Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(06): 454-455
DOI: 10.1055/a-1687-3008
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Kommentar

Contributor(s):
Robert A. Ritzel

Das Inkretinhormon Glucose-dependent Insulinotropic Peptide (GIP) steht seit Beginn der Entwicklung des Inkretinkonzeptes zur Therapie des Typ-2-Diabetes mellitus im Schatten seines großen Bruders, dem Glucagon-like Pepetide-1 (GLP-1). Weiterhin ist die Bedeutung der meisten physiologischen GIP-Wirkungen beim Menschen (z.B. postprandiale Stimulation der Insulinsekretion, Stimulation der Glukagonsekretion bei Normo- und Hypoglykämie, Stimulation der Triglyzeridaufnahme in das Fettgewebe und eine Wirkung auf den Knochenstoffwechsel) nur unvollständig verstanden [1]. Das zentrale Problem von GIP ist aber, dass es bei Menschen mit Typ-2-Diabetes mellitus und Hyperglykämie, im Gegensatz zu GLP-1, keine nennenswerte Stimulation der Insulinsekretion auslöst [2] und daher kein geeignetes Molekül für eine Therapie des Typ-2-Diabetes mellitus darstellt. Erst jetzt, etwa 15 Jahre nach Einführung der GLP-1-basierenden Therapieprinzipien, scheint es mit Tirzepatid erstmals ein Molekül zu geben, das durch Agonismus am GIP-Rezeptor einen therapeutischen Nutzen beim Typ-2-Diabetes mellitus erreicht. In der vorliegenden Arbeit bewirkt der GIP/GLP-1-Co-Agonismus mit Tirzepatid im Vergleich zu Plazebo eine deutliche Senkung des HbA1c und des Körpergewichtes ohne Steigerung des Risikos für Hypoglykämien. In einer Partnerstudie (SURPASS-2) ist die Abnahme des HbA1c und des Gewichtes sogar statistisch signifikant besser als mit dem GLP-1 Rezeptoragonisten Semaglutid [3].



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Article published online:
22 December 2021

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