Laryngorhinootologie 1999; 78(2): 73-76
DOI: 10.1055/s-2007-996834
Otologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Cisplatinototoxizität im Kindesalter*

Ototoxicity of Cisplatin in ChildrenTh. Stark1 , G. Borkowski1 , A. Hildmann2
  • 1Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. H. Hildmann)
  • 2Institut für Pädaudiologie und Phoniatrie der Universität Witten/Herdecke an der Vestischen Kinderklinik Datteln (Dr. A. Hildmann)
* Auszugsweise vorgetragen auf der 69. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie in Hannover (20.-24. Mai 1998) Herrn Prof. Dr. H. Hildmann zum 60. Geburtstag gewidmet.
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die auf einer Haarzellschädigung beruhende Ototoxizität des Cisplatin ist seit längerem bekannt. Die Angaben der existierenden Studien weichen bezüglich Schweregrad und Häufigkeit der Hörstörungen deutlich voneinander ab. Methode: In der vorliegenden Arbeit analysierten wir die Daten von 13 Kindern, die wegen unterschiedlicher Tumorleiden im Rahmen einer Kombinationschemotherapie mit Cisplatin behandelt wurden. Dabei standen folgende Fragestellungen im Vordergrund: Wie hoch ist die Inzidenz der cisplatinbedingten Hörschäden in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, Tumorart und Gesamtdosis des verabreichten Cisplatins? In welchem Ausmaß hat die zusätzliche Applikation von weiteren oto-toxischen Medikamenten eine Auswirkung auf die Ototoxizität? Ergebnisse: 8 der 13 untersuchten Kinder zeigten ein altersentsprechendes regelrechtes Hörvermögen, 3 einen bilateralen und ein Kind einen einseitigen Hörverlust. Bei einem Kind fand sich eine Verschlechterung eines vorbestehenden Hörschadens. Ein Zusammenhang zu Alter, Geschlecht, Tumorart oder applizierter Cisplatindosis zeigte sich nicht. 6 Kinder wurden aufgrund einer Sepsis mit Aminoglykosidantibiotika therapiert. 3 der Kinder erlitten oben beschriebenen beidseitigen Hörverlust, so dass ein Synergismus in bezug auf die Ototoxizität bei gleichzeitiger Gabe von Cisplatin und Aminoglykosidantibiotika diskutiert werden muß. Schlußfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass Cisplatin insbesondere in Kombination mit anderen ototoxischen Medikamenten relevante Hörschäden auch bei kleinen Kindern verursachen kann. Da prädisponierende Faktoren für die Entwicklung einer Hörschädigung bis auf oben beschriebenen Synergismus nicht angegeben werden können, müssen alle Kinder unter Cisplatintherapie engmaschigen Hörkontrollen unterzogen werden.

Summary

Background: The ototoxicity of cisplatin has long been well known for its damage to hair cells. However, the results of published studies vary widely with respect to the intensity and frequency of auditory damage. Methods: We analyzed the data of 13 young children that have been treated with cisplatin for varying tumor diseases in established combination chemotherapy. The study focused on these major questions: How high is the rate of cisplatin-related incidents of hearing loss in relation to age, sex, nature of tumor, and total dosage of the administered cisplatin? How much does the supplementary application of further ototoxic medications affect the ototoxicity itself? Results: Eight of 13 children examined showed regular hearing capacities in conformity with their age-group, 3 showed a bilateral, and one child showed an one-sided loss of auditory capacity. Deterioration of preexisting auditory damage was observed in one child. No relation to age, sex, nature of tumor, or dosage of administered cisplatin was established. Bilateral hearing loss occurred in three of these children, which indicates that possible synergy of aminoglycoside antibiotics and cisplatin should be investigated with respect to ototoxicity. Conclusion: The results indicate that cisplatin, especially in combination with other ototoxic drugs, can lead to severe hearing loss in young children. Since factors other than the possible synergy discusses above favorable to the development of auditory damage cannot be specified, every child under cisplatin therapy should undergo auditory checkups at brief intervals.

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