Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46(10): 664-673
DOI: 10.1055/s-0031-1291945
Fachwissen
Anästhesie-Topthema: Perioperative Prophylaxe und Therapie von Infektionen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Perioperative Prophylaxe und Therapie von Infektionen – Postoperative Wundinfektionen

Surgical site infections
Olof Jannasch
,
Hans Lippert
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Publication Date:
21 October 2011 (online)

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Zusammenfassung

Postoperative Wundinfektionen (SSI) stellen in Deutschland die zweit- bis dritthäufigste nosokomiale Infektionsart dar. Ihre jährliche Inzidenz im stationären Bereich wird auf 130000–160000 Fälle geschätzt. Das Erregerspektrum richtet sich hauptsächlich nach der Art des Eingriffs und der Lokalisation der Wunde. Eine Vielzahl von Risikofaktoren wurde beschrieben. Für die Prävention ist die Unterscheidung zwischen vermeidbaren und nicht vermeidbaren Risikofaktoren wichtig. Die wichtigsten Ansatzpunkte der Prävention sind die perioperative Antibiotikagabe 30–60 Minuten vor dem Hautschnitt und die strenge Asepsis im Operationssaal. Klinisch bietet sich eine Vielzahl von Symptomen, die einer Frühphase und einem Vollbild zugeordnet werden können. Für die Vergleichbarkeit von Studien sind Wundscores jedoch besser geeignet. Die wichtigste therapeutische Maßnahme ist die konsequente Sanierung des Infektionsherdes. Nach dem Wunddebridement kann die Wunde sekundär verschlossen oder einer offenen Wundheilung zugeführt werden. Eine begleitende Antibiotikatherapie ist bei lokal fortgeschrittenen oder systemischen Infektionen empfehlenswert. Die Wunddokumentation ist essenzieller Bestandteil der Wundbehandlung.

Abstract

Surgical site infections are the second or third most common type of nosocomial infections in Germany. For hospitals an annual incidence of 130000-160000 cases is estimated. Microbiological findings basically depend on type of surgery and wound location. A variety of risk factors is known. Discrimination of avoidable and unavoidable risk factors is the key for prevention. Most important points in prevention are perioperative prophylaxis with antibiotics 30–60 minutes prior to incision and strict asepsis in the operation room. Clinical findings include a variety of symptoms. They can be assigned to an early course or a definitive infection. However, wound scores are better applicable when comparing clinical studies. The most important therapeutic procedure is clearing the source of infection. Subsequently the wound can be closed by secondary intention or lead to open wound healing. An accompanying therapy with antibiotics is recommendable in case of advanced local or systemic infection. To document wounds is an essential part of treating wounds.

Kernaussagen

  • Postoperative Wundinfektionen sind die zweit- bis dritthäufigste nosokomiale Infektionsart in deutschen Krankenhäusern.

  • Wundkomplikationen treten meist zwischen dem 3.– 8. postoperativen Tag auf, ein Großteil wird jedoch erst nach Entlassung aus dem Krankenhaus diagnostiziert.

  • Die wichtigsten Ansatzpunkte der Prävention sind die perioperative Antibiotikagabe 30–60 min vor dem Hautschnitt und die strenge Asepsis im Operationssaal.

  • Das Keimspektrum ist abhängig von der Art des Eingriffes und der Lokalisation der Wunde.

  • Die Beurteilung von postoperativen Wundinfektionen erfolgt anhand des klinischen Bildes, laborchemischer Parameter, mikrobiologischer Befunde und Wundscores.

  • Für die Therapieplanung wird zwischen oberflächlichen und tiefen Infektionen sowie der Beteiligung von Körperhöhlen unterschieden.

  • Das chirurgische Wunddebridement ist die effektivste Methode zur Sanierung des Infektionsherdes.

  • Eine strukturierte Wunddokumentation ist Bestandteil jeder Wundbehandlung.

Ergänzendes Material