Allgemeine Homöopathische Zeitung 2007; 252(4): 180-186
DOI: 10.1055/s-2007-968127
Originalia

Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & CO. KG

Homöopathie - Eine Frage des Stils

Statt Paradigmenwechsel den eigenen Denkstil pflegenRainer G. Appell
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Juli 2007 (online)

Zusammenfassung

Seit Thomas S. Kuhn in seinem Werk „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen” den Begriff des Paradigmas neu formulierte, wird aus homöopathischen Kreisen immer wieder die Forderung nach einem Paradigmenwechsel bzw. nach der Überwindung des Paradigmenstreites erhoben. Mit der Erinnerung an das Werk von Ludwik Fleck wird stattdessen auf den Begriff des Denkstils und Denkkollektivs rekurriert. Homöopathie wie Schulmedizin besitzen einen eigenen Denkstil oder je nach ihren Denkkollektiven eigene Denkstile, die selbstbewusst gepflegt werden sollten. Gegenseitige Toleranz ist gefragt.

Summary

Since Thomas S. Kuhn explained the term paradigm anew in his work „The Structure of Scientific Revolutions”, in homeopathic circles the change of paradigm resp. the overcoming of the dispute in paradigms is claimed. Remembering the work of Ludwik Fleck we instead recur to the terms mode of thinking and collective of thinking. Homeopathy like conventional medicine have their own mode of thinking or, according to their collectives of thinking, particular modes of thinking, which should be taken care of self-confidentally. Mutual tolerance is demanded.

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Anschrift des Verfassers:

Dr. Rainer G. Appell

Kulmer Str. 18

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