Gesundheitswesen 2020; 82(04): 306-312
DOI: 10.1055/a-0839-4283
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gründe für den Ausstieg aus dem Arztberuf und Determinanten, eine ärztliche Tätigkeit wiederaufzunehmen: eine qualitative Studie mit ehemaligen Teilnehmern eines Wiedereinstiegsseminars

Determinants of Leaving and Resumption of Medical Profession: A Qualitative Study with Former Participants In a Re-Entry Seminar
Anna-Lena Dávila Izaguirre
1   Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Schleswig Holstein – Campus Lübeck, Lübeck
,
Dagmar Schneider
2   Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin KoStA Bayern, Bayerische Landesärtzekammer, München
,
Jost Steinhäuser
1   Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Schleswig Holstein – Campus Lübeck, Lübeck
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. März 2019 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund In Deutschland existiert ein zunehmender Bedarf an Ärzten. Zeitgleich gibt es viele approbierte Ärzte, die nicht ärztlich tätig sind. Diese wieder für eine ärztliche Tätigkeit zu gewinnen, wäre eine Maßnahme, dem Gesundheitssystem zeitnah Ärzte zuzuführen. Ziele der Studie waren daher die Exploration individueller Gründe für den Berufsausstieg sowie für die Entscheidung, zurück in den ärztlichen Beruf zu kehren. Ferner sollte der Stellenwert einer Teilnahme an einem Wiedereinstiegsseminar bei diesem Prozess erhoben werden.

Methodik Im Rahmen einer qualitativen Studie wurden 28 halbstrukturierte Interviews mit ehemaligen Teilnehmern an einem Wiedereinstiegsseminar der Bayerischen Landesärztekammer geführt. Diese wurden mit einem Diktiergerät aufgenommen, pseudonymisiert, transkribiert und entsprechend der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse Gründe, die zu einer Berufspause führten, waren die Familiensituation, unattraktive Arbeitsbedingungen, ein Wohnortswechsel sowie die Stellensituation zu Zeiten der „Ärzteschwemme“. Beweggründe für die Wiederaufnahme der ärztlichen Tätigkeit waren weniger Anforderungen durch die Familie, finanzielle Notwendigkeit, die Befürchtung, den beruflichen Anschluss zu verpassen, Unterforderung in der aktuellen Tätigkeit sowie Wunsch nach Bestätigung. Das Wiedereinstiegsseminar wurde mehrheitlich als „ausschlaggebend“ auf dem Weg zurück in die ärztliche Tätigkeit genannt. Positive Aspekte waren hier der Austausch mit Gleichgesinnten und das wiedergewonnene Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Schlussfolgerung Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen, ist eine zentrale Aufgabe, um dem Verlust von hochqualifizierten Arbeitskräften vorzubeugen. Wiedereinstiegsseminare sollten gezielt die Aspekte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Ängste und Peeraustausch adressieren.

Abstract

Background There is an increasing demand for physicians in Germany. At the same time, there are many licensed doctors who are not actively working as physicians. To win them back to their original field of expertise would be a policy to bring doctors into the health care system in a timely manner. The aims of this study were therefore, on the one hand, to explore individual reasons for leaving the medical profession and for deciding to return to the medical profession. Furthermore, the value of participating in a re-entry seminar was assessed in this process.

Methodology As part of a qualitative study, 28 semi-structured interviews were conducted with former participants in a re-entry seminar of the Bavarian Medical Association. These were recorded with a dictaphone, pseudonymised, transcribed and evaluated according to Mayringʼs qualitative content analysis.

Results Reasons that led to a career break were the family situation, unappealing working conditions, a change of residence as well as the mediocre job situation at the time of the so-called “doctor flood”. The reasons for the resumption of medical work were decreased familial demands, financial necessity, the fear of missing oneʼs professional connection, being under-challenged in the current job and the desire for approval. The re-entry seminar was evaluated by the majority as being “decisive” on the way back to the medical profession. Positive aspects were the exchange with like-minded people and the regained self-confidence in oneʼs own abilities.

Conclusion Making it possible to combine family and career is a central task in preventing the loss of highly qualified workers. Re-entry seminars should specifically address the aspects of compatibility of family and career, individual fears and peer exchange.

 
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