Diabetologie und Stoffwechsel 2020; 15(06): 450-453
DOI: 10.1055/a-1247-1356
DDG-Preisträger

Untersuchung von Polymorphismen in Kandidatengenen für periphere und kardiale autonome Neuropathie in einer bevölkerungsbezogenen Kohorte – Hans-Christian-Hagedorn-Projektförderung 2020 – eine Kurzübersicht des Geförderten Dan Ziegler

Dan Ziegler
Prof. Dr. med. Dr. h. c., FRCPE, Stellv. Direktor und Leiter Arbeitsgruppe Neuropathie am Institut für Klinische Diabetologie, Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
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Klinische Relevanz der diabetischen Neuropathie

Die diabetische Neuropathie (DN) umfasst eine Vielzahl von klinischen Manifestationen, die das somatische und/oder autonome Nervensystem betreffen, im Rahmen des Diabetes auftreten und auf keine anderen Ursachen einer peripheren Neuropathie zurückzuführen sind. Die mit Abstand häufigste und klinisch bedeutsamste Form ist die distal-symmetrische sensomotorische Polyneuropathie (DSPN), von der etwa jeder 3. Mensch mit Diabetes betroffen ist. Sie geht einerseits aufgrund von neuropathischen Schmerzen und andererseits schmerzlosen Fußulzera mit erheblicher Einschränkung der Lebensqualität einher [1]. Die DSPN ist aber nicht nur Prädiktor für diabetische Fußulzera, sondern auch für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Die Prävalenz der schmerzhaften DSPN liegt bei bis zu einem Viertel der Patienten mit Diabetes, während die DSPN bei bis zur Hälfte der Betroffenen asymptomatisch sein kann [1] [2]. Leider bleibt die DSPN nach wie vor häufig nicht diagnostiziert und somit auch nicht hinreichend therapiert. Im Rahmen einer landesweiten Aufklärungsinitiative betrugen die Dunkelziffern einer zuvor nicht diagnostizierten schmerzhaften bzw. schmerzlosen DSPN bei Teilnehmern mit Typ-2-Diabetes 57 bzw. 82 % [3]. Die KORA-F4-Studie (KORA: Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) zeigte, dass lediglich 38 % der Teilnehmer mit DSPN mit einem durchschnittlichen Schmerzniveau von ≥ 4 Punkten auf der 11-Punkte-Schmerzskala während der vergangenen 4 Wochen eine analgetische Pharmakotherapie erhielten [4]. Darüber hinaus werden Patienten mit neuropathischen Schmerzen häufig mit Analgetika behandelt, die aufgrund eines fehlenden Wirknachweises nicht von Leitlinien empfohlen werden [4] [5] [6]. Allerdings sind sowohl die verfügbare pathogenetisch begründete Pharmakotherapie als auch die symptomatische Schmerztherapie bei DSPN in ihrer Wirksamkeit begrenzt oder mit Nebenwirkungen behaftet, sodass dringender Verbesserungsbedarf besteht.



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Article published online:
08 December 2020

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