Handchirurgie Scan 2020; 09(03): 207-219
DOI: 10.1055/a-1024-6993
CME-Fortbildung

Erfrierungen an der Hand

Torsten Schulz
,
Anna Stukenberg
,
Frank Siemers

Seit den 1980er-Jahren wird eine steigende Prävalenz von Erfrierungen in der Zivilbevölkerung beobachtet. Die zu etwa 90 % an Händen und Füßen lokalisierten Gewebeschäden stellen somit eine zunehmende Herausforderung an die Behandlung dar. Um einen optimalen Behandlungsablauf zu gewährleisten, sind weitreichende Kenntnisse der Pathophysiologie, Diagnostik, Klassifikation sowie der Therapieoptionen notwendig.

Kernaussagen
  • Erfrierungen mit begleitender, potenziell lebensbedrohlicher Hypothermie sollten in einem Schwerbrandverletztenzentrum behandelt werden.

  • Zweit- oder höhergradige Erfrierungen stellen eine Zentrumsindikation dar.

  • Bei der Bergung eines unterkühlten Verletzten dürfen die Extremitäten nicht über Herzniveau gelagert werden zur Verhinderung eines sog. Bergungstods.

  • Ausdehnung, Klinik, Schweregrad und Lokalisation einer Erfrierung können stark variieren und bestimmen die Therapieform.

  • Blasen mit flüssigem Inhalt zeigen oberflächliche Erfrierungen an. Hämorrhagische Blasen zeigen tiefgreifende Erfrierungen an.

  • Die klinischen Befunde variieren stets nach dem Untersuchungszeitpunkt.

  • Der Kälteschaden läuft in 4 Stadien ab: Prähyperämiephase, zyanotische Phase, Hyperämiephase, Posthyperämiephase.

  • Die konservative Therapie hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert; aufgrund mangelnder Evidenzlage hat sich noch keine rheologische Therapie etabliert.

  • Eine operative Therapie darf erst nach klarer Demarkation der Erfrierungsareale erfolgen.

  • Die Standardbehandlung besteht immer noch in der Wiedererwärmung, gefolgt von lokalen antiseptischen Wundverbänden und einem späten chirurgischen Vorgehen.

  • Im Langzeitverlauf leiden die Patienten unter schwer therapierbaren dystrophen Störungen.



Publication History

Article published online:
15 September 2020

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