Klin Monbl Augenheilkd 1991; 198(6): 562-571
DOI: 10.1055/s-2008-1046033
Aus der Praxis - für die Praxis

© 1991 F. Enke Verlag Stuttgart

Spendergewebe für die Keratoplastik - Erfahrungsbericht aus der Hamburger Hornhautbank

The Hamburg System of Corneal PreservationM. Böhnke
  • Universitäts-Augenklinik Bern (Direktor: Prof. Dr. F. Körner)
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Publication History

Manuskript erstmals eingereicht 1.12.1989

zur Publikation in der vorliegenden Form angenommen 10.1.1990

Publication Date:
11 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Für die Versorgung mit Spendergewebe zur Keratoplastik wurde 1982 an der Universitäts-Augenklinik Hamburg eine Hornhautbank eingerichtet. Von 2274 dokumentierten und untersuchten Spenderhornhäuten wurden 1535 für die Hornhautkonservierung präpariert. Die früher übliche Methode der Lagerung in gekühlten Kulturmedien wurde durch die Organkultur ersetzt, die eine optimale Vitalität des Endothels ermöglicht. Ausgehend von der Methode nach Sperling, konnten wir ein optimiertes Verfahren zur Untersuchung und Kultivierung des Gewebes, insbesondere des Endothels entwikkeln. Die Organkultur ermöglicht die Gewinnung von Spenderhornhäuten mit post mortem-Zeiten bis zu 50 Stunden, wobei die Kultur selbst als Vitalitätstest dient. Im Unterschied zu den Verfahren der meisten Hornhautbanken wird bei uns eine Endotheluntersuchung vor der Organkultur, eine weitere Untersuchung vor der Transplantation mit Feststellung der Endotheldichte durchgeführt. Dadurch kann ein primäres Transplantatversagen durch degenerative Endothelveränderungen vermieden werden. Durch die in Hamburg entwickelte Methode der Endothel-Untersuchung im Phasenkontrastmikroskop, bei der Vitalfärbungen nicht erforderlich sind, konnten morphologische Kriterien für Transplantierbarkeit entwickelt und erprobt werden. Seit 1985 werden in Hamburg ausschließlich kultivierte Hornhäute transplantiert. Seit 1982 wurden 1101 Hornhäute transplantiert, davon 712 nach „Konservierung” und 389 aus „frischen” Spenderbulbi. Die Patienten werden in einer Studie 5 Jahre lang weiter kontrolliert. Aus dem Vergleich der Endotheldichten bei 327 Patienten zeigte sich, dass Spendergewebe aus der Organkultur im Vergleich mit direkt transplantiertem Gewebe keine Nachteile aufweist.

Summary

We report on or experience with the evaluation, preservation and clinical grafting of corneal donor tissue. From a total of 2274 documented donor corneae about 1535 specimens were subjected to a corneal perservation procedure. Refrigerated storage of donor tissue has been completely replaced by corneal tissue culture. On the basis of the tissue culture techniques of Sperling, improved methods to culture and evaluate donor tissue were developed. Using organ-culture as a preservation system, post mortem intervals for donor tissue could be extended to 50 hours. Organ culture in this respect serves as a viability test, as the donor endothelium is examined before culture and again before grafting. Thus, primary graft failures caused by degenerative endothelial cell changes could be avoided. Using phase microscopy, we developed criteria for the prognostic evaluation of corneal endothelium without vital staining. From a total number of about 1101 clinical grafts, 712 were taken from corneal preservation and 389 from refrigerated globes. Since 1985 exclusively tissue-cultured donor corneae are used for transplantation. A clinical follow-up of 327 patients showed cultured tissue to be at least equal to “fresh” corneal grafts.