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DOI: 10.1055/a-2351-4508
Kommentar zu Diabetestherapie: Adhärenz mittels LC-MS/MS-Screening gemessen
Wer kennt es nicht? Ein/e Patient/in fragt danach, ob jetzt mit besserer Einstellung des Diabetes mellitus, des Blutdrucks oder des Cholesterins die Medikamente wirklich weiter eingenommen werden müssen. Wir erklären dann, dass ohne Fortsetzung der Behandlung der Blutzucker, der Blutdruck und die Cholesterinwerte wieder ansteigen würden; und, dass dann das individuelle Risiko für vaskuläre Folgeschäden wieder deutlich zunimmt. Die Medikamente sollen also dauerhaft verwendet werden. Viele Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass neu begonnene Medikamente, z.B. die Zweitlinientherapie mit Tabletten oder GLP-1 Rezeptoragonisten, innerhalb von einem Jahr von mehr als einem Drittel der Patienten wieder abgesetzt werden [1].
Die jetzt vorliegende Arbeit untersucht bei Patienten aus der Hausarztpraxis, welche gesundheitlichen Konsequenzen (kardiovaskuläre und renale Endpunkte) aus einer unregelmäßigen Einnahme oder einem kompletten Absetzen der Therapie resultieren. Dabei werden durch regelmäßige Untersuchungen des Urins unterschiedliche Medikamentenklassen geprüft: Glukose-senkende Medikamente, Thrombozytenaggregationshemmer, Antihypertensiva, Diuretika und Lipid-senkende Medikamente. Über einen Zeitraum von etwa 5 Jahren ist das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (gemeinsamer Endpunkt aus Myokardinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulärer Tod) 7–10-fach höher, wenn Thrombozytenaggregationshemmer unregelmäßig oder gar nicht eingenommen werden. Wenn Antihypertensiva unregelmäßig oder gar nicht eingenommen werden, verdoppelt sich das Risiko für renale Endpunkte (gemeinsamer Endpunkt aus 40%iger Abnahme der eGFR, anhaltender Progression einer Albuminurie, Nierenersatztherapie und renalem Tod). Es kann also ein Zusammenhang zwischen der Zuverlässigkeit der Medikamenteneinnahme und der kardiovaskulären / renalen Gesundheit der Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus hergestellt werden. Insbesondere nach einer längeren Diabetesdauer von >20 Jahren und wenn ≥6 Medikamente benutzt werden, sinkt die Therapieadhärenz und nur noch weniger als 50% der Patienten nehmen die Medikamente tatsächlich regelmäßig ein. Dies gilt auch für jüngere Menschen im Alter von <50 Jahren. Genau diese Daten und Informationen können im klinischen Alltag für das Patientengespräch hilfreich sein, vulnerable Patientengruppen gezielt anzusprechen und den Nutzen Evidenz-basierter Therapien zu erklären, um die Adhärenz für kardiometabolische Medikamente zu verbessern.
Publication History
Article published online:
16 August 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Liss DT, Cherupally M, O’Brien MJ. et al. Treatment modification after initiating second-line medication for type 2 diabetes. Am J Manag Care 2023; 29: 661-668