ergoscience 2009; 4(3): 129-130
DOI: 10.1055/s-0028-1109583
Veranstaltungsberichte

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Zehn Jahre Bachelorstudium für deutsche Ergotherapeuten an der Hogeschool Zuyd in Heerlen

C. Zillhardt1
  • 1Hogeschool Zuyd, Heerlen (NL)
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Publication Date:
15 July 2009 (online)

An der Hogeschool Zuyd wurde am 8. Mai 2009 das 10-jährige Jubiläum des deutschen Ergotherapie-Bachelorstudiengangs gefeiert. Die Veranstaltung fand im Rahmen des alljährlichen Alumnidag statt. Etwa 100 Studenten, Alumni, Dozenten und geladene Gäste verbrachten einen festlichen, inspirierenden und interessanten Nachmittag miteinander.

1999 absolvierten die ersten 25 Ergotherapeuten aus Deutschland den für sie eingerichteten Bachelorstudiengang. Im nachfolgenden Jahr gab es schon 40 Teilnehmer, und schnell wurden daraus in den folgenden Jahren sogar bis zu 80 Studierende. Heute schließen jährlich cirka 60 deutsche Ergotherapeuten das Studium in Heerlen ab. Seit 2003 besteht auch in Hamburg in Zusammenarbeit mit der Döpferakademie für Berufsfachschüler in der zweiten Ausbildungshälfte sowie für bereits examinierte Ergotherapeuten die Möglichkeit, das Bachelorstudium in berufsbegleitender Form zu absolvieren. Dies ist seit 2007 zudem in Köln möglich, ab diesem Jahr zusätzlich in Regensburg. Mittlerweile gibt es insgesamt über 600 Absolventen mit dem Heerlener Bachelorabschluss.

Vor den offiziellen Feierlichkeiten am Nachmittag fand die Zwischenpräsentation der Bachelorarbeiten des Jahrgangs 2008 / 2010 statt, an der einige früher angereiste Alumni teilnahmen und mitdiskutierten.

Nach der offiziellen Begrüßung durch die Studienkoordinatorin Mieke le Granse gratulierte die Gastrednerin Astrid Kinébanian (Präsidentin des European Master of Science in Occupational Therapy) dem Studiengang. In ihrem anschließenden Vortrag berichtete sie zunächst über die aktuellen Entwicklungen in ergotherapeutischer Forschung, Lehre und Praxis in Europa. Sie gab einen Ausblick, wie sich die Ergotherapie zukünftig entwickeln könnte, um sich bis zum Jahr 2030 weiter zu etablieren.

Demnach wird eine tatsächlich klientenzentrierte, handlungsorientierte, wissenschaftsbasierte, kontextbasierte und interkulturelle Ergotherapie entstehen, in die medizinische, soziale und technische Perspektiven integriert sind. Zukünftig wird die Ergotherapieausbildung Studenten auf ihre Rolle als Vermittler und Begleiter von Handlung und Betätigung, Veränderung, Vertretung und Anwaltschaft vorbereiten.

Im Anschluss teilten sich die Teilnehmer in zwei Diskussionsforen über weiterführende Arbeits- und Studienmöglichkeiten nach dem Bachelor-Abschluss auf. Im Forum über Masterstudiengänge informierten zunächst Vertreterinnen aus drei unterschiedlichen Masterstudiengängen über deren Inhalte und Rahmenbedingungen. Es wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede, sowie Vor- und Nachteile mit dem Auditorium diskutiert. Dabei stellte sich vor allem die Frage nach Sinn und Nutzen eines Masterabschlusses. Deutlich wurde, dass sich zukünftige Masterstudenten gut überlegen sollten, warum und mit welchem Ziel sie studieren wollen. Ein gewisser Pioniergeist sei vonnöten, sowie Verhandlungsgeschick, um sich auf dem Arbeitsmarkt positionieren zu können. Es folgte ein Plädoyer für ergotherapeutische Masterstudiengänge, da es sich gezeigt habe, dass sich Absolventen fachfremder Masterstudiengänge (z. B. Psychologie) häufig von der ergotherapeutischen Profession abwenden und andere Wege beschreiten würden. Im Forum über besondere Arbeitsfelder wurde unter anderem über die Arbeit als Ergotherapeutin an einem Forschungsinstitut, als Redakteurin und beim Jugendamt zuständig für die Einzelintegration von Kindern mit Behinderungen in Regelkindergärten berichtet. Im Austausch über unterschiedliche Berufsfelder und Positionen wurde die Sorge geäußert, dass durch zu große Vielfalt das Berufsbild undeutlich werden könnte. Dem hielt die Mehrheit jedoch entgegen, dass die Handlung als Kerngebiet der Ergotherapie viele Möglichkeiten biete und dieses Ziel auf unterschiedliche Art und Weise erreicht werden könne.

Im Anschluss berichtete Mieke le Granse von den ersten Ideen bis zur Etablierung des Studiengangs. Angefangen hatte es mit einer spontanen Idee in Zusammenarbeit mit Peter Jehn, damals Referent für Aus- und Weiterbildung im DVE. Der Studiengang war als zeitliche Zwischenlösung für Deutschland gedacht, hat sich aber inzwischen dank seines spezifisch ergotherapeutischen Inhalts und eines tollen, engagierten Teams, zum größten „Bachelor-Lieferanten” für Deutschland entwickelt. Im Namen der Hochschule Zuyd drückte Mieke le Granse ihren Stolz darüber aus, dass sich so viele Ehemalige sehr aktiv an Kongressen, Fachgremien und Arbeitsgruppen beteiligen. Durch die Bereitschaft, zu publizieren und dadurch ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit vielen anderen Interessierten zu teilen, demonstrierten sie die Bedeutung von life long learning.

Nach dem bilanzierenden Blick auf 10 Jahre Bachelorstudiengang gab es einen Umtrunk und ein gemeinsames Abendessen mit regem Austausch – häufiges Schwelgen in Erinnerungen an die gemeinsame Studienzeit inbegriffen.

Insgesamt ein „runder‛, gelungener Tag, der sowohl den Rückblick in die Vergangenheit als auch einen Ausblick in die Zukunft der Professionalisierung und Akademisierung der Ergotherapie zuließ und beide miteinander vereinte.

Das Team des deutschen Ergogotherapie-Bachelorstudiengangs an der Hogeschool Zuyd, Heerlen. Von links nach rechts: Cornelie Zillhardt, Bettina Weber, Mieke le Granse, Maggy Blees, Tanja Bernd, Jet Lancée, Ulla Pott, Claudia Merklein-De Freitas.

Cornelie Zillhardt

Hogeschool Zuyd

Faculteit Ergotherapie

Nieuw Eyckholt 300

6400 AN Heelen, NL

Email: co.zi@gmx.de