Diabetologie und Stoffwechsel 2024; 19(01): 18
DOI: 10.1055/a-2167-7556
Für Sie referiert

Welche Aspirindosis bei Diabetes-Patienten mit kardiovaskulärer Erkrankung?

Rezensent(en):
Frank Lichert
Narcisse DI. et al.
Comparative Effectiveness of Aspirin Dosing in Cardiovascular Disease and Diabetes Mellitus: A Subgroup Analysis of the ADAPTABLE Trial.

Diabetes Care 2023;
46: 1-8
DOI: 10.2337/dc23-0749. (PMID: 37713477)
 

    Patienten mit Diabetes sind gegenüber Nicht-Diabetes-Patienten fast doppelt so häufig von atherosklerotischen kardiovaskulären Erkrankungen (ASCVD) betroffen. Diese wiederum stehen in Zusammenhang mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität. D. I. Narcisse et al. haben bei ASCVD-Patienten mit und ohne Diabetes die Effektivität und Sicherheit von 81 vs. 325mg Aspirin tgl. verglichen.


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    ADAPTABLE war eine randomisierte, kontrollierte „Open-Label“-Studie, in die 15076 Patienten mit einer chronischen stabilen ASCVD eingeschlossen waren. Beteiligt waren 40 Studienzentren sowie 1 privater Krankenversicherungsplan. Die Patienten nahmen täglich 81 oder 325mg Aspirin ein. Als primäres Effektivitätsoutcome wurde ein Komposit aus Gesamtmortalität, Hospitalisierung aufgrund eines Herzinfarkts sowie Hospitalisierung aufgrund eines Schlaganfalls gewählt. Zudem erfolgte eine Überprüfung der Sicherheit der Medikation (primäres Sicherheitsoutcome: Hospitalisierung aufgrund schwerwiegender Blutungen).

    Von 14662 Patienten lagen alle notwenigen Daten vor, diese gingen in die Analyse ein. Bei 5676 Patienten (39%) bestand eine Diabetes-Erkrankung, von diesen erhielten 2820 (49,7%) 81mg Aspirin tgl. und 2856 (50,3%) 325mg Aspirin tgl. 79,9% der Studienteilnehmer waren weißer Hautfarbe, und 8,8% waren dunkelhäutig oder afroamerikanischer Abstammung. Die Nachbeobachtung erstreckte sich im Median über 26,2 Monate (IQR: 18,9–35,1). Innerhalb der Diabetes-Gruppe lagen von 3665 Patienten (64,6 %) HbA1c-Ergebnisse vor: 22,6% wiesen Werte >8,0% auf und 77,4% ≤8,0%. Die Raten des kardiovaskulären Komposit-Outcomes waren bei Diabetes-Patienten vs. Individuen ohne Diabetes signifikant höher (9,6 vs. 5,9%; p<0,001). Zudem wurden im Zusammenhang mit Diabetes mehr Blutungsereignisse gezählt (0,78 vs. 0,50%; p<0,001). 5,3 vs. 3,4% der Patienten innerhalb der Diabetes- und Nicht-Diabetes-Gruppe verstarben (Gesamtmortalität) (p<0,001) – von Tod, Myokardinfarkt oder Schlaganfall waren jeweils 9,6 und 5,9% der Patienten betroffen (p<0,001). Keinen signifikanten Unterschied zwischen der Einnahme von 81 vs. 325mg Aspirin stellten die Autoren in Bezug auf das primäre Effektivitätsoutcome fest (9,3 vs. 10,0%; Hazard Ratio [HR] 0,98; p=0,265). Ebenfalls kein signifikanter Unterschied bestand hinsichtlich des Sicherheitsoutcomes (0,87 vs. 0,69%; Subdistribution HR 1,25; p=0,772).

    Fazit

    Die Studienergebnisse belegen, dass unter ASCVD-Patienten solche mit einer Diabetes-Erkrankung ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und schwere Blutungen aufweisen – und zwar unabhängig von der Aspirindosis. Dementsprechend schlussfolgert das Autorenteam, dass eine höhere Aspirindosis bei dieser Patientengruppe keinen zusätzlichen klinischen Nutzen bietet.

    Dr. Frank Lichert, Weilburg


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    06. Februar 2024

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