Zusammenfassung
Ziel der Studie Die somatische Grundversorgung ist primär Aufgabe des Allgemein-/Hausärztlichen Sektors. Menschen mit psychischen Störungen, insbesondere die mit komplexem Hilfebedarf, nehmen dessen Leistungen bei somatischen Beschwerden seltener wahr. Sie stellen aber die Kernklientel Psychiatrischer Institutsambulanzen (PIA) dar, denen daher möglicherweise auch eine Aufgabe in der somatischen Versorgung dieser Patientengruppe zufällt. Der Stellenwert Psychiatrischer Institutsambulanzen in der somatischen Grundversorgung sollte daher untersucht werden.
Methodik Ärztinnen und Ärzte in Psychiatrischen Institutsambulanzen des ZfP Südwürttemberg wurden hinsichtlich ihrer Einstellung bezüglich der Bedeutung somatischer Komorbiditäten, der somatischen Mitbehandlung und dem Verschreibungsverhalten von somatischen Medikamenten befragt. Ergänzend wurden Daten der PIA-BADO ausgewertet hinsichtlich der Behandlung durch Hausärzte sowie der dokumentierten somatischen Nebendiagnosen.
Ergebnisse 72% aller Patienten gaben an, einen Hausarzt zu haben. Seitens der PIA-Ärzte wurde besonders bei den Patienten, die nicht hausärztlich versorgt waren, eine hohe eigene Verantwortung bei der Mitbehandlung somatischer Erkrankungen gesehen. Die Häufigkeit und die Art somatischer Nebendiagnosen unterschieden sich zwischen allgemeinpsychiatrischen, gerontopsychiatrischen und abhängigkeitskranken Patienten teils deutlich.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse zeigen, dass Psychiatrische Institutsambulanzen in der Erkennung und Mitbehandlung somatischer Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen. Diese ist abhängig von der psychischen Störung und der Art der somatischen Erkrankung aber auch von der Form der PIA-Finanzierung.
Abstract
Objective of the study General practitioners are mainly responsible for primary health care. Patients with mental disorders, in particular patients with complex or multiple needs, use these services infrequently in case of somatic complaints. Psychiatric outpatient clinics have to deal with these patients and have perhaps an additional role in diagnosing and treating somatic co-morbidities. This should be evaluated.
Methods Physicians in outpatient clinics of the Centre of Psychiatry Suedwuerttemberg were asked about their attitude towards somatic co-morbidities, somatic co-treatment and prescribing somatic drugs. In addition, data of the outpatient clinic documentation were evaluated with respect to the treatment by general practitioners and somatic diagnosis.
Results 72% of all patients said that they have a general practitioner. Physicians in outpatient clinics said that they had a high responsibility for somatic co-treatment especially for those patients who did not have a general practitioner. The frequency and type of a somatic co-morbidity was different in patients from general psychiatric, geriatric psychiatry and addiction outpatient clinics.
Conclusions Our results demonstrate that psychiatric outpatient clinics play a crucial role in diagnosing and treating somatic disorders. Their extent depends on the type of the psychiatric and the somatic disorder but also on the financing of the outpatient clinic.
Schlüsselwörter
Hausarzt - psychiatrische Institutsambulanzen - Somatische Komorbidität
Key words
General Practicioner - Psychiatric Outpatient Clinic - Somatic comorbidity