Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(02): 70-75
DOI: 10.1055/a-2059-9049
Review

Adipositas und NAFLD: Assoziation oder Auslöser?

Obesity and NAFLD: Association or Trigger?
Elke Roeb
1   Gastroenterologie, Universitätsklinikum & Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen, Deutschland
,
Frank Tacke
2   Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum (CVK) und Campus Charité Mitte (CCM), Berlin, Deutschland
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Zusammenfassung

Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung NAFLD wird als gravierendes Gesundheitsrisiko westlicher und auch kommender Industrienationen angesehen. Die Pathogenese der NAFLD und ihr Fortschreiten zu Fibrose und chronischen Lebererkrankungen ist teilweise noch unklar. Viele Studien zeigen, dass NAFLD mit einer erhöhten Insulinresistenz (IR) verbunden sein kann. IR, Fettleibigkeit, niedriges Adiponektin, (postprandiale) Dyslipidämie und Hyperglykämie sind die Hauptfaktoren, die zu NAFLD führen und den Verlauf sowie die Progression der Erkrankung beschleunigen. NAFLD kann Menschen jeden Alters betreffen und scheint bei verschiedenen ethnischen Gruppen unterschiedlich häufig zu sein. Umwelt- und Lebensstil-bedingte Faktoren wie reduzierte körperliche Aktivität und fettreiche Ernährung sind gut untersuchte Faktoren für die Entwicklung von IR-assoziierten Komorbiditäten und NAFLD. Jüngste Studien haben Fortschritte auf dem Gebiet der genetischen Risikofaktoren und Immunantwort in der NASH-Pathogenese gemacht. Eine Lebensstiländerung in Form von Gewichtsabnahme, Ernährungsumstellung und körperlicher Aktivität ist ein wichtiger Therapieansatz. Die medikamentöse Therapie orientiert sich - bei noch fehlender Zulassung spezifischer NAFLD Medikamente - an den Begleiterkrankungen (Fettstoffwechselstörungen, Adipositas, Diabetes) und dem Leberfibrosestadium. Bei ausgeprägter Adipositas können bariatrische Eingriffe zur Therapie von NAFLD und NASH durchgeführt werden. Gezielte Eingriffe in die zahlreichen Mechanismen, die am Fortschreiten von NASH beteiligt sind, sollen insbesondere die Entwicklung bzw. ein Fortschreiten der Leberfibrose verhindern.

Abstract

Non-alcoholic fatty liver disease (NAFLD) is viewed as a serious health concern in western and future industrial nations. NAFLD pathogenesis and its detailed progression to fibrosis and chronic liver disease is still unclear. Many studies have shown that NAFLD may be associated with increased insulin resistance (IR). IR, obesity, low adiponectin, (postprandial) dyslipidemia, and hyperglycemia are the main factors leading to NAFLD and accelerate the course and progression of this disease. NAFLD can affect people of all ages and appears to vary in different ethnic groups. Environmental and lifestyle factors such as reduced physical activity and high-fat diets are well-studied factors in the development of IR-associated comorbidities and NAFLD. Recent studies have made advances in the area of genetic risk factors and immune responses in NASH pathogenesis. Changing lifestyle in form of weight loss, dietary changes and physical activity is an important prognostic factor. Drug therapy is based on the associated diseases (dyslipidemia, obesity, diabetes) and the stage of liver fibrosis - in the absence of specific (EMA-, FDA-) approved NAFLD drugs. In case of severe obesity, bariatric surgery might be performed to treat NAFLD and NASH. Targeted interventions in the numerous mechanisms involved in the progression of NASH are intended in particular to prevent the development and progression of liver fibrosis.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Juni 2023

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