Gesundheitswesen 2018; 80(01): 79-86
DOI: 10.1055/s-0041-110678
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Instrumente zur Messung von Effekten einer Frühintervention auf den Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit in Deutschland – Stellungnahme einer interdisziplinären Arbeitsgruppe

Instruments for Measuring the Effects of Early Intervention on Maintaining and Restoring Ability to Work in Germany: Opinion of an Interdisciplinary Working Group

Authors

  • N. Amler

    1   Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg
  • S. Felder

    2   Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität Basel, Basel
  • W. Mau

    3   Institut für Rehabilitationsmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle
  • S. Merkesdal

    4   Klinik für Immunologie und Rheumatologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • O. Schöffski*

    1   Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg
  • und Mitglieder des Arbeitsgruppe
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Dezember 2015 (online)

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Zusammenfassung

Zielsetzung: In Projekten zur Frühintervention werden eine Vielzahl unterschiedlicher Instrumente zur Messung von Interventionseffekten auf den Erhalt bzw. die Wiederherstellung von Arbeitsfähigkeit eingesetzt. Ziel dieser Arbeit ist es, ein geeignetes Instrument bzw. eine Auswahl geeigneter Instrumente vorzuschlagen, damit in Zukunft verschiedene Interventionsansätze verglichen und die Datenqualität verbessert werden kann.

Methodik: Es wurde eine systematischen Literaturrecherche durchgeführt, um die aktuell vorhandenen Messinstrumente in der verfügbaren internationalen Literatur abzubilden. Zudem wurde anhand strukturierter Interviews mit Leitern bestehender Frühinterventionsprojekte oder Repräsentanten anderer Interventionsansätze die Kenntnis und Anwendung der Messinstrumente in Deutschland eruiert. Anschließend wurde im Rahmen eines Arbeitstreffens aus den Ergebnissen der Literaturrecherche und der Interviews eine Empfehlung abgeleitet.

Ergebnisse und Stellungnahme: Es gibt derzeit kein Instrument, das für die genannte Zielsetzung uneingeschränkt empfohlen werden könnte. Nach den Ergebnissen der Literaturrecherche und der Interviews empfiehlt die Arbeitsgruppe als ersten Schritt den Work Ability Index (WAI, Schwerpunkt Arbeitsfähigkeit) und den Work Productivity and Activity Impairment Questionnaire (WPAI, Schwerpunkt Absentismus und Präsentismus) zu nutzen. Beide Fragebögen sind frei in deutscher Sprache verfügbar und versprechen einen guten Kompromiss hinsichtlich psychometrischer Gütekriterien sowie Praktikabilität und Anwendungsrealität. Die Messinstrumente sollen weiterentwickelt werden mit dem Ziel ein optimiertes Instrument zu etablieren, das die Stärken beider Instrumente vereint.

Schlussfolgerung: Wenn zukünftig bei möglichst vielen Frühinterventionsansätzen in Deutschland der WAI und der WPAI zum Einsatz kommen, würde sich die Datengrundlage im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit verbessern. Schwerpunkt der weiteren Forschungsarbeit muss es aber sein, ein optimiertes Instrument aus Elementen von WAI und WPAI zu entwickeln, um damit die Arbeitsfähigkeit sowie Effekte einer Intervention auf den Erhalt oder die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit in Deutschland unabhängig vom Setting messen zu können.

Abstract

Objective: In projects on early intervention, a wide variety of instruments is used for the measurement of intervention effects on preservation or restoration of ability to work. The aim of the present work was to propose an appropriate instrument or a range of appropriate instruments that enable diverse interventional approaches to be compared, and data quality to be improved.

Methods: A systematic literature search was conducted to map the currently existing measuring instruments. In addition, based on structured interviews with leaders of existing early intervention projects or representatives of other interventional approaches, knowledge and application of the measuring instruments in Germany were determined. In the context of a working meeting, a recommendation was formulated based on the results of the literature search and interviews.

Results and Comments: There is currently no instrument that could be recommended without reservation for the stated purpose. Based on the results of the literature search and the interviews, the working group recommends using, as a first step, the Work Ability Index (WAI, focus on work ability) and the Work Productivity and Activity Impairment Questionnaire (WPAI, focus on absenteeism and presenteeism). German-language versions of both questionnaires are freely available and offer a good compromise in terms of psychometric quality criteria, as well as of practicality and applicability. The measuring instruments should be developed further, with the goal of establishing an optimized instrument that combines the strengths of the two instruments.

Conclusion: In Germany, use of WAI and the WPAI in as many early intervention approaches as possible will help improve the database, allowing better comparability. However, the focus of further research must be to develop an optimized instrument from elements of WAI and WPAI, in order to be able to measure ability to work as well as the effects of an intervention on preservation or restoration of the ability to work, regardless of the setting.

* Mitglieder der interdisziplinären Arbeitsgruppe:
Interview and Arbeitstreffen: Prof. Dr. Falk G. Bechara, Bochum; PD Dr. Bernd Bokemeyer, Minden; Dr. Jacqueline Detert, Berlin; Prof. Dr. Joachim E. Fischer, Mannheim; Marianne Giesert, Mainz; Ulrich Hartschuh, Stuttgart; PD Dr. Christoph Kröger, Braunschweig; Prof. Dr. Wolfgang Kruis, Köln; Dr. Birgit Leineweber, Salzgitter; Prof. Dr. Christian Maaser, Lüneburg; Prof. Dr. Jochen Prümper, Berlin; Tobias Reuter, Mainz; Dr. Hans-Martin Schian, Wilnsdorf; Dr. Nicole Zinckernagel, Alzey; Prof. Dr. Prof. h. c. Dr. h.c. Christos Zouboulis, Dessau
Interview (beim Arbeitstreffen verhindert): Prof. Dr. Marina Backhaus, Berlin; Prof. Dr. Jürgen Braun, Herne; Hans-Jürgen Dorr, Wuppertal; Prof. Dr. Andreas Schwarting, Bad Kreuznach; Dr. Monika Schwarze, Hannover; Dr. Ina Ueberschär, Leipzig