Lst. für Allgemeine BWL und Gesundheitsmanagement, Greifswald
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Publication Date:
16 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Ziel: Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die regionale Verteilung von Praxisnetzen in Deutschland. Weiterhin stellt sie Strukturmerkmale ausgewählter Praxisnetze vor. Grundlegend war das Ziel, Anhaltspunkte für die strategische Entwicklung eines bestehenden Praxisnetzes in Mecklenburg-Vorpommern zu liefern. Methodik: Die Erhebung der Praxisnetze erfolgte einerseits durch eine Internetrecherche, andererseits durch eine Befragung der Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland. Die Strukturmerkmale ausgewählter Netze wurden mithilfe eines Fragebogens erhoben. Die Auswahl der Netze verfolgte einerseits das Ziel, die regionale Verteilung prozentual widerzuspiegeln, andererseits sollte eine Vergleichbarkeit mit dem Praxisnetz in Mecklenburg-Vorpommern gegeben sein. Ergebnis: Zum Stichtag 30. September 2006 wurden 302 Praxisnetze in Deutschland ermittelt. Für die Fragebogenerhebung wurden 82 Praxisnetzen befragt, 24 davon haben ihre Daten zur Verfügung gestellt. Es zeigt sich, dass die Praxisnetze zwar im Durchschnitt relativ groß sind (Median 59), jedoch ihre organisatorische Entwicklung in der Regel noch nicht sehr weit reicht. Sogenannte „Praxisnetze der zweiten Generation” mit einheitlichem Management und umfassenden Aufgaben (inklusive der Integrierten Versorgung) sind selten. Schlussfolgerung:Praxisnetze können einen wichtigen Beitrag zur besseren Versorgung der Bevölkerung und zur Erhöhung der Effizienz im ambulanten Sektor leisten. Hierzu müssen sie allerdings weiterentwickelt werden. Dies erfordert auch die Bereitschaft der niedergelassenen Ärzte, Einschnitte ihrer Autonomie hinzunehmen.

Abstract

Aim: The objective of this study is to a provide an overview of the regional distribution of physician networks in Germany. Furthermore, basic characteristics of selected networks are presented. Underlying is the objective to support an existing physician network in North-East Germany with insights for their own strategic development. Method: We conducted a census of physician networks in Germany based on an internet search and data from doctors’ panel associations of Germany. Characteristics of selected networks were sought by a questionnaire. We selected the networks with the objectives to represent the regional distribution and to be comparable to the physician network in North-East Germany. Results: On September 30, 2006, we found 302 networks in Germany. The questionnaire was sent to 82 networks, 24 responded. It was analysed that the networks are on average quite big (median 59), but their organisational development has not yet gone very far. So-called “physician networks of the second generation” are rare exemptions. Conclusion: Physician networks can contribute to a better health care system and increase efficiency in the ambulatory care sector. However, they must be developed on. This will also mean that physicians will have to accept interference into their own autonomy.

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Steffen Fleßa

Lst. für Allgemeine BWL und Gesundheitsmanagement

Friedrich-Loeffler-Straße 70

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