Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2008; 40(1): 36-39
DOI: 10.1055/s-2008-1044042
Praxis
Behandlungsprobleme
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Früherkennung von Blutungen bei der Hochdosis-Chemotherapie in der Aplasie-Phase

Fritz Holtz
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Publication Date:
02 April 2008 (online)

ZUSAMMENFASSUNG

Eine Kurve der Thrombozyten-Konzentration n(Th) im geeigneten Maßstab liefert wertvolle Informationen für den behandelnden Arzt; erforderlich sind nur tägliche Blutabnahmen, bzw. halbtägliche, wenn n(Th) < 50 Stück/nl.

Eine Blutung reduziert die Zahl der Thrombozyten - der Beginn einer Blutung ist in der Kurve deutlich als Abknicken der Kurve nach unten erkennbar.

Die Halbwertszeit der „alten” Thrombozyten ergibt sich aus dem „Gefälle” der Kurve zu Beginn der Aplasie. Sie kann bei einigen Patienten deutlich unter den Literaturwerten von 7-12 Tage liegen, d. h. bei diesen Patienten muss - früher als bisher erwartet - mit einer Transfusion von Thrombozyten gerechnet werden.

Der Beginn einer Blutung kann bereits bei einer relativ hohen Thrombozyten-Konzentration von 30 Stück/nl erfolgen. In einigen Krankenhäusern wird erst bei n(Th) = ca. 10 Stück/nl mit einer Blutung gerechnet. Empfehlung: Bereits bei n(Th) < 50 Stück/nl sollte mittels halbtäglicher Blutabnahmen kontrolliert werden. Die Risiken für den Patienten in der Aplasie könnten dadurch verringert werden. Die Mehrkosten liegen bei ca. 8 € pro Blutabnahme und Auswertung, bzw. bei ca. 50 € pro Patient.

Bei Patienten mit den oben genannten kritischen Eigenschaften kann es daher relativ früh zu Blutungen kommen.

Die Genauigkeit der Laboranalysen bezüglich der Thrombozyten-Konzentration im Blut ist besser als 5 %. Auswertefehler kommen vor - „Ausreißer” in der Thrombozyten-Kurve sollten sofort durch eine erneute Blutprobe bestätigt bzw. korrigiert werden.

Thrombozyten, versehen mit Frostschutzmitteln, können sehr lang gelagert werden und stünden in Notfällen sofort zur Verfügung.

Entsprechende Auswertungen - mit anderen Maßstäben - werden bei anderen Therapien vorgeschlagen.

01 Die gespendeten Thrombozyten wurden gezählt, der Anstieg der Thrombozyten-Konzentration (von 5 nach 6) kann aus der Kurve entnommen werden. Unter der Voraussetzung eines Blutvolumens von 5,8 l ergibt sich der oben genannte Prozentsatz.

Literatur

  • 01 Kroll C, Mueller-Eckhardt C. Therapie mit Thrombozyten. In: Mueller-Eckhardt C, Kiefel V (Hrsg.): Transfusionsmedizin. 3. Aufl. Berlin/Heidelberg; Springer 2004: 394 ff

Korrespondenzadresse

Prof. Dipl.-Physiker Fritz Holtz

Edlinger Str. 76

83071 Stephanskirchen/Rosenheim

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