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DOI: 10.1055/s-0031-1285853
Erfahrungsbericht zum Projekt Untersuchung der Regulierung axonaler Exzitabilität in peripheren sensorischen und motorischen Axonen mittels der „Threshold tracking“ – Methode [*]
Report of Experience with the Project “Study of the Regulation of Axonal Excitability in Peripheral Sensory and Motor Axons by Means of the Threshold Tracking Methods”Publication History
Publication Date:
25 August 2011 (online)


Hintergrund
Die axonale Exzitabilität eines Neurons hängt von verschiedenen Parametern ab. Passive biophysikalische Eigenschaften eines Axons wie sein Durchmesser und auch das spezifische Repertoire zahlreicher Ionenkanäle, -pumpen und -austauscher führen zu einer für einen Axontyp charakteristischen Exzitabilität [1]. Im Gesunden sind human- wie auch tierexperimentell die meisten genannten Parameter gut untersucht. Gegenstand der aktuellen Forschung ist (i) die Charakterisierung der axonalen Exzitabilität unter pathologischen Bedingungen, (ii) die Untersuchung regulierender Mechanismen: dazu gehören zum einen die Erforschung der Bedeutung extrinsischer Faktoren (wie bspw. pH, Temperatur, spezifische Pharmaka) aber auch intrinsischer Faktoren wie bspw. verschiedene intrazelluläre Kaskaden und (iii) die subzelluläre Lokalisation und elektrophysiologische Charaktersierung der Subtypen von Ionenkanälen, -pumpen und -austauschern.
Methodisch stehen zur Beantwortung o. g. Fragen zum einen in-vitro Methoden wie die patch-clamp Methode oder Imaging-Methoden mit zellulärer Auflösung zur Verfügung. Diese Methoden werden vorrangig tierexperimentell genutzt und können nur bedingt an humanem Material eingesetzt werden.
Die „Threshold tracking“ Methode hingegen ermöglicht eine indirekte Untersuchung der zugrundeliegenden Mechanismen axonaler Exzitabilität. Mithilfe des Trond – Protokoll ist es möglich, in-vivo Untersuchungen an humanen peripheren Nerven durchzuführen und dabei verschiedene Exzitabilitätsparameter [2] zu messen.
Ein wesentliches Prinzip der Methode ist, das Reaktionsverhalten eines peripheren Nervens auf einen Teststimulus in Abhängigkeit eines vor, während oder nach dem Teststimulus applizierten konditionierenden Pulses zu beschreiben. Als Observable dient bei motorischen Nervenfasern das motorische Summenaktionspotentzial abgeleitet vom Muskel und bei sensorischen Fasern das sensorische Summenaktionspotenzial. Entscheidend dabei ist, dass die Antwort auf den Teststimulus eine definierte schwellennahe Größe hat. Verändert nun ein konditionierender Puls die Reaktion auf den Teststimulus, wird dieser in seiner Stärke computerkontrolliert angepasst, bis die definierte Größe wieder erreicht wird. Der konditionierende Puls variiert je nach Protokoll in Länge, Amplitude (unterschwellig oder überschwellig) und im Intervall zum Teststimulus. In Zusammenschau aller abgeleiteter Parameter lässt sich indirekt eine Aussage über involvierte Ionenkanäle, -austauscher und -pumpen treffen [1] [2].
Symptome zahlreicher neurologischer Erkrankungen sind mit einer veränderten peripheren axonalen Exzitabilität verbunden [1]. Hierzu gehören einerseits Neuropathien unterschiedlicher Genese (metabolisch [3] [4], toxisch [5] [6] oder demyelinisierend) und Erkrankungen des Rückenmarks [7]. Andererseits zeigen aber auch neurologische Erkrankungen, deren klinisches Bild durch zentralnervöse Symptome gekennzeichnet ist, eine veränderte periphere axonale Exzitabilität. Hierzu gehören verschiedene Kanalkrankheiten, wie bspw. die episodische Ataxie vom Typ 1 [8] und vom Typ 2 [9], oder auch bestimmte generalisierte Epilepsien [10].
Die Untersuchung der für die axonale Exzitabilität verantwortlichen Mechanismen mithilfe der „Threshold tracking“ Methode bietet somit die Erforschung pathophysiologischer Zusammenhänge am Menschen in-vivo und somit auch die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze.
** gefördert durch das Stipendium für junge Wissenschaftler der DGKN