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DOI: 10.1055/s-0035-1564206
Armut, öffentliche Sozialtransfers und Gesundheit: Eine Analyse zur subjektiven Gesundheit von Sozialleistungsbeziehern in Deutschland
Poverty, public transfers and health: An analysis on self-rated health of social benefit recipients in Germany.Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
02. Dezember 2015 (online)


Zusammenfassung
Hintergrund: Ein wesentlicher Bestandteil der bundesdeutschen Sozialpolitik besteht in der Vermeidung und Verringerung relativer Armut. Auf Basis repräsentativer Daten für Deutschland untersucht der vorliegende Beitrag erstmals, wie sich die subjektive Gesundheit von Personen darstellt, die durch den Bezug von Sozialtransferleistungen der Einkommensarmut entgehen.
Methodik: Die Analysen basieren auf Daten des „Sozioökonomischen Panels“ (SOEP) aus dem Jahr 2010. Die subjektive Gesundheit beruht auf einer Selbsteinschätzung des allgemeinen Gesundheitszustands. Der Bezug von Sozialtransfers wird im SOEP direkt erfragt. Die Armutsgefährdung vor und nach Sozialtransfers wurde auf Basis des Netto-Äquivalenzgewichteten Pro-Kopf-Einkommens bestimmt und setzt an einer Schwelle von 60% des medianbasierten Durchschnittseinkommens an. Mittels deskriptiver Analysen und binär logistischer Regressionen wird der Zusammenhang einer Armutsgefährdung vor und nach Sozialtransfers mit der subjektiven Gesundheit unter statistischer Kontrolle soziodemografischer und sozioökonomischer Indikatoren untersucht.
Ergebnisse: Unter Kontrolle des Alters weisen Männer und Frauen, die nach dem Bezug monetärer Transferleistungen nicht mehr armutsgefährdet sind, ein signifikant höheres Risiko einer schlechten Gesundheit auf als andere (ORFrauen: 1,85; 95%-KI: 1,27–2,69; ORMänner: 2,57; 95%-KI: 1,63–4,05). Erklärt werden diese Unterschiede maßgeblich über die Staatsangehörigkeit, den Erwerbsstatus, die Haushaltszusammensetzung und existierender Pflegebedürftigkeit im Haushalt.
Fazit: Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass der Bezug von öffentlichen Sozialtransfers an der Schwelle der Einkommensarmut mit einem besonderen Gesundheitsrisiko assoziiert ist. Damit knüpft die Untersuchung an den aktuellen Diskurs zu den sozialen und gesundheitlichen Implikationen von öffentlichen Sozialtransfers an und gibt einen ersten Einblick auf die Bedeutung von Sozialleistungen und den damit einhergehenden Lebensbedingungen an der Schwelle zur Armut.
Abstract
Background: Prevention and reduction of poverty are key elements of social welfare policy in Germany. This study is the first analysis of self-rated health of individuals that escape poverty by benefiting form public transfers.
Methods: Analyses are based on the German Socio-economic Panel (GSOEP) of 2010. Self-rated health was based on subjective assessment of general health status. Subjects were directly asked about receipt of public transfers. Income poverty was based on the equalized disposable income and is applied to a threshold of 60% of the median-based average income. We analyzed the association between self-rated health and pre- and post-transfer poverty by means of descriptive analyses and binary logistic regression.
Results: After adjusting for age, we found a significantly higher risk of poor self-rated health among those who escaped income poverty due to the receipt of social transfers compared to others (ORWomen: 1.85; 95%-CI: 1.27–2.69; ORMen: 2.57; 95%-CI: 1.63–4.05), in particular to those at risk of post-transfer poverty. These poverty-related inequalities in health were predominantly explained by nationality, occupational status, household type and long-term care within the household.
Conclusion: This study provides first evidence that the receipt of public transfers is associated with increased risk of poor health in the light of impending income-poverty. This study adds to the current debate about the social and health implications of public transfers in the relationship between poverty and health.
Zusatznutzen im Internet
- Tab. 4
und Tab. 6 finden sie im Internet unter http//dx.doi.org/10.1055/s-0035-1564206.
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