Gesundheitswesen 2021; 83(10): 835-843
DOI: 10.1055/a-1173-9771
Originalarbeit

Die Bedeutung qualitativ hochwertiger Entlassbriefe: Eine empirische Untersuchung

The Importance of High Quality Discharge Letters: An Empirical Investigation
Gerlinde Piepenhagen
1   Psychiatrie, Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Rheinland-Pfalz, Alzey
,
Bernd Röhrig
2   Rehabiliation, Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Rheinland-Pfalz, Alzey
,
Wolfgang Eirund
3   Psychiatrie, Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Katzenelnbogen
,
Christa Roth-Sackenheim
4   Neurologie – Psychiatrie – Psychotherapie, Zentrum für Neurologie und seelische Gesundheit, Andernach
,
Markus Steffens
5   Psychiatrie, Klinik Hohe Mark, Oberursel (Taunus)
› Institutsangaben

Zusammenfassung

Einleitung Der Entlassbrief ist Teil des Entlassmanagements. Er informiert nachfolgend Behandelnde sowie Institutionen und unterstützt die nahtlose Weiterbehandlung der Patienten. Vorliegende Studie untersucht empirisch die Qualität von Entlassbriefen nach dem Aufenthalt in einer psychiatrischen/psychosomatischen Klinik anhand einer selbst entwickelten Kodierliste. Vorschläge zur Erstellung und Strukturierung qualitativ hochwertiger Entlassbriefe werden gemacht.

Methode Bewertet wurden 50 Entlassbriefe anhand verschiedener Aspekte aus der sozialpsychiatrischen bzw. sozialmedizinischen Begutachtung von jeweils 2 Ratern; bei Unstimmigkeiten in der Bewertung beider Rater wurde im Konsens entschieden.

Ergebnisse Die Zeit von der Entlassung aus dem Krankenhaus bis zur Fertigstellung des Entlassbriefs betrug im Mittel 22,4 Tage (Median: 15,0 Tage). In 18% der Fälle lag der Entlassbrief zum Entlassungszeitpunkt vor und in 14% innerhalb einer Woche. In 24% lag der Entlassbrief erst nach 28 Tagen und länger vor. Die Medikation war in 97,5% der Fälle vollständig aufgeführt, zur medizinischen Weiterbehandlung beim Facharzt fehlten jedoch in 50% die Angaben. Bei der Empfehlung einer Weiterbehandlung (N=10, bspw. Tagesklinik oder PIA), wurde diese lediglich in 3 Fällen eingeleitet. 28 Patienten hatten zum Aufnahmezeitpunkt ein Arbeitsverhältnis, bei 11 Personen fehlten die Angaben. Angaben zur Arbeitsfähigkeit zum Aufnahmezeitpunkt waren in 44% vollständig und in 20% unvollständig. Zum Entlassungszeitpunkt waren 7 Patienten arbeitsfähig, 19 arbeitsunfähig und in 24 Entlassbriefen fehlte die Angabe.

Schlussfolgerung Ein qualitativ hochwertiger Entlassbrief enthält klare Formulierungen, ist strukturiert aufgebaut, enthält ausschließlich relevante Informationen sowie ein eigenes Kapitel „Therapieempfehlungen/Empfehlungen für das weitere Vorgehen“. Elektronische Entlassbriefe mit automatisierter Einbeziehung von Untersuchungsbefunden/Assessments sparen Zeit und Kosten bei der Erstellung und beim Lesen.

Abstract

Introduction The discharge letter is part of the discharge management. This study empirically examines the quality of discharge letters after a stay in a psychiatric/psychosomatic clinic using a self-developed code list. Suggestions are made for the creation and structuring of high-quality discharge letters that provide information to practitioners and institutions that should help in the seamless further treatment of patients.

Method Different aspects of the social-psychiatric and social-medical assessments in 50 discharge letters were evaluated by 2 raters each; in case of disagreements in evaluation, a consensus was reached.

Results The average time between discharge from hospital and completion of the discharge letter was 22.4 days (median: 15.0 days). In 18% of cases, the letter of discharge was available at the time of discharge and in 14% within one week. In 24% of cases, the letter of discharge was only available after 27 days or longer. In 97.5% of the cases, the medication was completely listed, but in 52% of the cases, there was no information on further medical treatment by the specialist. When further treatment was recommended (n=10, e. g. day clinic or PIA), it was initiated in only three cases. At the time of admission, 28 patients had a job. Information on the employment status of 11 patients was missing. Information on the ability to work at the time of admission was complete in 44% and incomplete in 20%. At the time of discharge, seven patients were able to work, 19 were incapacitated and information on work ability was missing in the discharge report of 24 patients.

Conclusion A high quality discharge letter contains clear formulations, is structured, contains only relevant information and a separate chapter “Therapy recommendations/recommendations for further action”. Electronic discharge letters with automated inclusion of examination findings/assessments save time and money during preparation and reading.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. Juli 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York