Pneumologie 2008; 62(5): 295-296
DOI: 10.1055/s-2008-1038122
Pneumologische Bilder
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Synkope bei der Lungenfunktionsprüfung

Syncope During Lung Function TestingD.  Franzen1 , M.  Halbach2
  • 1Praxis für Herz- und Lungenkrankheiten, Köln
  • 2Klinik III für Innere Medizin, Herzzentrum Uniklinik Köln
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Publication History

eingereicht 21.1.2008

akzeptiert 4.2.2008

Publication Date:
13 March 2008 (online)

Im Rahmen einer routinemäßigen Kontrolluntersuchung erlitt ein 44-jähriger Patient eine kurze Synkope beim FEV1-Manöver der Lungenfunktionsprüfung. Der sportlich sehr aktive Patient berichtete über eine seit Tagen bestehende Verschlechterung seines seit Jahren bekannten exogen-allergischen Asthma bronchiale nach einem Infekt während einer Mountainbike-Tour. Bei der klinischen Untersuchung zeigten sich die Folgen eines frischen Zungenbisses und eine Amnesie hinsichtlich der soeben durchlebten Synkope. In der Bodyplethysmographie zeigte sich eine geringgradige Einschränkung der FEV1 (3,5 l = 78 %), Überblähung (RV 2,8 l = 127 %) und Atemwiderstandserhöhung (sRAW tot 1,41 kPa/l* s = 124 %), die unter Akutbroncholyse vollständig reversibel waren. Die weiteren Untersuchungen inklusive EKG und Echokardiographie waren unauffällig. Bei völliger Beschwerdefreiheit wurde circa 60 Minuten nach der Synkope ein Langzeit-EKG angelegt und am gleichen Tag eine neurologische Untersuchung veranlasst, die einen Normalbefund ergab. Die Auswertung des Langzeit-EKG am Folgetag zeigte bereits wenige Minuten nach Aufzeichnungsbeginn eine Serie nichtanhaltender ventrikulärer Tachykardien mit einer maximalen Herzfrequenz von 206/min ([Abb. 1]) und um 5 Uhr morgens eine über circa 5 Minuten anhaltende ventrikuläre Tachykardie mit einer Frequenz von 199/min, sodass der Patient unmittelbar in das Herzzentrum der Universitätskliniken Köln eingewiesen wurde. Die am gleichen Tage durchgeführte Herzkatheterdiagnostik konnte eine koronare Herzerkrankung ausschließen. Unter hochgradigem Verdacht auf eine Myokarditis wurde eine Betablockertherapie eingeleitet und der Patient nach 3 Tagen entlassen. Wegen erneuten Nachweises von salvenartigen ventrikulären Extrasystolen wurde die Therapie von dem betreuenden hausärztlichen Internisten auf Amiodaron umgestellt. Da der Patient auch hinsichtlich seines Asthma bronchiale unter Betablockade beschwerdefrei war, wurde auf eine weitere Umstellung der Therapie verzichtet.

Abb. 1 Monomorphe ventrikuläre Tachykardie als wahrscheinliche Ursache einer Synkope bei der Lungenfunktionsprüfung.

Was die Effektivität medikamentöser Therapie bei lebensbedrohlichen ventrikulären Tachykardien betrifft, konnte mit der Ausnahme von Betablockern bislang keine effektive Prävention unter den gegenwärtig verfügbaren Antiarrhythmika nachgewiesen werden [1] [2]. Aus pneumologischer Sicht ist hervorzuheben, dass bei asthmatischen Patienten die elektrophysiologische Ablationsbehandlung als Therapie der Wahl von symptomatischen ventrikulären Therapien einzustufen ist (Klasse 1 Empfehlung der ACC/AHA/ESC Guideline, Evidenz Level C) [3], in der akuten Phase einer Myokarditis jedoch nicht unumstritten ist.

Literatur

  • 1 Reiter M J, Reiffel J A. Importance of beta blockade in the therapy of serious ventricular arrhythmias.  Am J Cardiol. 1998;  82 91-191
  • 2 Ellison K E, Hafley G E, Hickey K. et al . Effect of beta-blocking therapy on outcome in the Multicenter UnSustained Tachycardia Trial (MUSTT).  Circulation. 2002;  106 2694-2699
  • 3 ACC/AHA/ESC . Practice guidelines. ACC/AHA/ESC 2006 Guidelines for management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death.  JACC. 2006;  48 e247-e346

Prof. Dr. med. Damian Franzen

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50937 Köln

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