Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4(3): 165
DOI: 10.1055/s-0028-1098912
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

HbA1c – neue Eichung / neue Einheiten

HbA1c: Reference Method and New UnitsM. Nauck1 , E. Schleicher2 , D. Müller-Wieland3
  • 1Diabeteszentrum, Bad Lauterberg, Deutschland
  • 2Universität Tübingen, Abteilung für Innere Medizin
  • 3Abteilung für Innere Medizin I, AK St. Georg, Hamburg
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Publication History

Publication Date:
16 June 2009 (online)

Seit etwa 1980 wird eine Subfraktion des nicht enzymatisch glykierten Hämoglobins, das HbA1c, zur retrospektiven Schätzung der mittleren Blutzuckerwerte während der Lebensdauer von Erythrozyten verwendet. Seit dem Diabetes ­Control and Complications Trial (DCCT) gibt es ­einen Kalibrationsstandard (nach NGSP, Na­tional Glycohemoglobin Standardization Program, www.ngsp.org), der als Referenz für Befund­berichte verwendet wird. Fortschritte in der Analytik haben nun ergeben, dass der damals als „rein“ angesehene Peak A1c in der HPLC-Auf­trennung der Hämoglobinfraktionen nicht nur diese (blutzuckerabhängig glykierte) Kompo­nente, sondern „Verunreinigungen“ mit anderen Fraktionen enthielt, deren Konzentration aber nicht in Abhängigkeit der Blutzucker variiert. Jetzt gibt es einen neuen, reineren HbA1c-Standard (nach IFCC, International Federation of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine, www.ifcc.org), der ausschließlich aus der eigentlichen HbA1c-Fraktion besteht.

Nun würde bei der praktischen Anwendung im Klinikalltag ein Problem entstehen: Durch den Wegfall der nicht blutzuckerabhängigen Komponente sinken die HbA1c-Ergenisse nominell um ca. 2,15 %, d. h. statt eines Normalbereiches bis ca. 6,2 % würden wir uns an normale HbA1c-Werte bis ca. 4,0 % gewöhnen müssen. Dies würde mit Sicher­heit zu Verwirrung führen, zumal sich zentrale Therapiealgorithmen für die Behandlung des Typ-2-Diabetes hinsichtlich der glykämischen Therapieziele an den herkömmlichen Normwerten orientieren.

Deshalb hat es einen internationalen Konsens ­gegeben, die „neuen“ Ergebnisse in einer neuen, unverwechselbaren Einheit, mmol HbA1c pro mol Hämoglobin, anzugeben. Der Normalbereich läge dann bei ca. 20–44 mmol/mol. Neben der for­malen Umrechnung ist ergibt die spezifischere Analytik auch eine Verbesserung. Werden mit der neuen Referenzmethode Normalbereiche ­bestimmt so fallen diese viel enger, i. e. 28–38 mmol / mol HbA1c / Hb, aus.

Während in der Qualitätskontrolle innerhalb der Laboratoriumsmedizin (Kalibrierung der Geräte und Reagenzien) heute diese neuen Werte Verwendung finden und daher berichtet werden müssen hat der Vorstand der Deutschen Diabetes-Gesellschaft beschlossen, dass im klinischen Gebrauch, d. h. insbesondere auch innerhalb der Leitlinien, die „alten“ HbA1c-Befunde vorerst beibehalten werden können; eine validierte Um­rechung (auch für Ringversuche) erfolgt über die Formel:

HbA1c nach IFCC [mmol/mol] = (HbA1c nach NGSP – 2,15 [%]) / 0,0915

Prof. Dr. Michael Nauck, Bad Lauterberg
Prof. Dr. Erwin Schleicher, Tübingen
Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland, Hamburg
für den Vorstand der Deutschen Diabetes-Gesellschaft

Prof. Dr. E. Schleicher

University of Tuebingen · Department of Internal Medicine · Div. Clinical Chemistry / Central Laboratory

Hoppe-Seyler-Str. 3

72076 Tuebingen

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