Hintergrund:
Hauptnebenwirkung antihyperglykämischer Therapien sind Hypoglykämien.
Ziel dieser Untersuchung ist es, die Inzidenz schwerer Hypoglykämien (sHypo) in den
Jahren 2006/2011 bei Patienten mit CKD unter Berücksichtigung antihyperglykämischer
Therapien im Versorgungsalltag zu analysieren.
Methoden:
Versicherungsdaten der AOK wurden auf Patienten mit Typ 2 Diabetes und CKD sowie erlittener
sHypo (nach ICD 10) gescreent (Grundgesamtheit hochgerechnet auf die deutsche Wohnbevölkerung:
6,6 Mio. in 2006 und 7,9 Mio. in 2011). Abgegebene antihyperglykämische Medikamente
zum Zeitpunkt der sHypo (bis 3 Monate zurückliegend) wurden mittels ATC-Code identifiziert.
Ergebnisse:
Die Inzidenz von sHypo nahm bei Patienten mit CKD von 2006 (3,49%) zu 2011 (3,02%)
ab. Antihyperglykämisch therapierte Patienten mit CKD hatten eine signifikant höhere
Wahrscheinlichkeit einer sHypo als Patienten ohne CKD (OR 8,57; 95%KI 8,31 – 8,84),
vor allem Patienten mit Insulintherapie, mono (OR 9,77; 95%KI 9,00 – 10,62) sowie
in Kombination mit Sulfonylharnstoffen (OR 11,39; 95%KI 10,32 – 12,57) oder Metformin
(OR 9,92; 95%KI 8,91 – 11,06), jeweils im Vergleich zu Patienten mit CKD ohne antihyperglykämische
Therapie. Auch unter Monotherapie mit GLP1-Agonisten (OR 8,18; 95%KI 5,77 – 11,64),
Sulfonylharnstoffen (OR 7,47; 95%KI 6,75 – 8,27), Gliniden (OR 6,85; 95%KI 5,98 –
7,85) und DPP4-Hemmern (OR 4,49; 95%KI 3,44 – 5,86) zeigte sich bei Patienten mit
CKD ein höheres Risiko für sHypo im Vergleich zu keiner antihyperglykämischen Therapie.
Diskussion:
Patienten mit CKD haben ein 8 – 9-fach erhöhtes Risiko schwerer Hypoglykämien. Durch
die oft fehlenden Alternativen zur Insulintherapie, vor allem in höheren CKD Stadien,
steigt das Risiko therapiebedingt nochmals an. Auch Antidiabetika mit vermeintlich
geringem Hypoglykämierisiko wie GLP1-Agonisten, Glinide oder DPP4-Hemmer waren in
dieser Registerstudie mit einer höheren Hypoglykämiewahrscheinlichkeit bei CKD assoziiert.