Ultraschall Med 2009; 30(4): 424
DOI: 10.1055/s-0029-1238252
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Vorwort des Präsidenten - Notfallsonografie - Works in progress

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Publication Date:
23 September 2009 (online)

 

Univ. Prof. Dr. Gebhard Mathis

International gibt es derzeit auf verschiedenen Ebenen spannende Entwicklungen in der Notfallsonografie. Beim Vorstandstreffen der deutschsprachigen Ultraschallgesellschaften Anfang Mai in Lugano gab es zum Konzept von PD Dr. med. Joseph Osterwalder, Leiter Notfallstation des Kantonsspitals St.Gallen und Leiter des Arbeitskreises Notfallsonografie der DEGUM eine intensive Diskussion zu diesem Thema. Wie ist Notfallsonografie definiert? Was umfasst diese? Wie weit soll diese gehen? Eine gut durchgeführte Sonografie am Notfallpatienten kann als Fortsetzung der klinischen Untersuchung mit einem technischen Hilfsmittel ("Ultraschallstethoskop") eine lebensrettende Sofortmaßnahme in der Diagnostik und als Interventionshilfe darstellen.

Beispiel: Drei aktuelle Arbeiten aus Italien zeigen, dass die Sonografie in der Diagnostik der Pneumonie dem Thoraxröntgen überlegen ist, wenn die CT als Referenzmethode gilt.

In einer umfangreichen Grundsatzerklärung hat das "American College of Emergency Physicians" soeben Richtlinien veröffentlicht, wo es die Wertigkeit der Sonografie im Notfall sieht (Annuals of Emergency Medicine 2009; 59:550-570).

Von FAST (Focused Assessment of Sonography in Trauma), einer Art Fast-Sonografie, bei der man nur nach freier Flüssigkeit sucht, ist kaum mehr die Rede. Amerikanische Ärzte entdecken für die Sonografie Felder, auf denen es wenig oder kaum Zugang für traditionelles Röntgen gibt, wie in ländlichen Gebieten, Entwicklungsländern und besonders für die Schlachtfelder ihrer Soldaten. Es wird konzidiert, dass andere Länder erfolgreiche Konzepte zur Notfallsonografie entwickelt haben, was sich in entsprechenden Zitaten auch aus dem deutschsprachigen Raum niederschlägt.

Also was soll der amerikanische Notarzt mittels Ultraschall sehen?

1. freie Flüssigkeit in Abdomen, Thorax und Perikard beim Trauma 2. eine intakte Schwangerschaft im Uterus bei Unterbauchschmerzen und Vaginalblutung 3. Bauchaortenaneurysma 4. ein still stehendes Herz, schlechte Ventrikelfunktion 5. Gallensteine, verdickte Gallenblasenwand bei Cholezystitis und hepatobiliäre Stauung 6. Harnstau 7. tiefe Beinvenenthrombose 8. subkutane Schwellungen, Infektionen und Abszesse.

Immer wieder findet sich im Text der Hinweis "at bedside". Die ACEP legt auch ein lesenswertes, klares Ausbildungskonzept vor.

Vieles davon ist in unseren Ländern seit vielen Jahren selbstverständlich, manches wenig kultiviert und zu wenig strukturiert. Prägend für die Umsetzung ist bei uns der Zugang, ob jemand aus der Abdomensonografie oder Echokardiografie kommt. Für eine symptomorientierte Sonografie ist eine ganzheitliche Sichtweise erforderlich. Eigentlich sollte jede(r) junge Ärztin/Arzt eine sonografische Grundausbildung vor dem ersten Nachtdienst erhalten.

Beim Dreiländertreffen in Salzburg werden die 3 Schwestergesellschaften ein Ausbildungskonzept vorstellen, das dann hoffentlich auch bei uns breit diskutiert und umgesetzt wird

Gebhard Mathis