Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2017; 12(03): 275-290
DOI: 10.1055/s-0042-113408
Schultergürtel und obere Extremität
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Strecksehnenverletzungen

Carina Büren
,
Tim Lögters
,
Joachim Windolf
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Mai 2017 (online)

Unter sachgerechter Diagnostik und Therapie besitzen Strecksehnenverletzungen eine gute Prognose. Offene Strecksehnenverletzungen werden nach Möglichkeit durch eine Naht primär versorgt. Bei den gedeckten Rupturen wird die Therapieentscheidung wesentlich von der Verletzungsursache, der Läsionslokalisation und der Zeitspanne zwischen Unfallereignis und der Vorstellung des Patienten bestimmt.

Kernaussagen
  • Die Strecksehnen nehmen ihren Verlauf im Subkutangewebe unmittelbar unter dem Hautniveau. Daher sind Strecksehnen deutlich häufiger von direkten Verletzungen betroffen als die tief im Weichteilmantel gelegenen Beugesehnen.

  • Direkte Strecksehnendurchtrennungen werden zumeist durch scharfe Gegenstände verursacht, geschlossene Rupturen treten gehäuft im Rahmen von indirekten Traumata auf.

  • Die Basis der Diagnostik stellt eine detaillierte klinische Untersuchung dar.

  • Der Streckapparat setzt sich aus einem extrinsischen und einem intrinsischen System zusammen, die über mehrere Querverbindungen eine funktionelle Einheit bilden. Aus diesem Grund können verletzungsbedingte Ausfälle von relevanten Strecksehnenanteilen funktionell kompensiert werden und häufig der klinischen Diagnostik entgehen.

  • Offene Strecksehnenverletzungen werden nach Möglichkeit durch eine Naht primär versorgt. Einflusskriterien der anzuwendenden Nahttechnik sind unter anderem die Läsionslokalisation, die Sehnenbeschaffenheit und der Sehnenquerschnitt.

  • Bei den gedeckten Rupturen wird die Therapieentscheidung wesentlich von der Verletzungsursache, der Läsionslokalisation und der Zeitspanne zwischen Unfallereignis und Vorstellung des Patienten bestimmt. Bei den geschlossenen Rupturen ist insbesondere in den Zonen 1 und 3 eine konservative Therapie erfolgreich.

  • Unter sachgerechter Diagnostik und Therapie besitzen Strecksehnenverletzungen eine gute Prognose. Bei unzureichender Diagnostik oder verzögerter Therapie drohen sekundär funktionelle Strecksehneninsuffizienzen mit Entwicklung chronischer Deformitäten im Sinne von Schwanenhals- oder Knopflochdeformitäten.

 
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