Klinische Neurophysiologie 1999; 30(3): 160-168
DOI: 10.1055/s-2008-1060099
Originalia

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Geschlechtsspezifische Amplituden- und Kohärenzveränderungen im Ruhe-EEG

Sex-Specific Amplitude and Coherence Changes in the EEG at RestB. Rescher, H. Petsche, P. Rappelsberger
  • Institut für Neurophysiologie der Universität Wien
Further Information

Publication History

Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

Sex-specific EEG differences with open versus closed eyes were studied by means of spectral analysis in two groups each of 15 females and males. Between 0.5 and 25.0 Hz the EEG was divided into ten frequency bands. For each of them, the following parameters: amplitude at the 19 recording positions, and coherence between all possible electrode combinations, were computed for periods of 2 min. Here are the main results:

  1. With opened eyes coherence in theta, alpha and beta decreases frontally in both genders; in the posterior regions it increases in males in particular in alpha 1 (8.0-10.0 Hz) and beta 3 (18.0-20.0Hz), which is interpreted as a sex-specific difference in visual information processing. The observed frequencies in changes of amplitude and coherence in women and men are tabulated.

  2. Deltal (0.5-2.5 Hz) shows differences in coherence and indicates increased interhemispheric co-operation with open eyes, more distinctly in males than in females. A possible metabolic reason for this is discussed.

Zusammenfassung

Geschlechtsspezifische EEG-Veränderungen bei offenen gegenüber geschlossenen Augen wurden an zwei Gruppen von je 15 Frauen und Männern spektralanalytisch untersucht. Das EEG beider Gruppen wurde in je zehn Frequenzbänder zwischen 0,5 und 25,0 Hz zerlegt. Amplituden an den 19 Ableitpositionen und Kohärenzen zwischen allen möglichen Elektroden Kombinationen wurden von EEG-Perioden von 2 min Dauer berechnet. Im wesentlichen wurden folgende Ergebnisse erzielt:

  1. Bei offenen Augen nimmt die Kohärenz gegenüber geschlossenen Augen frontal in Theta, Alpha und Beta in beiden Gruppen ab; über den posterioren Regionen nimmt sie dagegen bei Männern vor allem im Alpha-1-Band (8,0-10,0 Hz) und im Beta-3-Band (18,0-20,0 Hz) zu, was auf eine unterschiedliche visuelle Informationsverarbeitung bei Frauen und Männern schließen läßt. Die dabei beobachteten Häufigkeiten in den Amplituden- und Kohärenzveränderungen bei Frauen und Männern werden tabellarisch aufgelistet.

  2. Das Delta-1-Band (0,5-2,5 Hz) zeigt Unterschiede zwischen den Geschlechtern und weist auf verstärkte interhemisphäri-sche Kooperation bei offenen Augen hin, bei Männern deutlicher als bei Frauen. Eine metabolische Grundlage dieses Befundes wird diskutiert.

    >