Z Orthop Unfall 2013; 151(2): 180-188
DOI: 10.1055/s-0032-1328395
Trauma
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die operative Versorgung proximaler Femurfrakturen – ein Weiterbildungseingriff?

Surgical Treatment of Proximal Femoral Fractures – A Training Intervention?
C. Bliemel
1   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Marburg
,
L. Oberkircher
1   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Marburg
,
D.-A. Eschbach
1   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Marburg
,
J. Struewer
2   Klinik für Orthopädie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Marburg
,
S. Ruchholtz
1   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Marburg
,
B. Buecking
1   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Marburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. April 2013 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die proximale Femurfraktur ist eine häufige Fraktur des alten Menschen. Operative und perioperative Komplikationen sind für diese Patienten von besonders großer Bedeutung. Bisher konnten zahlreiche Faktoren gefunden werden, welche das Behandlungsergebnis beeinflussen. Der Einfluss der Erfahrung bzw. des Weiterbildungsstands des Operateurs ist bisher jedoch noch nicht eindeutig geklärt. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss des Weiterbildungsstands des Operateurs auf das Behandlungsergebnis nach proximaler Femurfraktur zu messen sowie das Weiterbildungskonzept unserer Klinik zu evaluieren. Patienten und Methode: In einem überregionalen Traumazentrum wurden operativ versorgte Patienten mit proximaler Femurfraktur ≥ 60 Jahre prospektiv erfasst. Es wurden patientenspezifische Parameter erhoben (Barthel-Index, ASA-Score, Charlson-Score, Patientenalter und Frakturtyp). Darüber hinaus wurden im Verlauf des Krankenhausaufenthalts die Versorgungsart, die Operationsdauer, die stationäre Behandlungsdauer, die Anzahl der Transfusionen, die Krankenhausmortalität sowie perioperative Komplikationen dokumentiert. Die Auswertung der Messergebnisse erfolgte getrennt für Osteosynthesen und Prothesen in Abhängigkeit des Ausbildungsstands des Operateurs sowie des Assistenten. Insgesamt wurden 4 Operateurgruppen unterschieden (junger Weiterbildungsassistent, erfahrener Weiterbildungsassistent, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Facharzt mit Zusatzweiterbildung „spezielle Unfallchirurgie“). Ergebnisse: Es wurden 402 Patienten mit hüftgelenksnaher Femurfraktur in die Studie aufgenommen. 160 Patienten (40 %) erlitten Komplikationen unterschiedlicher Schwere. Die Krankenhausmortalität lag bei 6,2 %. Bei getrennter Betrachtung von Osteosynthesen (n = 237) und Prothesen (n = 165) konnte bezüglich der Inzidenz der verschiedenen Komplikationen, der Mortalität, des Transfusionsbedarfs an Erythrozytenkonzentraten sowie des stationären Aufenthalts kein signifikanter Unterschied zwischen den 4 Operateurgruppen festgestellt werden. Bezüglich der Operationsdauer zeigte sich jedoch, dass bei Anwesenheit von Fachärzten mit der Zusatzbezeichnung „spezielle Unfallchirurgie“ sowohl bei osteosynthetischer Versorgung (51 vs. 63 min) als auch bei prothetischem Ersatz (71 vs. 89 min) signifikant kürzere Schnitt-Naht-Zeiten erreicht wurden. Schlussfolgerungen: Im untersuchten Patientenkollektiv konnte, abgesehen von der durchschnittlichen Operationszeit, kein signifikanter Einfluss des Weiterbildungsstands des Operateurs auf die Komplikationsrate, die Krankenhausmortalität, die Transfusionsrate sowie die Krankenhausverweildauer nachgewiesen werden. Die operative Versorgung proximaler Femurfrakturen durch Assistenten in Weiterbildung gemäß unserem Weiterbildungskonzept scheint ohne wesentliche Einschränkungen für die Versorgungsqualität der Patienten zu sein. Die z. T. längeren Operationszeiten sind ein Hinweis für den zusätzlichen Aufwand, der mit chirurgischer Weiterbildung verbunden ist.

Abstract

Background: Proximal femoral fractures are common in the elderly. Surgical and postoperative complications are of major importance in this population. Numerous factors affecting the treatment results could be identified so far. The effect of surgeonsʼ experience in terms of educational status is not entirely clarified yet. The aim of the present study was to analyse the effect of surgeonsʼ educational status on the outcome in proximal femoral fractures. Therefore treatment results were compared in terms of individual surgeonsʼ experience. Furthermore, the surgical education concept of our department was evaluated. Material and Methods: At a national trauma centre, patients of at least 60 years of age with proximal femoral fractures were prospectively screened. Patient-specific parameters like Barthel index, ASA score, Charlson score, patientsʼ age and type of fracture were collected at the time of hospital admission. During the in-hospital stay type of fracture treatment, surgery time, number of blood transfusions, perioperative complications, duration of in-hospital stay as well as in-hospital mortality were recorded. Results were analysed for osteosynthesis and prosthesis depending on the surgeonsʼ educational status. Four different groups of surgeons were distinguished (inexperienced senior house officer; experienced senior house officer; specialist in orthopaedics and accident surgery; specialist in orthopaedics and accident surgery with an additional qualification for special accident surgery). Results: 402 patients with coxal femoral fractures could be included into the study. 160 patients (40 %) sustained complications of different severity. In-hospital mortality was shown to be 6.2 %. Separate consideration of osteosynthesis and prosthesis revealed no difference between the four groups of surgeons regarding mortality rate, number of blood transfusions and in-hospital stay. In terms of cutting/suture time consultants with a further specialisation in trauma surgery were significantly faster. Conclusion: Apart from cutting/suture time, surgeonsʼ educational status had no statistically significant impact on the rate of complications, rate of blood transfusions, hospital mortality and in-hospital stay. It can be presumed that surgical education according to our educational concept has no negative effects on treatment quality of patients with proximal femoral fractures. Differences in cutting/suture time give a hint for the additional expense that is connected with surgical education.