Gesundheitswesen 2009; 71(11): e62-e71
DOI: 10.1055/s-0029-1231050
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akzeptanz und Verständlichkeit verschiedener Methoden der Gesundheitsbewertung bei chronisch Kranken: Willingness to pay, visuelle Analogskala und verbale Ratingskala

Acceptance and Understandability of Various Methods of Health Valuations for the Chronically Ill: Willingness to Pay, Visual Analogue Scale and Rating ScaleM. Meder1 , E. Farin1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin (AQMS)
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Publication Date:
20 July 2009 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie: Gesundheitsbewertungen (health valuations) stellen eine Möglichkeit dar, die Präferenzen von Patienten im Hinblick auf die Ergebnisse ihrer Behandlung zu erfassen. In der Studie werden drei verschiedene Methoden der Gesundheitsbewertung untersucht: Willingness to pay (WTP), visuelle Analogskala (VAS) und eine Ratingfrage zur Beurteilung der persönlich eingeschätzten Wichtigkeit. Das Ziel besteht darin, Verständlichkeit und Akzeptanz dieser Methoden für einen Einsatz in schriftlichen Befragungen zu überprüfen.

Methodik: In verschiedenen Rehabilitationskliniken wurden insgesamt sechs Fokusgruppen mit jeweils 5–9 Patienten im mittleren Alter von 57,1 Jahren durchgeführt. Berücksichtigte Erkrankungen waren: chronisch-ischämische Herzkrankheit, chronischer Rückenschmerz und Brustkrebs. Die Patienten bearbeiteten einen Fragebogen, der anschließend in der Gruppe diskutiert wurde. Neben der quantitativen Auswertung der Fragebogendaten erfolgte eine qualitative Inhaltsanalyse der Gesprächsprotokolle der Gruppendiskussionen.

Ergebnisse: Es liegen Ergebnisse von insgesamt 42 Patienten vor. 14,6% der Patienten hatten „große Probleme” beim Verständnis der WTP bzw. bewerteten diese als „vollkommen unverständlich”; bei der VAS betrug dieser Wert 7,3% und bei der Ratingskala 0%. Bezüglich der Akzeptanz gaben 31,0% der Patienten an, dass sie „eher nicht” bzw. „auf keinen Fall” bereit wären, eine solche WTP-Frage in einem Fragebogen zu beantworten; bei der VAS waren es 6,6% und bei der Ratingskala erneut 0%. Die qualitative Auswertung lieferte Hinweise darauf, warum manche Patienten insbesondere die WTP-Aufgabe negativ bewerteten. Viele Verständnisprobleme bezogen sich auf die Formulierung der Frage und die Gestaltung des Fragebogens. Aus den Äußerungen der Patienten ging jedoch auch hervor, dass der hypothetische Charakter der WTP-Frage nicht immer erkannt wurde. Der häufigste Grund für die mangelnde Akzeptanz der WTP war die Furcht der Patienten vor negativen finanziellen Konsequenzen ihrer Antworten.

Diskussion: VAS-Aufgaben scheinen im Hinblick auf Verständlichkeit und Akzeptanz besser zur Abbildung von Patientenpräferenzen geeignet zu sein als WTP-Aufgaben. Die Ratingskala zur Beurteilung der persönlich eingeschätzten Wichtigkeit war zwar verständlich, wies jedoch schlechte Verteilungseigenschaften auf und wurde von den Patienten als überflüssig erlebt.

Abstract

Objective of the study: Health valuations are one way of measuring patient preferences with respect to the results of their treatment. The study examines three different methods of health valuations – willingness to pay (WTP), visual analogue scale (VAS), and a rating question for evaluating the subjective significance. The goal is to test the understandability and acceptance of these methods for implementation in questionnaires.

Method: In various rehabilitation centres, a total of six focus groups were conducted with 5–9 patients each with a mean age of 57.1 years. The illnesses considered were chronic-ischaemic heart disease, chronic back pain, and breast cancer. Patients filled out a questionnaire that was then discussed in the group. In addition to the quantitative evaluation of the data in the questionnaire, a qualitative analysis of the contents of the group discussion protocols was made.

Results: We have results from a total of 42 patients. 14.6% of the patients had “great difficulties” understanding the WTP or rated it as “completely incomprehensible”; this value was 7.3% for VAS and 0% for the rating scale. With respect to acceptance, 31.0% of the patients indicated that they were “not really” or “not at all” willing to answer such a WTP question in a questionnaire; this was 6.6% for the VAS, and again 0% for the rating scale. The qualitative analysis provided an indication as to why some patients view the WTP question in particular in a negative light. Many difficulties in understanding it were related to the formulation of the question and the structure of the questionnaire. However, the patients’ statements also made it apparent that the hypothetical nature of the WTP questionnaire was not always recognised. The most frequent reason for the lack of acceptance of the WTP was the patients’ fear of negative financial consequences of their responses.

Discussion: With respect to understandability and acceptance, VAS questions appear to be better suited for reflecting patient preferences than WTP questions. The rating scale for assessing the personally estimated importance was understandable, but had poor distribution properties and was considered by patients to be superfluous.

Literatur

1 Die Untersuchung wurde im Rahmen einer Vorstudie des Projekts „Patientenorientierte Veränderungsmessung: Gesundheitsbewertungen und die Beurteilung der Teilhabe-Relevanz von Behandlungseffekten durch chronisch Kranke” (POEM) durchgeführt (gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Förderschwerpunkt „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung”).

Hinweis:
Dieser Artikel wurde gemäß folgendem Erratum vom [22.01.2010] geändert.

Erratum
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Korrespondenzadresse

Dipl. Psych. M. Meder

Universitätsklinikum Freiburg

Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin

Engelbergerstr. 21

79106 Freiburg

Email: milena.kriesch@uniklinik-freiburg.de