Psychotraumatologie 2001; 2(3): 18
DOI: 10.1055/s-2001-16560
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Arbeitslosigkeit als Gegenstand
psychotraumatologisch fundierter Institutionsberatung

Dipl.-Psych Dirk Weller
  • Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität zu Köln
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Autor:

Dipl.-Psych Dirk Weller

Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität zu Köln

Zülpicher Straße 45

50923 Köln

Email: Dirk_Weller@gmx.de

Publication History

Publication Date:
27 September 2001 (online)

 
Table of Contents #

Zusammenfassung:

Die explorativ angelegte Arbeit beschäftigt sich mit den psychotraumatologischen Mechanismen in der Bewältigung von Arbeitslosigkeit und ihren Auswirkungen auf Erlebens- und Umgangsformen der Betroffenen im Zusammenhang mit dem Arbeitsamt. Die Hypothese, dass Arbeitslosigkeit als ein potentielles Trauma Double-Bind-Strukturen entfaltet, die mit den Behördenerfahrungen in Wechselwirkung treten, wurde überprüft und spezifiziert. 33 Probanden wurden mit qualitativen und quantitativen Verfahren untersucht, 15 davon mit ausführlichen Tiefeninterviews.

Es wird anhand der umfangreichen Datenbasis herausgearbeitet, dass im Umgang mit dem Arbeitsamt eine Wirklichkeit zum tragen kommt, die psychotraumatologische Strukturen der Arbeitslosigkeitserfahrung im negativen Sinne aufgreift und weiterführt: Selbstbestrafungs- und Selbstlähmungstendenzen finden in institutionellen Abläufen und Kommunikationsausprägungen ihre Entsprechung und bewirken eine zusätzliche Verfestigung und Zuspitzung einer Lähmung in unvermittelbaren Widersprüchen.

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Unemployment as a Subject for Psychotraumatologically Substantiated Institutional Counselling

This exploratory study deals with the interaction between psychotraumatological mechanisms of coping with and suffering from unemployment and its effects on experiencing the institution "Arbeitsamt" (job center). The hypothesis is that unemployment as a potential trauma leads to specific double-bind structures which interact with experiences while having to do with the responsible institutions, and this hypothesis was analysed and specified in a process of multimethodological research. 33 unemployed persons were examined, 15 by means of extensive in-depth interviews and additional questionnaires and 18 via questionnaires.

The ample data show that being compelled to deal with the institution "Arbeitsamt" creates and negatively intensifies a reality involving psychotraumatical structures of the experience of being unemployed. Intrapunitive and self-paralysing tendencies have their parallels and counterparts in the institutional processes and communicative experiences which seem to result in a fixation and aggravation of a paralysation in irreconcilable contradictions.

This pathogenic pattern is analysed on a general, superindividual level and on a differential level showing the conditions of different individual developments. Both aspects lead to heuristic models of the complex psychological process. They are finally analysed with regard to the necessities of both the individual and the institution, leading to possible ways of solving the most difficult parts of the problem and to continue necessary research.

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Einleitung

Die zugrundeliegende empirische Arbeit beschäftigt sich mit besonderen Aspekten der Psychotraumatologie der Arbeitslosigkeit, nämlich mit ihren wechselseitigen Zusammenhängen mit Erfahrungen mit der Arbeitsverwaltung.

Arbeitslosigkeit stellt nach wie vor und auf absehbare Zeit ein bedeutendes gesellschaftspolitisches sowie verwaltungspolitisches Problem dar. Selbst sinkende Arbeitslosenzahlen entschärfen das Problem nicht unmittelbar, da für die verbleibenden Arbeitslosen eine zusätzliche Marginalisierung eintritt.

Die Arbeitslosigkeitsforschung hat sich in den letzten 30 Jahren zu einem umfangreichen Forschungsfeld entwickelt. Es gibt bereits viele Untersuchungen zu der Frage, welche negativen Phänomene mit Arbeitslosigkeit korrelieren. Erst in den Anfängen ist hingegen die Erforschung der näheren Umstände des psychotraumatischen Prozesses, der in der Arbeitslosigkeit eintreten kann, und an welchen gesellschaftlichen Schnittstellen er geprägt wird bzw. beeinflusst werden kann.

Hierzu sollte diese Arbeit einen Beitrag leisten, indem sie exemplarisch das Arbeitsamt als einen für alle Arbeitslosen gemeinsamen Situationsfaktor herausgreift und eingehend in seinen Wechselwirkungen mit den fraglichen psychischen Prozessen analysiert. Ausgegangen wird von der psychotraumatologischen Hypothese, dass die Erfahrung der Arbeitslosigkeit in ihrer Struktur einer Double-Bind-Situation entspricht, also einer systematischen Diskrepanz zwischen Kommunikation und Metakommunikation bei gleichzeitiger Unmöglichkeit von Metakommunikation. Die Betroffenen wären demnach potentiell unauflöslichen Widersprüchen ausgesetzt, die sich aus in ihrer Biografie verinnerlichten Schemata über Lebenstechniken und Wertmaßstäbe auf der einen Seite und aus den Merkmalen und impliziten Botschaften ihrer aktuellen Situation auf der anderen Seite ergeben. Da die Arbeitslosigkeit in der Psychotraumatologie als ein man-made-desaster verstanden wird und das Konzept des double-bind ein Konzept auf einer Ebene sozialer Beziehungen ist, sollte die Hypothese in dieser Arbeit in einem Zusammenhang sozialer Interaktionen, Erfahrungen und Handlungen untersucht werden. Zur näheren Analyse und Modellierung der gefundenen Phänomene in Hinblick auf die Double-Bind-Hypothese wurde das Modell der Wirkungseinheiten [1] gewählt, da mit diesem zeitlich und personal übergreifende psychologische Zusammenhänge in gestalthaft-komplexen Konstruktionsmodellen differenziert abgebildet werden können. Verschiedene Verlaufsformen und ihre Bedingungen wurden mit einer variablenorientierten cross-case-Analyse [2] rekonstruiert.

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Forschung zur Arbeitsverwaltung

Es ist erstaunlich, dass es zu Erfahrungen mit der Arbeitsverwaltung, zumal in den letzten Jahren, kaum psychologische Forschung gibt, obwohl auf der Hand zu liegen scheint, dass in der Institution Arbeitsamt nicht nur entsprechend ihrer Idee, Arbeit und der Zugang zu ihr vermittelt wird, sondern auch ein erheblicher Teil der mit Arbeitslosigkeit verbundenen Erfahrungen sich an dieser Schnittstelle zwischen Betroffenen, Arbeitsmarkt und Gesellschaft vermitteln. Brauns und Rupp [3] argumentieren, dass sich die zunehmende Fraktalisierung der Gesellschaft seit Anfang der 80-er Jahre in der Arbeitslosenforschung insofern widerspiegelt, dass vermehrt spezifische Untergruppen von Betroffenen in den Blick genommen würden, was viele Vorteile hat, aber auch Nachteile: „Nicht nur, dass die Relevanz theoretischer Analysen und Auseinandersetzungen über unterschiedliche Sicht- und Erklärungsweisen der Folgen von Arbeitslosigkeit in den Hintergrund gedrängt werden, auch der Blick über die unmittelbar Betroffenen hinaus, etwa auf Institutionen (z. B. Arbeitsamt oder Fortbildungseinrichtungen) und Menschen, die sich in mehr oder weniger indirekter und oft unbemerkter Weise mit den psychosozialen Folgen von Arbeitslosigkeit auseinandersetzen, wird vernachlässigt” (ebd. S.183).

Kieselbach, Klink und Waldmann [4] kritisieren mit ähnlicher Stoßrichtung den mangelhaften Übertrag von psychologischen Ergebnissen der Arbeitslosenforschung in den Alltag der Praxis der relevanten beratenden und verwaltenden Berufsgruppen. Sie thematisieren in Fortbildungsveranstaltungen für Praktiker die Frage, „inwieweit institutionelle Bedingungen und Handlungsroutinen sowie Veränderungen des Berufsalltags infolge der ökonomischen Krise die Probleme der betroffenen Ratsuchenden möglicherweise noch zusätzlich verschärfen” (ebd. S.140) und richten dafür eine eigene, an die Universität Bremen angebundene Fortbildungsstelle ein, die Fortbildungsstelle Arbeitslosenforschung FAF. Zu deren Aufgaben gehört die Vermittlung von Ergebnissen der Arbeitslosenforschung ebenso wie auch der Aspekt der Reflexion der Beratungshintergründe und, im Rahmen von Institutions- und Mitarbeiterberatung, die Konzipierung, Umsetzung und Evaluation von Maßnahmen. Solche Modelle geben die Richtung dessen an, was in Zukunft auch überregional zum Standard des institutionellen Umgangs mit Arbeitslosigkeit werden sollte. Hierfür muss jedoch gerade die Forschung den Problembereich Arbeitslosigkeit verstärkt in Hinblick auf Probleme der alltäglichen, professionellen Praxis berücksichtigen.

Wichtig ist es zu betonen, dass niemandem an einseitiger Institutionenschelte der Arbeitsverwaltung gelegen sein kann, da es bei einer Zuständigkeit jedes Mitarbeiters für mehrere Hundert Betroffene [5], die in der Literatur ‚Klienten‘, ‚Ratsuchende‘ oder in neuerer Zeit ‚Kunden‘ genannt werden, offenkundig ist, dass die Gesellschaft im Ganzen ungelöste innere Widersprüche gerade auch auf dem Rücken dieser Einrichtung und ihrer Mitarbeiter ruhen lässt. Diese werden letztlich mit unlösbaren Aufgaben konfrontiert, was zu extremen Belastungen auch bei den Mitarbeitern der entsprechenden Ämter führt. „Manchmal fühlt man sich wie zwischen allen Stühlen, zwischen den Vorgaben der Politik, den Erwartungen der Arbeitslosen, den Anforderungen der Arbeitslosen, den Anforderungen der Arbeitgeber, den Notwendigkeiten der Verwaltung” formuliert dies ein Hauptvermittler bereits Mitte der 80-er Jahre (ebd. S. 107). Vor dem Hintergrund dieser oft unvermittelbaren Ambiguität werden unterschiedliche Selbstverständnisse und schwerpunktmäßige Lösungsversuche typisiert: der Arbeitsvermittler als ‚Makler‘, als ‚Sozialarbeiter‘, als ‚Bürokrat‘ und als ‚Berater‘ (s. o.), wobei die Arbeitsmarktentwicklung seitdem besonders den wirklichen ‚Berater‘, wenn nicht auch den ‚Makler‘ und ‚Sozialarbeiter‘ womöglich noch seltener hat werden lassen. Die Schwierigkeit, sich von den Nöten der Betroffenen freizumachen, wird mit einer psychischen Überforderung der Mitarbeiter des Arbeitsamtes zusammengebracht, die nachhaltig negativ auf Orientierungen und Verhaltensweisen der Arbeitsvermittler zu wirken vermag, was sich in „Teilnahmslosigkeit, Inaktivität, ja Unbeherrschtheit und sogar Unmenschlichkeit gegenüber den Ratsuchenden” äußern könne [5].

Schmid [6] stellt das Arbeitsamt als eine „Institution mit schlechtem Image” heraus. „Die Erwartung herrscht vor: Hier wird nur verwaltet. Arbeitslose kommen und werden registriert. Akten werden angelegt und abgelegt. Wenn Zahlungen, Mahnungen oder Abmeldungen anstehen, werden sie wieder hervorgeholt. Einmal im Monat wird gezählt und gemeldet” (S.388). Das schlechte Image führt er zurück auf die für den gesunden Menschenverstand nicht nachvollziehbare Diskrepanz zwischen (damaliger) Hochkonjunktur und hoher Arbeitslosigkeit, was dann über die Schlussfolgerung aufgelöst werde, dass das Arbeitsamt und die Arbeitslosen nichts taugen würden und andere Saiten aufgezogen werden müssten. Hierin sieht er „institutionellen Rufmord” (s. o.), gegen den er anzugehen sucht durch eine differenzierte Analyse des Wechselspiels der Arbeitsmarktgegebenheiten und Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Er versucht aufzuzeigen, dass die Arbeitsverwaltung trotz aller Schwierigkeiten wichtige Beiträge zur Schadensbegrenzung auf dem Arbeitsmarkt leistet und für die von ihm plausibilisierten und seitdem in weiten Teilen eingetretenen zukünftigen Entwicklungen der Steigerung von Angebots- und Nachfrageflexibilisierung unentbehrlich sei. „Das Arbeitsamt wird in einem solchen Modell der integrierten - gegenüber einer segmentierten - sozialen Marktwirtschaft viel zu tun haben, allerdings nicht als verwaltende, sondern als kooperierende Institution, die eine Fülle von modernen personennahen wie produktionsnahen Dienstleistungen anzubieten hat” (S.410).

Die Forschung zur Arbeit der Arbeitsverwaltung befasst sich primär mit ihrer Einbettung in volkswirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Kontexte, ihrer Effizienz und der Frage, wie sie am zielführendsten die Wiederherstellung eines vollbeschäftigungsnahen Zustandes unterstützen kann. Hier rücken Fragen in den Vordergrund wie die Effizienz von EDV-Einsatz [6], die Umsetzung einzelner neuer Bestimmungen oder überhaupt die Produktivität und Bedeutung der Einrichtung, woraus zuweilen profunde Begründungen einer Existenzberechtigung trotz offenkundiger bzw. scheinbarer Zielverfehlung werden (Schmid 1990) [7]. Doch auch hier wird mehr mit Statistiken über Vermittlungsquoten argumentiert, als dass in Betracht gezogen würde, was Besucher entsprechender Einrichtungen erleben und wie sie dieses Erleben verarbeiten: man vermisst die hinterfragende Meta-Ebene, aber auch die empirisch geerdete individuelle psychologische Ebene.

Bahnmüller und Faust [6] kommen bei der Untersuchung des Begriffes der Dienstleistungsqualität zu dem Ergebnis, dass eine befriedigende Begriffsklärung fehlt, auch wenn es plausible Ansätze gibt. Als ein solcher wird derjenige von Brinkmann (zit. n. [6]) angeführt, nach dem Verwaltungen bei der Gestaltung ihrer Verfahren und Leistungsangebote 6 Kriterien gerecht werden sollen: 1. Schnelligkeit, 2. Erreichbarkeit, 3. Korrektheit, 4. Ganzheitlichkeit, 5. Flexibilität und 6. Verständlichkeit. Es wird erkennbar, dass sich zwar um eine Thematisierung bemüht wird, dass jedoch der psychologische Aspekt der Beziehung zum um Dienstleistung Ersuchenden in der Betrachtung fehlt. Diese lassen sich vielmehr in umgekehrter Richtung erschließen aus der Beschreibung von Funktionen der Bundesanstalt für Arbeit:

  • Mehrere sich überlagernde und sich teilweise widersprechende Funktionen müssen deshalb wahrgenommen werden: eine Allokationsfunktion von Arbeitskraft, eine Schutzfunktion vor den materiellen Risiken der Arbeitslosigkeit, eine Disziplinierungsfunktion zur Aufrechterhaltung und Wiederherstellung von Arbeitsmoral und eine sozialpolitische Funktion des besonderen Schutzes benachteiligter Gruppen am Arbeitsmarkt. Die Arbeitsämter setzen zu diesem Zweck ein im Zeitverlauf variables Bündel von Maßnahmen ein, das über ein entsprechend ausgelegtes Anreiz- und Sanktionssystem umgesetzt wird (S.37).

Es soll in dieser Studie vornehmlich um die Perspektive der Erwerbsarbeitslosen gehen, daher wird die Perspektive der Mitarbeiterseite nicht weiter vertieft und analysiert. Wichtig ist jedoch, da beide Seiten nicht ganz zu trennen sind, dass gerade das Selbstverständnis bzgl. der „Disziplinierungsfunktion” und der Zuständigkeit für eine gute „Arbeitsmoral” sowie die damit verbundenen Unterstellungen [8] und die alltägliche Auslegung dieses Selbstverständnisses naheliegenderweise in engem Zusammenhang mit entsprechenden Erlebnisqualitäten auf der Seite der Interviewpartner der vorliegenden Arbeit stehen und das Aufkommen einer psychohygienisch ausbalancierten und zuträglichen Arbeitsbeziehung zwischen den Betroffenen und den Mitarbeitern im Arbeitsamt unwahrscheinlich machen.

Ein wichtiger Punkt, der von Bahnmüller und Faust (s. o.) herausgestellt wird, ist die zwischen den verschiedenen Klienten des Arbeitsamtes, den Arbeitgebern auf der einen und den Arbeitslosen auf der anderen Seite ungleich verteilte Möglichkeit, auf die Beziehungsgestaltung Einfluss auszuüben, da die Arbeitgeber freiwillig in Kooperation mit dem Arbeitsamt treten, die Arbeitslosen qua Lebenssituation hingegen zur ‚Zusammenarbeit‘ gezwungen sind, so dass bereits dieser Aspekt des Settings passive und regressogene Qualitäten impliziert oder nahelegt.

In einer Betrachtung der Entwicklung der zunehmenden Arbeitsbelastung der Mitarbeiter im Arbeitsamt kommt auch der hier interessierende Aspekt der Beziehung zu den nun Kunden genannten Besuchern des Arbeitsamtes zur Sprache: „Mit dem Übergang zum Bezug von Arbeitslosengeld sind vielfach die Weichen zu ‚Armutskarrieren‘ gestellt, verbunden mit Überschuldungen, Pfändungen und die bekannten Begleiterscheinungen sozialer Deklassierung. Das brachte für die Verwaltung nicht nur erhöhten Arbeitsaufwand mit sich. In Mitleidenschaft gezogen wurde auch der Umgangsstil und das Klima zwischen Kunden und Beschäftigten, Faktoren, die die Arbeit zusätzlich erschweren”(s. o., S.73). Die Autoren zeichnen nach, wie durch die im Laufe der 80-er Jahre zugespitzten Bedingungen der Massenarbeitslosigkeit und die negative Haltung von Medien und Arbeitgebern ein Legitimationsdruck entsteht, der von unlösbaren Dilemmata geprägt ist und zu lösen versucht wird, indem dem Markterfolg, dem marktgerechten Vermittlungsverhalten eine absolute Priorität vor der Sozialfunktion der staatlichen Arbeitsvermittlung eingeräumt wird z. B. im Sinne einer „Bestenvermittlung”, was in Bezug auf das schlechte „Klima” ebenfalls eine Rolle spielen dürfte.

Wichtiger Hintergrund der in der vorliegenden Arbeit von den Probanden berichteten Erfahrungen ist der Verwandlungsdruck der Arbeitsverwaltung. Von Seiten der Gewerkschaft wird in dieser bedrängten Situation lange nach einem zu vertretenden Weg gesucht, der schließlich unter dem Stichwort ‚Arbeitsamt 2000‚ Konturen gewinnt und aus Sicht des Verfassers zum Zeitpunkt dieser Untersuchung noch in uneinheitlichen Vorwirkungen begriffen ist. Der Idee nach sollen unter dem Primat der Dienstleistungsqualität 4 Zielstränge verfolgt werden:

  1. „die Integration bisher zwischen und innerhalb der Fachabteilungen getrennt erbrachter Leistungen in gemischte Teams, in denen Beschäftigte der verschiedenen Fachabteilungen gemeinsam eine Kundengruppe möglichst komplett betreuen,

  2. Die Enthierarchisierung und Dezentralisierung der Entscheidungskompetenzen sowie die Ausweitung des Dienstleistungsangebotes in der Fläche,

  3. Die Qualifizierung der Beschäftigten mit dem Ziel der Verbesserung der Dienstleistungsqualität der Arbeitsämter sowie zur Bewältigung des Organisationsentwicklungskonzeptes selbst und schließlich

  4. die Demokratisierung der Entscheidungsstrukturen durch Ausbau der Mitbestimmung und Beteiligungsmöglichkeiten der Beschäftigten” (s. o., S. 114).

Deutlich wird jedoch, dass aus Sicht der im Arbeitsamt Beschäftigten durch eine forcierte, eines Gesamtkonzeptes ermangelnde Ausstattung mit vermeintlich vereinfachenden Arbeitsmitteln der EDV die Beziehung zum Kunden beträchtlich verkompliziert wurde. Beispielhaft sei nur der Effekt angeführt, dass vorher in qualitativer Form vorliegende Information zu einzelnen zu vermittelnden Personen zunehmend codiert wurden, wodurch bild- und zusammenhanghaftes Denken und Arbeiten in Vermittlungsfragen in den Hintergrund gedrängt wurde. Solche Schwierigkeiten addieren sich zusätzlich zu allen Nachteilen verrichtungsorientierter Arbeitsteilung, in der ein Ratsuchender beispielsweise für einen aus 4 Schritten bestehenden Vorgang 4 Mitarbeiter aufsuchen muss, eine Arbeitsorganisation, die erst in Ansätzen überwunden wird hin zu einer personenorientierten Arbeitsteilung.

Bei alledem ist jedoch auf der Leitungsebene das Bewusstsein eigener Verantwortung für die psychologischen Aspekte der Beziehung mit den „Ratsuchenden” nur begrenzt ausgeprägt [9]. „Der Kommunikationsprozess zwischen Ratsuchendem und Arbeitsberater bzw. Berufsberater ist immer dann gestört und im Erfolg gefährdet, wenn Persönlichkeit und innere Situation des Ratsuchenden ein sachliches Aufnehmen von Informationen, eine aktive Teilnahme am Beratungsgeschehen oder die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Person nicht zulässt oder erschwert” (ebd. S.17). Hier werden Probleme sehr eindimensional auf der als solcher definierten Gegenseite verortet und es wird Aufgabe der vorliegenden und evtl. folgender Arbeiten sein, aufzuzeigen, ob und inwiefern ‚auf beiden Seiten‘, nämlich in der Psychodynamik des Gesamtgeschehens, behandelnswerte Hindernisse vorliegen. Dies war einige Jahre vor den oben zitierten Autoren an anderer Stelle bereits als wichtiger Forschungsgegenstand herausgestellt worden, ist aber nie zu einem Forschungsprogramm geworden. „Dass ... aber auch eine Vielzahl von Menschen in unterschiedlicher Weise mit der Verwaltung und/oder Bekämpfung der Arbeitslosigkeit beschäftigt sind, dass - um das Problem etwas einzukreisen - Institutionen wie Arbeitsamt und Fortbildungseinrichtungen sich auch, in mehr oder weniger indirekter und oft unbemerkter Weise, mit den psychosozialen Folgen der Arbeitslosigkeit auseinandersetzen, selbst betroffen sind bzw. die Betroffenheit bekämpfen, scheint bislang eher ein praktisches denn ein forschungswürdiges Thema zu sein” [10].

Beachtenswerte Ausnahme ist eine von Stiftung Warentest im August 1998 [11] unter dem Titel ‚Guter Rat ist selten‘ veröffentlichte Untersuchung von 11 Arbeitsämtern zuzüglich schriftlicher Leserbefragung und verdeckter teilnehmender Beobachtung in Form von schriftlichen Anfragen. 2143 Arbeitsamtsbesucher füllten Fragebögen zu ihrer Zufriedenheit mit einigen Dienstleistungsaspekten aus. Statistisch gesehen bekamen die Mitarbeiter gute Noten: 78 % der Befragten bescheinigten ihnen, dass sie ‚voll und ganz‘ oder zumindest ‚eher‘ ‚freundlich‘ seien. Auf der anderen Seite hatten 41 % der Befragten das Gefühl, Nachfragen würden stören. Einen ähnlich interessanten, in der Untersuchung nicht weiter analysierten Widerspruch gibt es zwischen den Ergebnissen, dass einerseits 62 % zumindest tendenziell angeben, sich ‚im Arbeitsamt gut informiert‘ zu fühlen; andererseits stimmen nur 25 % ‚eher‘ und 18 % ‚voll und ganz‘ zu, hilfreiche Empfehlungen erhalten zu haben, was von den Autoren als ein besonders schlechtes Teilergebnis gewertet wird. Auch die organisatorische Ebene wird von den Befragten eher negativ bewertet: weniger als die Hälfte empfindet die finanziellen Dinge als schnell und unkompliziert geregelt, 60 % berichten vom Erleben organisatorisch bedingter unnötiger Wartezeiten.

Qualitativ deutlicher noch, wenn auch nicht statistisch aussagekräftig, sind schriftliche Stellungnahmen von Lesern: man werde „arrogant” „von oben herab” behandelt „wie lästige Bittsteller” (S.81) mit grundsätzlicher Unterstellung von Leistungsmissbrauch. Als potentiell sehr günstige Einrichtung erscheint das elektronische Stelleninformationssystem (SIS), dem 95 % der befragten Benutzer leichte Verständlichkeit und Bedienbarkeit bescheinigen. Allerdings Beurteilen es nur zwischen einem Drittel und der Hälfte als nützlich, mit der Begründung, dass ein Großteil der Stellenangebote völlig veraltet oder inhaltlich irrelevant sei.

Besonders der Widerspruch zwischen den eher positiven quantitativen Daten, die auf den Fluren des Arbeitsamtes gewonnen wurden durch Befragung der gerade das Gebäude verlassenden Besucher, und den eher negativen qualitativen Daten, die von Leserbriefschreibern stammen, macht in dieser Untersuchung stutzig. Offensichtlich haben beide Informationsquellen eine einflussreiche Eigenlogik, die hier nur einer an Plausibilität orientierten Spekulation zugänglich ist: man stellt sich im ersten Fall, gemäß der Untersuchungsbeschreibung, einen Arbeitsamtsbesucher vor, der kurz nach einer Interaktion mit einem Mitarbeiter, die zumeist recht existentielle Fragen berührt und in eine entsprechende Verfassung versetzt, noch keine Distanz zum Geschehen hat und sein noch diffuses und gestaltloses Erleben in einem Kreuz auf einer Rating-Skala fixieren soll. Die Tendenz, möglichst unverfänglich zu antworten, mag durch ein solches Setting verstärkt werden. Auf der anderen Seite die Leserbriefschreiber, die diesen Weg nutzen, einen lange gehegten, möglicherweise gepflegten und zurechtgemachten, das heißt auf eine Dimension reduzierten, Groll auszubreiten. Beide Informationsquellen verdienen Interesse, doch beide vereint der Nachteil, dass der Forscher nicht nachfragen und vertiefen kann, wie eine Stellungnahme gemeint ist, und dass sich das Erleben nicht im Erhebungsprozess entfalten und ausgestalten, differenzieren kann. An dieser Stelle sucht die vorliegende Studie die Vorteile einer beweglichen und vertiefenden Methodik anzusetzen.

Durch die Untersuchung 11 verschiedener Arbeitsämter sind in der Stiftung-Warentest-Untersuchung vorsichtige Rückschlüsse auf Bedingungen von Zufriedenheit mit der Dienstleistung möglich. So spielt überraschenderweise die lokale Arbeitslosenquote im Bezirk keine Rolle, „trotz katastrophalem Arbeitsmarkt kann es also verhältnismäßig zufriedene Kunden geben, wenn das Arbeitsamt entsprechend organisiert ist” (S.82). Unter den 11 getesteten Arbeitsämtern waren auch diejenigen in Heilbronn, Halberstadt, Saarbrücken und Dortmund, welche unter dem Stichwort „Arbeitsamt 2000” (s. o.) als Modellämter ein neues Konzept eingeführt hatten. Dieses Konzept soll durch Änderungen wie der Zusammenlegung von Arbeitsvermittlung und Leistungsabteilung sowie anderen Maßnahmen zur Erhöhung von Flexibilität und Kundenorientierung „weniger Bürokratie, zufriedenere Kunden und Mitarbeiter sowie mehr Wirtschaftlichkeit bringen” (S.81) und wird von den Autoren als der eigentliche Testsieger bezeichnet, da 3 der 4 fraglichen Ämter (Dortmund nicht) mit Abstand die besten Beurteilungen erhielten. Dieses wichtigste Ergebnis der Teststudie kann als Ermutigung gesehen werden, die geplanten Umstrukturierungen forciert weiterzuführen und weiterhin für evaluative Begleitung dieser notwendigen Verwandlungsprozesse offen zu sein.

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Methode der zugrundeliegenden Studie

Um der Komplexität des sich aus mehreren Facetten zusammensetzenden Gegenstandes gerecht zu werden und der Arbeit die beabsichtigte explorative Breite und Offenheit zu erhalten, wurde eine Kombination von qualitativen und quantitativen Verfahren gewählt. Die Verfahren sollten die Grundlagen dafür bieten können, sowohl den Einzelfall verstehen und beschreiben zu können als auch probandenübergreifende Hypothesen aufzustellen und zu überprüfen.

Die empirische Basis der Arbeit stellt die Untersuchung von insgesamt 33 Probanden mit folgenden Verfahren dar: mit 15 Probanden wurde ein 1 ¿ bis 2-stündiges Tiefeninterview durchgeführt sowie die Interview-Kurzform des Kölner Trauma-Inventars (KTI) und adaptierte Formen von PTSS-10 (posttraumatic symptom scale) und der Somatisierungsskala aus dem SCL-90-R (Symptom-Check-List revidierte Fassung). PTSS-10 und besagte Skala wurden per Instruktion einmal auf den aktuellen Zeitpunkt und einmal retrospektiv auf die Zeit, zu der noch eine Arbeitsstelle vorhanden war und keine Angst um diese bestand, bezogen. 18 weitere Probanden wurden postalisch befragt; anstatt des Tiefeninterviews wurde von diesen ein vom Verfasser entworfener Bogen mit offenen Fragen zu Arbeitslosigkeit und Arbeitsamt ausgefüllt, dessen Beantwortung zwar Anregungen und eine gewisse Bestätigung für die Interviewergebnisse lieferte, jedoch nicht in die systematische Auswertung einbezogen wurde. Der KTI lag für diese Probanden in der Fragebogen-Kurzform vor. Für die anderen Verfahren liegen von den postalisch befragten Probanden die Ergebnisse gleichermaßen vor wie für die Probanden, mit denen ein persönliches Treffen stattfand, so dass mit dem differenzierten Befragungsvorgehen die Datenbasis für die quantitativen Analysen erhöht werden konnte.

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Ergebnisse

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Ergebnisse der Fragebögen

Der Fragebogen SCL-90-R zeigt moderate Mittelwerte, die nur schwach unterschiedlich ausfallen für die Einschätzung der aktuellen Situation vs. der Einschätzung der Vergangenheit vor dem Arbeitslosigkeitsproblem. Dies zeigt in der retrospektiven Selbstbeschreibung eine niedrige Intensivierung körperlicher Symptome, was sich mit der durchgängigen Tendenz in der Literatur deckt, dass Symptome um so weniger mit Arbeitslosigkeit korrelieren, je körperlicher sie sind.

Ein entgegengesetztes Bild zeigt sich, passend zur Hypothese geringer Somatisierungstendenzen, in der Skala PTSS-10: hier gibt es deutlich und signifikant erhöhte Werte für die wahrgenommene aktuelle Situation gegenüber früher; die Situation wird demnach als stark psychisch beeinträchtigend erlebt und die auf die Gegenwart bezogenen Werte liegen im Mittel im Bereich ‚erhöhter Stressreagibilität‘ mit einigen Ausprägungen im Bereich eines Verdachts auf PTSD (post-traumatic stress disorder). In Einzelfällen sind die Werte jedoch aktuell niedriger als für den früheren eingeschätzten Zeitraum, was auf die Wichtigkeit der Berücksichtigung der näheren Bedingungen des Einzelfalles hinweist.

In den quantitativen Ergebnissen des KTI wird eine insgesamt recht hohe traumatische Belastung sichtbar, welche sich zudem in einem von anderen Stichproben deutlich unterscheidbaren Traumaprofil abbildet. Im Vergleich mit Rückenschmerzpatienten und Wiederhohlungstätern im Straßenverkehr ist bei vergleichbaren Mittelwerten der Bereich Ursprungsfamilie stark und vor allem der Bereich Beruf verstärkt ausgeprägt, in den anderen Bereichen sind die Werte mit zumindest einer der beiden anderen Stichproben vergleichbar. Eventuelle Verzerrungen durch Tendenzen im Antwortverhalten, die auf den Phasenwechsel von Intrusion und Verleugnung im traumatischen Prozess zurückzuführen sind, müssen als schwer einzuschätzen festgehalten werden und stellen wahrscheinlich ein Problem jeder Untersuchung traumatologischer Phänomene mit dieser Methodik dar.

Die Tiefeninterviews wurden transkribiert und danach zunächst einzeln psychologisch beschrieben, wobei es sowohl um eine Zusammenfassung der Phänomene als auch um das aufbereitende Herstellen einer Transparenz für die impliziten Strukturen ging. Auf der Grundlage dieser Einzelbeschreibungen wurde in einer vereinheitlichenden Beschreibung die Phänomenfülle in eine Gesamtschau gestellt.

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Ergebnisse der Interviews

Diese Gesamtschau arbeitet analog zu den Interviews zunächst die relevanten Hintergründe wie ‚Einstellung zur Arbeit‘, ‚Arbeitsplatzverlust‘ und ‚Entwicklung der Lebenssituation‘ heraus, um dann vor diesem Hintergrund auf das Arbeitsamt zu focussieren und den Umgang mit diesem als eine problematische ‚Gestalt mit Vermittlungsproblemen‘ herauszuheben.

In der vereinheitlichenden Beschreibung werden die Hauptthemen im Erleben der Entwicklung der Lebenssituation und im Umgang mit dem Arbeitsamt herausgehoben und auf Spannungen und Polaritäten hin zentriert. Dabei versteht sie sich als eine spiralförmige Suchbewegung hin auf ein Grundproblem, das in verschiedenen Wendungen und Konkretisierungen in Betracht genommen wird.

Nachdem aus den 15 Interview-Transskripten 15 Einzelbeschreibungen entwickelt wurden, wurden diese auf die Länge von etwa 1 - 2 Einzelbeschreibungen (entspricht 14 Seiten) vereinheitlicht. Diese Vereinheitlichung wurde für den vorliegenden Bericht dann noch einmal auf ein Drittel verdichtet. Interview-Nummern werden angegeben, um Querverbindungen und Einzellogiken nachvollziehbar zu machen.

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Interviewverfassung, Interviewdynamik und Übertragungsphänomene

Die Interviews finden zunächst in der Wohnung des Verfassers statt. Nachdem das als ein Gegenübertragungszug der Distanzierung vom Gegenstand (Gegenstandsscheu als erste Markierung) verstanden wird, werden die restlichen Interviews nach Möglichkeit zuhause bei den Gesprächspartnern geführt, um eine größere Nähe zu den Phänomenen zu erreichen.

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Drückendes / zementiertes Unbehagen als (un-)wirksamer Verwandlungsdruck

In den Interviews begegnen dem Autor sehr unterschiedliche Lebens- und Alltagswelten. Gemeinsam scheint diesen zu sein, dass sie sich in einem gleichsam latenten Stadium befinden, in dem die aktuelle Lebenssituation nicht als eine eigentliche, dauerhafte anerkannt werden kann. Sie wird vielmehr entweder als Übergang gelebt oder ist vom Bemühen beziehungsweise zumindest der Sehnsucht nach einem deutlichen Übergang zu etwas Anderem gekennzeichnet. Die eigentliche relative Statik der Lebenssituation, die zumeist gleichzeitig festzustellen ist, steht dazu in einem Spannungsverhältnis und lässt diesen Aspekt als eine Art Übergang in der Klemme erscheinen. Der Status der Arbeitslosigkeit schwebt mit ständigem Aufforderungscharakter über den Gesprächen. Es wird eine gewisse oft richtungslose Grund-Angestrengtheit spürbar allein aus dem Ringen mit dem aktuellen Un-Status heraus. Die aktuelle Unbehandelbarkeit der Situation drückt sich in der Interviewdynamik auch darin aus, dass eine Tendenz besteht, wortreich und detailliert von früheren Arbeitserfahrungen zu erzählen, in diesen Erinnerungen einigen Halt zu finden; das Gespräch muss immer wieder auf die jetzige Situation hingelenkt werden. Die dabei spürbaren emotionalen Grundqualitäten bewegen sich von mehr oder weniger starker Bedrückung oder Not, über eine entschiedene Gefasstheit bis hin zu gespanntem Erwarten des Ergreifens teilweise bereits bestehender, teils konkret erhoffter oder auch nur vermeintlicher neuer Verwandlungs- und Umsatzchancen.

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Verbünden im Beleuchten der Situation und ’Veräußern’ unliebsamer Bedingungen
und negativer Erfahrungen

In fast allen Gesprächen entsteht der Eindruck, dass gerne die Gelegenheit genutzt wird, etwas über die Unbill, denen man als Arbeitsloser ausgesetzt ist, zu erzählen. Da kommt das Klagen phasenweise richtig in Schwung, und es wird genossen, dass da jemand in akzeptierender Grundhaltung zuhört. Man tritt dem Autor freundlich entgegen, sein Anliegen, sich dieses Themas in einer Studie anzunehmen, weißt ihn als unterstützende, wohlwollende Mischung aus Verbündetem und Quasi-Autorität aus. Der Autor kommt in ein Gefühl des Generösen, fühlt sich zum Teil wie ein großzügiger Zuteiler von eingehender Aufmerksamkeit.

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Themenbereich 1: Entwicklung der Lebenssituation, arbeitsloser Alltag

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A priori-Kündigung: gar nicht erst hineinkommen in die Arbeitswirklichkeit

In 2 Fällen (Int. 1, 15) stand weniger der Verlust einer Stelle im Vordergrund, als die Unmöglichkeit, nach dem Abschluss einer Ausbildung eine Stelle zu finden, überhaupt auf die angestrebte Weise ins Arbeitsleben hinein zu finden. Diese Situation ist für die Betroffenen besonders belastend, da eine als tragfähig erlebte Eingebundenheit in die Arbeitswelt nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Erinnerung fehlt.

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Kündigungs-Dramaturgien

Die meisten Probanden erzählen, wie mehr oder weniger dramatisch der Verlust der eigenen Arbeitsstelle war. In einigen Fällen werden zumeist nur kurzzeitige Anstellungen gefunden, so dass die Kündigung zu einem häufigeren Erlebnis wird (Int. 4, 5,11,12,13). Zuweilen hängt der Verlust der Arbeitsstelle auch mit dem Konkurs des arbeitgebenden Betriebes zusammen (Int. 8, 11) oder mit einem erheblichen Stellenabbau aufgrund schlechter wirtschaftlicher Situation des Betriebes (Int. 3). Dann folgt das Erleben des Verlustes der Anstellung einem durchgliederten Muster: von ersten subtilen Anzeichen, die immer massiver werden, zunächst dennoch ein Aufrechterhalten der Zuversicht und Ungläubigkeit erlauben, später jedoch in ein grausam-unspektakuläres Real-Werden der Kündigung kippen und Gefühle von im Stich gelassen beziehungsweise verraten worden zu sein aufkommen lassen (Int. 3, (5), 8,13,14). In anderen Fällen wurde nach längeren Kämpfen aus eigenem Entschluss das Arbeitsverhältnis beendet, worauf dann auch betont Wert gelegt wird (Int 2, 5, 9,14). Dieser Mut zum eigeninitiativen Absprung wird auf der einen Seite zu einem wichtigen Teil des neuen Selbstverständnisses. Man muss sich aber auch oft eingestehen, dass die sich daraus entwickelnde Situation als sehr viel einfacher eingeschätzt wurde, als sie sich nun herausstellt (Int 2, 5, 14). So wendet sich die Erlebensperspektive später dann doch in Richtung eines Erleidens.

Auch passiv erlittenes Ausscheiden geht zuweilen zunächst mit der Erwartung einher, man würde sofort oder zumindest schnell wieder neue Arbeit finden können (Int. 8, 13, 14). Das wird dann häufig mit einer sich erwartungswidrig als ganz anders erweisenden Wirklichkeit konfrontiert.

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Große Regulationsnot: arbeitsloser Alltag

Arbeitslosigkeit wird im Alltag wirksam als ein nachhaltiges und vielschichtiges Herausgefallen-Sein aus einer Welt funktionierender Regulierungen: aus einem erheblichen Teil des alltäglichen seelischen Umsatzes aus Einsatz und Ertrag auf allen Ebenen, von dem man sich ‚normalerweise‘ getragen fühlen kann. Dabei kann sich die von den Probanden veranschlagte ‚Normalität‘ sowohl auf die eigene Vergangenheit als auch, bei Fehlen von umfangreicheren Arbeitserfahrungen, auf die gesellschaftlich als normal eingeschätzte Eingebundenheit in die Wirklichkeit beziehen. Das Herausgefallen-Sein zeigt sich zum einen von einer massiven Verlustseite: man beklagt einen inhaltsarmen und/oder deprimierenden Alltag (Int. 1, 2, 3, 5, 6, 8, 10, 11, 12, 14, 15), dem es an Markierungen fehlt. „Nicht wissen, was man tun soll” und „sich irgendwann selbst nicht mehr leiden können” (Int. 10) prägt den Alltag, so dass man abends seinem Partner bedrückenderweise nichts zu erzählen habe (Int. 2, 8, 10) außer im besten Falle schlechtgelaunten Misserfolgsmeldungen wie „ist ja alles Scheiße, und hab’ mich schon wieder 10-mal vorgestellt, und wieder haste’s nicht gekriegt, und ja” (Int. 10). Es fehle im Tagesverlauf eine Quelle von „Feedback” (Int. 4). Es fehlt überhaupt an Einwirkungsmöglichkeiten, und man befürchtet, dem Lauf der Dinge immer hilfloser ausgesetzt zu sein (Int. 1, 2, 3, 6, 8, 10, 14) und am Endpunkt der absehbaren Entwicklung nur noch ein unglücklicher Sozialfall zu sein. Indem man keine Ansatzpunkte zur aktiven Entwicklungs-Gestaltung sieht, entstehen mehr und mehr Ängste vor einer düsteren Zukunft (Int. 1, 3, 6,10). Mit immer weniger Möglichkeiten entsteht zugleich doch immer mehr das Gefühl, etwas tun zu müssen. Dies ist bereits ein entscheidender Aspekt der Tiefenstruktur des Gegenstandes: Der fehlende regelmäßige Umsatz im Seelenbetrieb spaltet diesen auf in zähflüssig-stagnierende und hohldrehend-unstete Seiten und wird erlebt als ein Mangel an stabiler Bewegung und Halt. Dies fehlt dann auch in anderen Lebensbereichen: Es wird zum Beispiel im Zusammenhang mit einer Unfähigkeit erlebt, bei der Partnersuche erfolgreich zu sein: „die Frauen, dass das vielleicht auch irgendwo durchkommt, nee, ich erzähle dann nichts von meiner Arbeit, nee, während die von sich erzählen, und dass das vielleicht einen negativen Eindruck macht, nee” (Int. 13).

Eine andere Seite des Aspektes des Herausgefallenseins ist jedoch eine Gewinnseite, die sogar zuweilen näher an der Oberfläche liegt und entsprechend zuerst beschrieben wird (Int. 2, 6, 7, 12, 14). Diese Gewinnseite hat zu tun mit einer Befreiung von Beschwernissen, unter denen zuvor mehr oder weniger extrem gelitten worden war (Int. 5, 9, 12). Hier wird deutlich, dass auch die Einbindung in die Arbeitskultur ihre Schattenseiten hat(te), die nicht ohne Unbehagen zu meistern sind. Befreiung bedeutet, dass man nun ausschlafen könne (Int. 9, 14), dass man sich seinen Tag in besonderem Maße selbst und frei einteilen könne (Int. 14), dass man seine Freundin besuchen könne (Int. 6), oder dass man nun bessere Chancen habe, die Abendschule erfolgreich zu absolvieren (Int. 13).

Das Erleben der Befreiung von Beschwernissen ist jedoch so brisant, dass der Umgang mit ihr zu einer extrem ambivalenten Angelegenheit wird, und letztlich kann sie sich im Erleben nicht halten, kann nicht als ‚eigentlich‘ erlebt werden. So kippt jeder angeführte Vorteil sofort wieder in einen Nachteil: man könne die viele Zeit verrückterweise nicht nutzen, sondern sie laufe einem weg (Int. 12); man verliert seine Tagesstruktur und schläft zu lange (Int. 12, 15), merkt, dass man zu sehr auf Leistung getrimmt sei, als dass man die viele Zeit genießen könnte (Int. 9). Oder die genossene Freiheit führt zu Gewissenskonflikten, die es unmöglich machen, sich auf der Genussseite wirksam einzurichten. Stattdessen werden erhebliche Rechtfertigungsbemühungen im Sinne von ‚ich will ja arbeiten‘ belebt (Int. 1, 2, 3, 4, 6, 8, 9, 14) oder gar gelebte Beweisführungen über die Ungenießbarkeit der Situation produziert, was durch einen Haushaltsunfall, durch Liebeskummer oder durch andere objektivierbare Leidenswege bewerkstelligt wird. Hier zeigt sich eine über allem stehende Sorge, von sich oder anderen bei Arbeitsunwilligkeit ertappt zu werden. Es wird immer nur mal kurz und zauderhaft versucht, sich Vorteile klar oder vor zu machen, ohne diese jedoch einmal wirklich ausgestalten und ausloten zu können (interessante Ausnahme: siehe Einzelfallanalyse Int.13).

Eine Ausgestaltung und Auslotung der neuen Freiheiten wird auch dadurch massiv erschwert, dass sie mit der ständigen Bereitschaftshaltung zusammenpassen muss, die von außen verlangt wird (s. u.) und die man häufig auch von sich selbst verlangt, auch wenn man selbst sich gar nicht mehr vorstellen kann, dass es noch zu einer Vermittlung in Arbeit kommt. Das kann so weit führen, dass man erst nach fünf Jahren erfährt, dass einem Arbeitslosen auch Urlaub zustehe, den man dann nutzt, um den Kontakt zur Familie der französischen Ehefrau wiederzubeleben (Int. 8). Eine erfreulichere Auslegung des arbeitslosen Alltages wird herbeigesehnt, kann aber nicht näher rücken, da man fürchtet, in die Nähe von unterstellter und/oder erlebter Arbeitsunwilligkeit zu geraten. Arbeitsunwilligkeit ist mit einer Ausnahme (Int. 13) eine gefürchtete und im Erleben häufig auftauchende Unterstellung, die mit großer Wut und Verletzung zurückgewiesen wird. Als ebenso kränkend werden Pseudo-Solidarisierungen erlebt, wenn frühere Kollegen einen dafür zu beneiden vorgeben, dass man nicht mehr arbeiten müsse und nun so viel Zeit habe (Int. 2). Regulationsnot zeigt sich somit nicht nur bezüglich der zeitlichen und kräftemäßigen Strukturverluste, sondern auch in Hinblick auf Selbstverständnisfragen und Selbstwertlabilitäten.

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Nachhaltigkeit des Herausgefallen-Seins: Alter als (be-)klemmendes Problem

Die Mehrheit der Probanden beziehen in ihre Überlegungen über ihre zukünftigen Chancen mehr oder weniger explizit ihr Alter mit ein und empfinden dieses dabei unabhängig vom tatsächlichen Alter zumeist als bedrückend fortgeschritten (10 von 15 Interviews). Hierbei wird zudem eine eigendynamische Zuspitzung erkennbar, die darauf hinausläuft, dass man sich eine Deadline setzt, hinter der man aufgeben zu können/müssen glaubt. Diese kann jedoch entweder bei einem Alter von 40 Jahren oder auch erst bei 50 oder 60 gesehen werden, was auf den Charakter einer psychologischen, nicht einer ausschließlich realen Angst hindeutet.

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Unbehagen im Herausgefallen-Sein: quälende Begegnungen mit Arbeitgebern

Die meisten der Probanden haben mit Arbeitgebern im Zusammenhang von Bewerbungen Erfahrungen gemacht, die sie als sehr negativ schildern. Zumeist handelt es sich dabei um den Verdacht oder das Erleben von Ausbeutungsverhältnissen. Häufig wird auch das ungnädige und ausgrenzende Setzen von Altersgrenzen beklagt. Arbeitgeber werden als rücksichtslos, gefühllos und verletzend beschrieben. In anderen Fällen ist das Verhältnis zu Arbeitgebern, bei denen man zum Teil lange Jahre gearbeitet hat und die einen dann trotzdem vor die Tür gesetzt haben, ausgesprochen ambivalent: einerseits ist über die Jahre ein Achtungsverhältnis gewachsen, andererseits ist man sehr verbittert über seine Entbehrlichkeit (bes. Int. 3).

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Unbehagen im Herausgefallen-Sein: Mangel-Situationen

Ein Großteil der Probanden berichtet von finanziell sehr bedrängten Umständen in der Arbeitslosigkeit. Hierbei herrscht häufig eine große Hemmschwelle, das Sozialamt oder auch nur das Arbeitsamt aufzusuchen und sich auf diesem Wege finanziell helfen zu lassen. Zumindest bezüglich des Arbeitsamtes werden diese Hemmungen jedoch angesichts der Macht des Faktischen bald überwunden: die Erlebensperspektive kippt um und in den Vordergrund tritt, dass die erhaltenen Mittel als sehr niedrig erlebt werden.

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Übergang in der Klemme: verkehrte Steigerungen und palliative Hoffnungen

Bei einigen Probanden ist in der Gegenübertragung spürbar, dass die letzten Hoffnungen nur noch mit Mühe aufrechterhalten werden können und im Schwinden begriffen sind (Int. 1, 3, 5, 6, 8, 10, 13, (14)). Die Gewohnheit, in Lebensentwürfen eine obligatorische Steigerung (von Lebensradien und Einwirkungsmöglichkeiten) mitzurechnen wird gegen den Strich gebürstet: man sieht sich plötzlich in einer Erwartung ständiger weiterer Schrumpfung der eigenen Lebensradien. Diese Perspektive ist sehr schwer erträglich: entweder sie führt zu einer mehr oder weniger gefassten Bitterkeit (Int 1, 3, 10), oder sie wird mit allen Mitteln zu überwinden gesucht. Diese Überwindungsversuche haben zum Teil ausschließlich den Stellenwert heilsamer oder schmerzlindernder Phantasien und können bis ins groteske unrealistisch erscheinen, wie wenn zum Beispiel eine Probandin völlig unvermittelt in die berufliche Selbständigkeit ausweichen will, ohne die geringste Vorstellung über Konkretisierungen dieser Idee zu haben oder auf Nachfrage produzieren zu können.

Verkehrte Steigerungen zeigen sich auch in einem ‚verkehrten‘ Ergänzungsverhältnis von Bemühungen und Resultat. In unterschiedlichem Ausmaß hatte man sich im Laufe des Aufwachsens darauf zu verlassen gelernt, dass gesteigerte Bemühungen zu positiven Resultaten führen: es wird entsprechend durchgängig eine positive Grundeinstellung zur Arbeit geschildert. In der Arbeitslosigkeit macht man hingegen die Erfahrung, dass man um so mehr Absagen im Briefkasten hat, je mehr man sich bewirbt, dass also verstärkte Bemühungen mit verstärkt frustrierend-kränkendem Ergebnis verbunden sind (Int 1, 5, 11). Diese entsprechend dem verinnerlichten Muster als Erfolg erleben zu wollen, führt in Absurditäten der Art, dass der Erfolg (aufrechterhaltener Bemühungen) und Misserfolg (dieser Bemühungen) in eine Konsequenzlosigkeit zusammenfallen und somit ununterscheidbar werden. Um aus diesem Dilemma herauszukommen, werden Ideen geboren wie der Wunsch nach finanzieller Honorierung auch von Bewerbungs-Absagen, womit das Dilemma jedoch nur um eine Wendung weitergedreht und nicht aufgelöst wird.

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Übergang in der Klemme: Krisengang, Abgrenzung von Verkehrungslogik
durch Aufbruch und neue Erfindung des ‚Eigenen‘

Bei anhaltender Arbeitslosigkeit kann unter günstigen Umständen eine andere Sorte von Überwindungsversuchen der Perspektive zunehmender Einengung der Lebensradien entstehen: der Betroffene gräbt gewissenhaft und aufwendig im eigenen bisherigen Lebens-Werk und den eigenen Talenten nach Kultivierungsformen, an die sich im Sinne einer Arbeit anknüpfen ließe. Auf diese Weise kommen langfristig angelegte neue Entwürfe zustande, die für die Person eine erhebliche Verwandlung bedeuten, die mit Elan angegangen werden und sogar dann einen Alltag tragen können, wenn sie nicht oder noch nicht als Erwerbsarbeit, sondern eher als persönlich erfüllende Sinn-Arbeit fungieren (Int. 2, 14, 15). Die Situation der Arbeitslosigkeit wird von diesen Probanden nach anfänglicher Hilflosigkeit und Krise dazu genutzt, die eigene Person und ihren Wert für die Gesellschaft durch bewusste und kämpferische Abgrenzung von oberflächlichen Werte-Kategorien völlig neu zu definieren und sich auf diesem Wege selbst gleichsam neu zu erfinden. Man entdeckt sich neu als journalistischer Sozialarbeiter, als Musikerin, Reisebeauftragte oder Medienmensch. Es werden neue Lebensinhalte gefunden, was neue Energien freisetzt, die einen großen Optimismus mit sich bringen, dass dieser Entwurf zu etwas führen wird.

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Übergang in der Klemme: Schutz gegen Verkehrungslogik durch Installation von partiellen Stützungswelten

In einer abgeschwächten Form dieser Sinn-Erneuerungen mit einer deutlicheren Sichtbarkeit des Ersatzcharakters ist bei einer Anzahl von Probanden zu beobachten, dass private Stützungswelten gesucht und gefunden werden. Diese können zwar nicht die umfassende Einbindung in die Wirklichkeit ersetzen, die eine Erwerbsarbeit bietet, können aber sehr wohl die Haltlosigkeit und Leere mildern und das ständige Unbehagen deutlich reduzieren. So findet man in einem Fußball-Fanclub Anbindung an ein Ritual projektiv-delegierter Selbststärkung und Leistungserbringung, in dem außerdem das Vorhandensein vieler anderer Arbeitsloser ein Dazugehörigkeits-Erleben vereinfacht (Int. 1). Oder man hat über seine kleine Tochter und den Bekanntenkreis eine Schar von Kindern und Alten um sich, für die man häufig den betreuenden und unterstützenden guten Engel spielt (Int. 10). Auch das Besuchen der Abendschule mit dem Nachholen des Abiturs kann unter anderem in diesem Zusammenhang gesehen werden (Int. 13). Oder man erlebt in einer Arbeitslosen-Initiative eine Bezeugung der eigenen Situation sowie eine gemeinsame Kultivierung der verbliebenen Einwirkungsmöglichkeiten (Int. 3). Im Kraftstudio hält man sich permanent und exzessiv fit, um den erhofften, möglicherweise irgendwann plötzlich wieder auftauchenden Herausforderungen dann auch sofort gewachsen zu sein (Int. 8).

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Themenbereich 2: Arbeitsamt

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Vorerwartungen, mitgebrachte Haltungen und Widerstände

Aus der Art und Weise, wie der erste Besuch beim Arbeitsamt geschildert wird, werden vielfältige im vorhinein bestehende ambivalente Erwartungen, Haltungen, Wünsche, Ängste und Aufladungen deutlich. So wird festgestellt, dass man es früher für unbotmäßig hielt, vom Staat Geld zu bekommen: eine Herabwertung, bei der man jetzt drastisch merkt, dass man sie nicht aufrechterhalten kann, weil sie nun die eigene Person existentiell beträfe. So wird sie entweder scheinbar ohne viel Aufhebens aufgegeben (Int. 8, 13), oder mit größeren Konflikten mühsam überwunden (Int. 2, 15). Wenn die verurteilende Haltung gegenüber dem Annehmen von Hilfe erst mühsam überwunden werden muss und dieser seelische Aufwand auch noch Zeit kostet, beginnt das Verhältnis zum Arbeitsamt damit, dass man sich den Vorwurf anhören muss, versäumt zu haben, sich sofort zu melden (Int 1(indirekt), 15).

Massiv Widerständiges gegen eine ambitionierte Nutzung der Angebote des Arbeitsamtes kann auch festgemacht werden an der bereits im Vorfeld erlebten lähmenden Atmosphäre im Arbeitsamt, die anderen Besucher dort und deren hoffnungslose Ausstrahlung (Int. 1, 6, 7, 8, 15). Von Bekannten wird man darauf vorbereitet, dass man dort „wie der letzte Dreck behandelt” (Int. 9) wird, wogegen man sich bestmöglich zu wappnen sucht.

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Initiation in neue Ordnungen: schmerzhafte Befreiung von Anfangsnaivität und überhöhter Beziehungserwartung

Vor dem Hintergrund ihrer Lebenssituation sind die Probanden zum Zeitpunkt ihres ersten Besuches im Arbeitsamt in einer verunsicherten Verfassung. Sie sind aus der ‚Obhut‘ ihres bisherigen Arbeitgebers herausgefallen und erwarten jetzt im Arbeitsamt mehr oder weniger bewusst und explizit Ersatz für diese Sicherheit und Rollenzuweisung und Beziehung. Zudem trägt man seine ganze Biografie und ihre aktuelle Infragestellung seelisch mit sich, muss sie mit ungewissem Ausgang in die Waagschale werfen und für sie geradestehen und ist entsprechend gespannt und verletzlich.

Der erste Besuch im Arbeitsamt bedeutet häufig, sich auf völlig neues Terrain zu begeben. Das Aufsuchen dieser Einrichtung ist etwas sehr Symbolträchtiges und steht dabei auch für ein neues Terrain in Bezug auf die Lebensumstände. Man ist zugleich buchstäblich an diesem Ort auf neuem Terrain, auf dem man sich zunächst nicht zurechtfindet. Die notwendigen Informationen, um sich zurechtzufinden, werden als schwer zugänglich, lieblos, und häufig fehlerhaft erlebt, so dass man sich auf eine Odyssee begibt, bevor man an der richtigen Stelle angelangt ist. So macht man die Erfahrung, dass der Mann in der Informationskabine neben dem Eingang einem rundheraus sagt, dass er nicht wisse, wo man hin muss, und es auch nicht herausfinden könne (Int. 14). Es entsteht eine erste Verunsicherung der vertrauensvollen Erwartung eines neuen Beschützers.

Auch wenn man schließlich an der richtigen Stelle angelangt ist, ist die erste Begegnung mit dem zuständigen Mitarbeiter häufig wie eine extrem ‚kalte Dusche‘. Nachdem man oft unsanft aus einer so bedeutsamen Einbindung wie der Arbeitsstelle herausgefallen ist (s. o.), ist das Erleben, dass sich jetzt im Arbeitsamt einstellt, offensichtlich davon geprägt, dass man gespannt ist, was die erschreckende Lücke ausfüllen wird. Mehr oder weniger bewusst erwartet man einen Ersatz für den vorher durch den Arbeitsplatz gewährleisteten Halt, indem z. B. Proband 8 „gedacht hatte, wie ich das erste mal da war, ich geb’ da meine Papiere ab, die speichern das irgendwie, und ich kriege dann innerhalb von ein paar Tagen einen Anruf oder schriftlich, gehen sie bitte da hin, da ist wieder Arbeit für sie. So hatte ich gedacht. [...] Ich dachte die sind jetzt für mich da, weil ich will ja arbeiten” (Int. 2). Diese Versorgungserwartung wird in der ersten Begegnung mit einem Mitarbeiter regelmäßig grob und heftig enttäuscht (Int. 8, 9, 10, 15). Auch sehr punktuelle Erfahrungen wie ein kurzer Wortwechsel können in dieser Verfassung besonders bedrohlich werden und einem jahrelang nachgehen, weil sie repräsentativ für alles weitere zu Erwartende zu stehen scheinen. Es muss nämlich erfahren werden, dass als selbstverständlich angenommene Formen des Zwischenmenschlichen hier nicht selbstverständlich sind. Die Begrüßung fällt einfach aus, beim Betreten des Büros fühlt man sich ignoriert oder übersehen (Int. 7, 8, 9, 15).

Die ausgesprochen hohe Motivation, von vorneherein in einem hohen Alltags-Tonus zu bleiben und sich Regelmäßigkeiten zu bewahren sowie den eigenen Zustand der Arbeitslosigkeit zu beenden, wird in der naiven Anfangsphase umgesetzt in ein häufiges, mindestens wöchentliches Erscheinen beim Arbeitsberater. Für diese Demonstration einer hochmotivierten Haltung erwartet man eigentlich ein positives Feedback, das Gegenteil ist jedoch der Fall, man läuft mit seinem Engagement völlig ins Leere, die alten Strategien greifen nicht (Int. 2, 4, 5, 8, 11). Der zuständige Mitarbeiter fragt irgendwann entgeistert, was man denn ständig da wolle (Int. 8, 11), und irgendwann wird einem unter vorgehaltener Hand eröffnet, dass man nicht auf die Vermittlung durch das Arbeitsamt hoffen solle, dass dieses nur eine reine Verwaltung leiste (Int. 2, 8). Vielmehr wird der Wunsch, im Arbeitsamt einen neuen stabilen und stützenden Bezugspunkt zu finden, von diesem abgewehrt, indem man auf die Möglichkeit verwiesen wird, sich telefonisch zu melden anstatt persönlich vorstellig zu werden, wodurch man sich zusätzlich unerwünscht fühlt (Int. 2, 4).

Dieser Zug neuer, anderer Ordnungen, die zwar kränken, aber als das neue Orientierungssystem auch eine wichtige Funktion haben, ist besonders augenscheinlich zu Beginn der Arbeitslosigkeit und des Verhältnisses zum Arbeitsamt. Er ist jedoch auch danach durchgängig mit wirksam: auch wenn die ursprünglichen Erwartungen enttäuscht werden, werden die neu gelernten Ordnungen und Regulationen des Arbeitsamtes zu einer neuen Quelle von Halt und Kontinuität, wenn auch nicht immer von Selbstwirksamkeit. Negative Darstellungen von Arbeitslosen in den Medien werden zu einer Einordnung, an der man sich mit Empörung reiben kann (Int. 3, 14), was sich im Arbeitsamt fortsetzt. In den Begegnungen mit den Mitarbeitern werden häufig herabwertende Aspekte erlebt. Diese ergänzen sich einerseits unheilvoll mit den eigenen, mitgebrachten latenten Selbstabwertungen, geben jedoch auch eine Gelegenheit, diese zu externalisieren und sich dann, zumindest im Stillen für sich, dagegen zu wehren, indem sie im Außen überhaupt erst einmal greifbar werden. Außerdem kann man versuchen, die eigene Weste sauber zu halten, indem man sich abgrenzt von den vielen „wirklich faulen” Arbeitslosen (Int. 1, 4, 5, 6, 8, 11, 15). Es werden teilweise ganze Typologien entworfen, mit denen man die neue soziale Umwelt einteilt und handhabbar macht, um sich in ihr günstig einordnen zu können. Arbeitslose, wie man ihnen im Arbeitsamt begegnet, werden darin in mehrere Kategorien eingeteilt nach Böswilligkeitsanteil (Int. 11) oder nach Verfallsstadium (Int. 8) oder Verrottungsgrad (Int.6). Solche abgrenzenden Einteilungen sollen diesen schmerzhaften Ort auch auf Distanz halten; unter den Arbeitslosen kommt es im Arbeitsamt entsprechend kaum zu einem Austausch und entsprechend nicht zu einer Solidarität (Int. 1, 2, 3, 5, 6, 8, 9, 10, 13), was beklagt wird zum Beispiel in der Gegenüberstellung mit den als aktiver und engagierter eingeschätzten französischen Arbeitslosen (Int. 2). Kommt es doch zu einem Austausch auf den Wartefluren, so kann auch dieser der eigenen Positionierung dienen, man stellt fest, dass andere Schicksale noch schlimmer sind und kann sich daran wahlweise hoch- oder herunterziehen (Int. 4, 6, 11, 14).

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Demütigende Einordnungen: Kämpfe mit und gegen Entwertungen

Das Arbeitsamt wird aufgesucht in einer Verfassung, in der ein großes Vakuum besteht im Seelenhaushalt der Betroffenen. Daraus erwachsen häufige Tendenzen, ihm Rollen zu übertragen, die vorher durch den seelischen Umsatz in der Arbeitswelt gewährleistet waren, wenn auch dort auf einer entwickelteren Ebene. Hier werden an das Arbeitsamt bzw. einzelne Mitarbeiter Gefühle herangetragen, die diesen fast eine elterliche Rolle zukommen lassen. „So, und für die Zeit meines Arbeitslosengeldbezuges sind sie für mich zuständig?” (Int. 4) (vgl. bes. Int. 1, 4, 5, 15).

Diese häufige hohe emotionale Besetzung der Welt des Arbeitsamtes macht jedoch auch besonders verletzlich. Passend zu den ambivalenten und verunsicherten Vorerwartungen, mit denen man in das Arbeitsamt aufgebrochen ist, können dort tatsächlich sehr beschämende, kränkende und verunsichernde Erfahrungen gemacht werden. So könne es in einem Bewerbungstraining passieren, dass sich alle gegen die eigene Person stellen, einem eine verwerfliche Haltung attestieren, so dass man gar nichts mehr sagen kann und die Situation fluchtartig verlässt (Int. 13). Oder man erlebt, willkürlich und ohne ersichtlichen Grund warten gelassen zu werden (Int. 4, 7, 8, 9, 10, 14). Auch kommt es vor, dass man sich als Ausländer benachteiligt behandelt fühlt (Int. 12 (indirekt), 11, 15) oder als Vater und Älterer nicht angemessen bevorzugt behandelt fühlt. In anderen Situationen wird man wegen seines Äußeren oder eines angeheirateten Namens für einen Ausländer gehalten, worauf man erst einmal unwirsch und duzend gefragt wird, ob man denn überhaupt schon deutsch könne (Int. 10, 15) und sich dumm und unwissend vorkommt, bis man sich mühsam daran erinnern muss, dass man klug ist und Abitur hat (Int. 15). „Man kam sich vor wie ein zweitklassiger Mensch, wenn man da abgetakelt wurde” (Int. 15). Herablassende Bemerkungen und Umgangsformen anderen gegenüber schlagen den Probanden bei den meisten Besuchen entgegen. Häufig wird man, wenn man unnötig erscheinende Wartezeiten anspricht, darauf hingewiesen, dass man „doch Zeit habe” (Int. 4, 7, 8, 9, 10, 14), was die eigene Zeit abwertet. Sehr schmerzhaft und zermürbend kann es auch sein, wenn man nicht selbst angegangen wird, sondern miterleben muss, wie andere Besucher auf dem Flur „zur Sau gemacht” werden (Int. 9) oder die schalldurchlässigen Türen jedes Wort der mit Geschrei vorgebrachten Standpauke mithören lassen (Int. 1). Gegen solcherlei sucht man sich zu schützen, indem man sich in ein allgemeines Überlegensheitsgefühl zurückzieht (Int. 7) oder das Geschehen auf dem Arbeitsamt allgemein erst einmal umfassend banalisiert und für unwesentlich zu erklären sucht (Int. 10, 13).

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Erhalten und Verkehren von Kontingenzen: Misserfolge als Markierungen

Dieser kränkenden Welt versucht man etwas entgegenzusetzen, indem man sie möglichst weitgehend selber gestaltet (Int. 2, 4, 8, 9, 12, 15). Man versucht die notwendigen Schritte selber zu initiieren, um nicht auf unangenehmere Weise initiiert zu werden.

Hierbei wird versucht, die alte Gewohnheit von Aktivität und Offensivität in den Modus der neuen Situation zu überführen, was allerdings oft zu ’komischen’ Formen führt und nicht unmittelbar funktioniert. Eine Form dieses Mechanismus ist die Verkehrung, dass Belege für erfolglose Bewerbungen, also Absagen, zu einer neuen Art der Trophäe werden, die zum Teil bloße Vorbedingung für Wohlbehandlung durch das Arbeitsamt ist, zum Teil jedoch auch eine Eigendynamik entwickelt, in der man auf möglichst große Stapel von Absagen einen fatalistischen Stolz entwickelt und sich wünschen würde, dass sie auch durch eine Erhöhung der Bezüge ‚honoriert‘ würden (s. o.). Auch diese Doppelwertigkeit wird zu einer Falle: Die ständigen Bewerbungen und ähnlichen Bemühungen im Zusammenhang mit dem Arbeitsamt gewinnen Symbolwert für die Endlichkeit und Behandelbarkeit des Zustandes der Arbeitslosigkeit, stellen jedoch zugleich eine der ständigen Frustrationsquellen dar, die den eigenen Halt immer mehr unterminieren.

Eine andere Möglichkeit, das eigene Einwirken zu spüren, ist die Nutzung des Stelleninformationssystems SIS, in dem man sich sehr aktiv und damit unabhängig fühlen kann und welches in diesem Aspekt durchgängig positiv bewertet wird. Ausnahme ist die Überforderung bei grundsätzlichen Schwierigkeiten mit dem Computer, dann wird sich mehr Unterstützung bei der Arbeit mit dem Gerät gewünscht. Auch wenn man dies selber bewältigen kann wird jedoch beklagt, dass dieser eigentliche Lichtblick im Arbeitsamt dadurch getrübt wird, dass die Angebote, die man dort findet, sich meist als stark veraltet herausstellen, was mit oft sehr unwirschen Reaktionen der betreffenden Arbeitgeber am Telefon verbunden ist, so dass die Probanden sich fragen, warum hier nicht sorgfältiger der Datenbestand gepflegt wird.

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Abhängigkeit vs. Autonomie als Entstehen eines ungleichen Gegeneinanders

Die Abhängigkeit, die auf einer konkret finanziell-existentiellen Ebene besteht und sich in einem Gefühl großer Hilflosigkeit wie eines auf die Schlachtung wartenden Lammes ausdrückt (Int. 4), bildet den Hintergrund für den Umgang mit allen Unzufriedenheiten und aller Wut, die sich im Umgang mit dem Arbeitsamt einstellen. Zu einem großen und beherrschenden Thema im Umgang mit dem Arbeitsamt wird es, sich biographisch längst überwunden geglaubten Formen des Konfliktes zwischen Eigenständigkeit und Angewiesen-sein noch einmal stellen zu müssen.

Wenn man durch unbefriedigende Erfahrungen genügend in Wallung gebracht worden ist, kommt es vor, dass man die Vorsicht relativiert und mit einzelnen Mitarbeitern auf Konfrontationskurs geht. Dieser muss zumeist subtile Formen finden, der frontale Zusammenstoß kann wegen faktischer Unterlegenheit nicht riskiert werden.

Man kommt mit den Mitarbeitern in Reibungen, die einen zutiefst aufwühlen und in denen man seine Wut ständig bremst, da man weiß, dass das Gegenüber am längeren Hebel sitzt, so dass man sich wie in einem Kampf von David gegen Goliath fühlt. (Int. 4: „‘Sie wissen ja, wenn sie jetzt frech werden, drücke ich auf den Knopf, und es ist erst mal 3 Monate Ruhe‘”. Int. 1: „Man beschwert sich besser nicht, weil dann kann es sein, dass sie einem alles streichen, so etwas ist auch schon vorgekommen”. Int. 13: „so: ‚roahh‘, nee, ich bin hier die Macht‘”).

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Teilweise Überwindungen der Opferposition

Es müssen Formen gefunden werden, sich zu wehren bzw. zu behaupten, ohne die Übermacht des Arbeitsamtes auf den Plan zu rufen und wirksam werden zu lassen. Dies kann darin bestehen, dass man es trotz der Steine, die den Probanden ihrem Erleben nach in den Weg gelegt werden, schafft, alle gestellten Bedingungen zu erfüllen, womit man den Mitarbeiter überraschen und in Zugzwang bringen kann (Int. 4). Eine weitere, häufig entwickelte Strategie ist, sich an einen anderen, als freundlicher bekannten oder oft höherstehenden Mitarbeiter zu wenden (Int. 1, 2, 4, 7, 8, 10). Die konsequente Extremisierungsform davon besteht z. B. darin, durch die Kantine hindurch in die sonst unzugängliche siebte Etage vorzudringen und dort den Direktor des Arbeitsamtes zu einem Gespräch zu stellen und eventuell sogar zu drohen, sich bei Verweigerung eines Gespräches nur von der Polizei wieder aus dem Haus entfernen zu lassen, es also ohne Rücksicht auf mögliche Verluste auf einen eskalierten Konflikt ankommen zu lassen (Int. 8).

Wenn auf die eine oder andere Weise tatsächlich einmal eine Meinungsverschiedenheit zu den eigenen Gunsten entschieden werden kann, so kommt es zu Geschichten von überraschenden positiven Wendungen, es wird ein kleiner Triumph eingefahren und man merkt sich die angewendete Strategie für den nächsten Konfliktfall, so dass man bei offensivem, mutigem Auftreten mit der Zeit das Gefühl des völligen Ausgeliefertseins reduzieren kann. So kann man durch Aufrüsten und im siegreichen Kampf einen Teil seiner Einwirkungsmöglichkeiten wiederfinden und sich in diesen erfolgreichen Konflikt-Dramaturgien weiterentwickeln, wenn auch zum Teil in selbstblockierende Muster hinein.

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Autonomie vs. Abhängigkeit als ’Vergeblichkeiten aufgeben’ vs. ’dagegen Anrennen’

Mehr und mehr lebt man dennoch in einer Welt von Vergeblichkeiten. Versuche, sich dagegen zu wehren, lernt man entsprechend zunehmend zu unterlassen. Man findet heraus, dass man in Ruhe gelassen wird, wenn man die (Mitarbeiter) in Ruhe lasse (Int. 6), bzw. beschließt, dass man sich nur verdächtig mache, wenn man nach Arbeit frage, was man deshalb besser von Anfang an nicht gemacht hätte (Int. 8). Der unvermittelte Wunsch, einfach Arbeit zu finden und nichts mehr mit dem Arbeitsamt zu tun zu haben, drückt Erstickungsängste aus, die in diesem verstrickten Verhältnis auftauchen (Int. 2, 4, 8, 12). Das Finden von Arbeit wird zum unerreichbaren Bild vom gelungenen Ausbruch aus einer quälenden Verstrickung.

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Abhängigkeit vs. Autonomie als verkehrte in-Schutz-nehmen-Geschichten

Trotz der vielfältigen Unzufriedenheiten und Verärgerungen im Zusammenhang mit dem Arbeitsamt gibt es kaum eine Beschwerde, die nicht von in Schutz nehmenden Ausführungen gefolgt und abgeschwächt wird. Die Mitarbeiter haben demnach selber keine Möglichkeiten, wirksam zu handeln (Int. 14), sie sind überarbeitet und von den Massen der Arbeitslosen überfordert (Int. 6), selbst hilflos und teilweise verzweifelt (Int. 1). Sie werden verglichen mit ebenfalls manchmal unfreundlich werdenden Mitarbeitern im Einzelhandel (Int. 10), die nur deshalb mit dem elften Kunden unfreundlich sind, weil sie dabei den „Frust ablassen”, den die 10 vorherigen Kunden/Arbeitslosen, sie durch ihre Unfreundlichkeit zermürbend, hervorgerufen haben. Hierin drückt sich aus, dass eine wichtige Form der Verarbeitung der Unterlegenheit und Abhängigkeit die Identifizierung mit der übermächtigen Seite ist. Indem man den eigenen Zorn auf das Arbeitsamt in Verständnis und Einfühlung umwandelt, kann man ein Gefühl der Stärkung erleben und außerdem damit rechnen, nicht aus dem Versorgungssystem herauszufallen.

Diese Identifizierung, die vor allem ein Aufweichen der Fronten darstellt, wirkt sich auch aus auf die Verteilung der erlebten Abhängigkeit in Richtung von symmetrischer Gegenseitigkeit. Der bei Beschwerden über zu langes Warten häufig gehörte Satz, dass man als Arbeitsloser doch Zeit habe, wird empfunden als kränkende Abwertung der eigenen Zeit (s. o.). In der Aussage verdichtet sich für die Befragten die Haltung der Mitarbeiter, dass man als Arbeitsloser bedingungslos abhängig sei von ihnen. Das wird zwar gar nicht bestritten, es wird jedoch eine Angleichung hergestellt, indem man darauf verfällt, dass der Mitarbeiter des Arbeitsamtes genauso abhängig ist vom Arbeitslosen wie umgekehrt, weil er ja ohne ihn selbst arbeitslos wäre (Int. 2, 4, 7, 14).

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Entlastung in positiven Begegnungen

Neben den vielen unbefriedigenden, aufwühlenden und schockierenden Erfahrungen werden auch angenehme, positive Erfahrungen gemacht, die sich dann stark vor dem Hintergrund des Negativen abheben. Die Art dieser positiven Erfahrungen bestätigt, dass hier tiefgreifende Rollenzuweisungen am Werk sind, denn als ganz besonders positiv wird es erlebt und geschildert, wenn diese Rollenverteilung von der Gegenseite angenommen wird. So findet man einen Mitarbeiter im Alter des eigenen Vaters, der einem bald das Du anbietet, sich über seine Pflichten hinaus um die an ihn herangetragenen Nöte kümmert und regelmäßig bei der Ratsuchenden zuhause anruft, um den Stand der Bemühungen durchzufunken und die Bande der väterlichen Betreuung zu intensivieren (Int. 15). Hier wird zugleich das Herstellen von besonderer und eigentlich unprofessioneller Nähe eine Methode zur Herstellung von Schutz und Halt. Wie ein Kind fühlt man sich geliebt und sicher, wenn sich einmal fürsorglich von einer bereits vertrauten Person „Zeit genommen” wird.

Andere aufschlussreiche positive Momente sind, wenn Mitarbeiter einmal kurz und vorsichtig ihre Solidarität mit der Institution, die sie vertreten, aufgeben, und so kurz als ‚echt‘ und loyal erlebt werden können. Sie ersparen einem so unnötige Mühen, indem sie unter vorgehaltener Hand ungeschriebene Gesetze der Funktion des Arbeitsamtes ausplaudern, oder sie weichen die Fronten auf, wenn sie bei einer Beschwerde über die Meldepflicht beipflichten, dass sie die selbst auch ablehnen würden (Int. 14).

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Abhängigkeit vs. Autonomie als Bremsung und Blockierung vs. Ermöglichung

Das Arbeitsamt könne einem, so wird es erlebt, wenn es denn wolle, den Einstieg in verschiedene neue Ausrichtungen, Anknüpfungspunkte oder Zwischenlösungen ermöglichen (Int. 1, 2, 3, 4, 5, 7, 10, 13, 14, 15). Nachhaltige Lösungen oder die Vermittlungen von langfristigen Stellen werden allerdings nicht berichtet, was für die Probanden eine grundlegende überraschende Erkenntnis in der Anfangsphase ist. Man stellt verblüfft fest, dass man jahrelang kein Stellenangebot zugesandt oder mitgeteilt bekommt, was eine große Enttäuschung bzgl. der erwarteten elterlichen Omnipotenz der vermeintlichen Vermittler darstellt. Das kann in die triumphierend-bittere Erkenntnis kippen, dass verloren und verlassen ist, wer sich auf das Arbeitsamt verlässt (Int. 1, 4, 5, 6).

Die andere Gegenseite des Zuges ‚Ermöglichung‘ des Arbeitsamtes ist, dass die entsprechenden Entscheidungen kaum je vorhersehbar oder nachvollziehbar sind. Vielmehr wird es als recht willkürlich erlebt, ob man eine bestimmte Umschulung oder Weiterbildung finanziert bekommt oder nicht. Häufig werden Angebote wie Computer zum Verfassen von Bewerbungen oder Fahrtkostenerstattungen für die regelmäßige Fahrt zum Arbeitsamt geprüft oder angestrebt und für unzugänglich befunden (Int. 11, 12). Damit setzt sich im Erleben bereits der Gegenzug der Ermöglichung durch, die Bremsung und Blockierung.

Es findet nämlich durch die Begleitung durch das Arbeitsamt nicht nur Ermöglichung und Erleichterung oder deren Fehlen statt, sondern dieser Zug steht auch in einem ständigen Spannungsverhältnis mit dem im Erleben sogar zumeist überwiegenden Gegenzug, der Vereitelung und Erschwerung. So bekommt man die Fortbildungen, von denen man sich noch am ehesten eine Verbesserung der eigenen Chancen verspricht, meistens gerade nicht bezahlt (Int. 4, 7, 8, 14), weil man nicht vorweisen kann, damit einen Job sicher zu haben.

Als weitere Steigerung dieser Logik wird die einengende Kontrollfunktion des Arbeitsamtes erlebt. Bei geringfügigen Nebenjobs sind die regelmäßigen Nachweispflichten so umfangreich, dass die Arbeitgeber einen Steuerberater einstellen müssten, wozu sie nicht bereit sind, weshalb sie Leute, die Geld vom Arbeitsamt beziehen, nicht berücksichtigen (Int. 10).

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Abhängigkeit vs. Autonomie als Verkehrung von Arbeit zum Rückschritts- und Abstiegsrisiko

Subtilere Vereitelung findet statt, indem die finanziellen Bezüge in der Arbeitslosigkeit zwar als niedrig empfunden werden, aber dennoch so hoch sind, dass die angebotenen, verfügbaren Arbeitsstellen mit einem geringeren oder kaum höheren Einkommen einhergingen (Int. 3, 8). Wie bei Nebenjobs, die voll angerechnet würden, hat man dabei das Gefühl, dass man „nur für den Staat arbeiten würde” (Int. 8), was man als sinnwidrig und absurd erlebt, „ich bin ja der Dumme dann” (Int. 8). Dazu kommt ganz zentral die Angst, einen finanziell bescheideneren Job auch wieder zu verlieren, was zu einer neuen Berechnung des Arbeitslosengeldes führen würde, das dann wesentlich geringer ausfallen würde (Int. 3, 8, 9, 12). Ebenso meint man sich hüten zu müssen, in einem ungeliebten Bereich, in dem man nicht mehr langfristig arbeiten möchte, kurzfristig zu arbeiten, da man danach wieder für den betreffenden Bereich vermittelbar wäre (2 Interviews).

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Einmünden in richtungsloses Stillhalten oder Aufbrechen in umwälzenden Neubeginn

Insgesamt erscheint so die gesamte Institution Arbeitsamt bildhaft wie ein Prozess, der noch nach seinem Weg sucht, aber im Unbewältigbaren stecken bleibt, „sich nicht irgendwohin entwickelt, weil die Aufgabenstellung zu komplex ist” (Int. 7).

Die verschiedenen Arten, auf die Arbeit und Bemühen im Arbeitsamt zur Falle werden kann, führen oft entweder zu einem resignierten Ausweichen in die Schwarzarbeit (4 Probanden) oder zu einem gänzlichen, resignierten Vermeiden von bezahlter Tätigkeit (2 Interviews). Man kommt darauf, dass es am sichersten ist, sich gegenseitig in Ruhe zu lassen (Int. x), seine Daten nicht allen potentiellen Arbeitgebern zugänglich machen zu lassen (Int. y). Man lernt, entgegen seiner eigentlichen Ambitionen bei so erlebten ’Zwangsbewerbungen’ Arbeitsunwilligkeit vorzutäuschen (Int. x).

Dabei gerät man allerdings in einen Zustand, in dem weder das „Abkassieren” von Leistungen des Staates noch das eigenständige Verdienen seines Unterhaltes zu einer als funktionierend erlebten Existenzgrundlage werden kann. Statt dessen entsteht ein dauerhaftes von Schuldgefühlen bedrängtes blockiertes Lavieren, von dem einerseits das diffuse, unbehagliche Gefühl besteht, dass es nicht mehr lange gut gehen könne auf diese Weise, aus dem andererseits kein Ausweg in Sicht ist. Die Schuldgefühle werden dann zum größten Gegner bzw. rufen wiederum weitere ‚Meta-Schuldgefühle‘ auf den Plan, in denen man sich dafür anklagt, nicht einmal den wert-umgestülpten Regeln des hemmungslosen Abkassierens als letzter verfügbarer Überlebensstrategie folgen zu können (Int. x,y), weil man eben nicht wirklich bereit ist, seine Werte von „ehrlicher Arbeit” umzustülpen. Stattdessen können bodenkontaktlose Träume von unrealistischen Zielen und Wünschen zur Überlebensstrategie werden (Int. y). Man fühlt sich nun insgesamt und umfassend „verarscht” (Int. x, sinngemäß auch andere).

Im Umgang mit dem Arbeitsamt werden allerdings auch die Möglichkeiten mitbewegt, ob und wie man noch einmal ganz anders leben könnte. Hier gibt einem das Arbeitsamt unter Umständen den nötigen Rückhalt, um einen neuen Entwurf heranwachsen lassen zu können zu etwas, was trägt (Int. 2, 5, 14, 15).

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Rekonstruktion des Wirkungsraumes

Die vereinheitlichende Beschreibung der Phänomene aus den Interviews stellt ein erstes zentrales Ergebnis der vorliegenden Arbeit dar. Abbildung 1 zeigt in Anlehnung an das Konzept der Wirkungseinheiten [1] ein aus dieser Vereinheitlichung entwickeltes heuristisches Modell der Grundstruktur des psychologischen Zusammenhanges, der vor dem Hintergrund der Situation der Arbeitslosigkeit beim Umgang mit dem Arbeitsamt wirksam ist. In dem Modell stehen sich allgemeine Wirkungszüge in gegenstandsspezifischer Ausprägung spannungsvoll als Vermittlungsnotwendigeiten gegenüber (Aneignung vs. Umbildung, Ausrüstung vs. Ausbreitung, Anordnung vs. Einwirkung). Dabei umgreift in der für diesen Gegenstand herausgearbeiteten Konstruktion die vertikal dargestellte Polarität die beiden anderen.

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Abbildung 1: Wirkungszüge und ihre Beziehungen untereinander im Umgang mit dem Arbeitsamt

Auf der linken und rechten Seite der Abbildung sowie oben und unten stehen sich die durchgängigen Züge gegenüber, die im Sinne spannungsvoller und in sich problematischer Gegensatz- aber auch Ergänzungsverhältnisse aufeinander bezogen sind und der dialektischen Vermittlung bedürfen. Die Pfeile werden vom oberen Teil der Abbildung nach unten hin immer durchbrochener, womit veranschaulicht werden soll, dass die integrativen Vermittlungsprozesse zwischen den unterschiedlichen, angedeuteten Notwendigkeiten dort schlechter gelingen. Die durchgängigen Pfeile, die von einer Ebene auf die Nächste verweisen, stehen für die Übergänge zwischen den einzelnen Spannungsverhältnissen. Dies ist jedoch nur eine Auswahl der tatsächlich wirksamen Übergänge, da die zugrundeliegende Problematik in diesem Modell nicht in einem zeitlich-linearen oder gar kausal-linearen Ablauf zu denken ist, sondern als ein Gefüge der Grundbedingungen eines in sich zusammenhängenden problematischen Gesamtprozesses. Dieser Aspekt soll dargestellt werden durch das alle Binnengliederungen umfassende abgerundete Rechteck. In diesem sind die verschiedenen Züge und Übergänge ständig gemeinsam, ineinander und rückbezüglich wirksam, was hier vereinfachend und exemplarisch in Form eines Ablaufes wie folgt ausformuliert werden könnte:

Durch den Verlust ihrer Möglichkeiten, sich durch Arbeit in der Gesellschaft zu positionieren (Ausrüstung), verlieren Betroffene und ihr Alltag den Kontakt zu bisherigen Lebensausrichtungen und Entwürfen (Ausbreitung). In dieser Grundspaltung, die durch die Situation der Arbeitslosigkeit selbst bereits bedingt ist, im Arbeitsamt jedoch zusätzlich eine Re-Inszenierung erfährt, gestaltet sich das Erleben des Arbeitsamtes weiter aus. In der Bemühung, diesen verlorenen Kontakt zwischen Lebenstechniken und Selbstentwurf wieder herzustellen (gestrichelter Pfeil nach senkrecht unten), gerät man zunächst in eine Wirklichkeit mit ganz neuen Ordnungen, was sich an den konkreten Abläufen zeigt, aber auch an diffusen Gefühlen, herabgewertet zu werden und sich selbst herabzuwerten (Anordnung). Diesen unangenehmen Erlebnissen versucht man eigene Bemühungen entgegenzusetzen, indem man gestaltende und einwirkende Möglichkeiten ausschöpft: es wird jeweils versucht, mit den in früheren Lebensabschnitten bewährten Strategien eine Verbesserung herzustellen (Einwirkung). Dies gelingt kaum, da die neue Wirklichkeit von anderen Regulationen beherrscht wird, die noch nicht gut bekannt sind und die auch nicht die Erfüllung zur Regel haben, sondern eher die Entbehrung und Verfehlung des Angestrebten. So kommt es zur nächsten Teilproblematik zwischen einerseits Versuchen, etwas in die Wege zu leiten, auszubrechen aus der Stagnation, Frustration in entschiedene Schritte zu transformieren (Umbildung) und auf der anderen Seite übermächtige Abhängigkeiten mit eigenen, in sich widersprüchlichen Notwendigkeiten, die einen meist zuverlässig an Veränderungsschritten hindern (Aneignung). Im Ergebnis steht eine Verabsolutierung der ‚Aufgabe‘ im doppelten Sinne (Ausbreitung): meist als resignierte Wartehaltung, in der kein Raum mehr ist für positive Zukunftsentwürfe und motiviertes Verwandeln der Wirklichkeit und sich das Ganze in einen umfassenden Zustand der gegenseitigen Blockade hinein entfaltet und in einem ’tragischen Triumph‘ seine paradoxe, selbstzerstörerische Erfüllung findet: hier steht ‚Aufgabe‘ im Sinne von Kapitulation.

In einer anderen, selteneren Ausprägung (ebenfalls unten Mitte: es handelt sich um die 2 Seiten eines Wirkungszuges) ist mehr die Triumphseite als das Tragische betont, ‚Aufgabe‘ steht im Sinne von Herausforderung: man findet über die Zeit beim Arbeitsamt einen komplett neuen Entwurf, dem mit Begeisterung gefolgt wird, indem man die Blockade der bisherigen Bemühungen akzeptiert und sich „mit Haut und Haaren” der Logik eines Neubeginns verschreibt.

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Die Frage nach dem bewegenden Zusammenhang des Geschehens

An dieser Stelle lässt sich eine vorsichtige Antwort versuchen auf eine psychologisierende Fragestellung der vorliegenden Arbeit. Diese fragt danach, wie es dem Seelischen möglich ist, sich Unvermittelbarkeiten und Unvermitteltes in eine Vermittelbarkeit zu bringen. Zunächst hilft diese Version der Fragestellung dabei, zu verstehen, was das oben ausgeführte Wirkungsgefüge im Ganzen zusammenhält: die Sehnsucht nach Vermittlung. Hierbei ist Vermittlung nicht eingeengt zu verstehen als Vermittlung in Arbeit, sondern grundlegend psychologisch als dialektische Vermittlung vital bedeutsamer Spannungsverhältnisse und Widersprüchlichkeiten. Die Sehnsucht nach solchen Vermittlungen reibt sich an den Widrigkeiten der Situationsdynamik, die ihr um so mehr entgegenwirken, je stärker ihr gefolgt wird. Das spezifische Dilemma liegt somit darin, dass man sich einlassen und engagieren muss, um mit der Arbeitsverwaltung zu etwas kommen zu können, dass man aber, je mehr man sich einlässt, desto mehr in eine lähmend-blockierende Beziehungslogik gerät.

Hinter den Formulierungen an den 6 Polen stehen Notwendigkeiten, die sich aus eigenen, fremden und situativ bedingten Ansprüchen ergeben und hier zuallermeist in unvereinbaren bzw. nicht vermittelbaren Ausprägungen auftreten, weshalb sie im Sinne der Eingangshypothese als komplexer, überdeterminierter Double-Bind auszulegen sind. Zudem sind die einzelnen Wirkungszüge ‚in sich‘ problematisch, was dialektische Vermittlungen zusätzlich erschwert. Als paradoxes Grundproblem dieser Konstruktion wurde der Verlust der Vermittlung zwischen Einsatz und Ergebnis herausgehoben, die wiederhergestellt werden muss, aber eben nicht kann, weil sie genau dazu vorhanden sein müsste. Auf den Beziehungsaspekt übersetzt liegt das Grundproblem darin, sich einlassen zu müssen, um überhaupt substanzielle Probleme behandeln zu können, aber gerade durch diese Einlassung in lähmende Widersprüchlichkeiten zu geraten, womit aktive Problembehandlung wieder unmöglich wird.

Es bietet sich eine Beantwortung dieser Problemausrichtung dahingehend an, dass ein Zustand der Unvermittelbarkeit in Vermittlungen kommt, indem die Entfaltung der Verwandlungsansprüche gerade im Blockierten und aus dem Blockierten heraus gefunden und kultiviert wird, was umso konstruktiver funktioniert, desto klarer die spezifische Form der Blockierung ins Auge gefasst und auf einer kognitiven und kommunikativen Meta-Ebene thematisiert wird.

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Das Grundproblem als psycho-analoges Bild gefasst

Um dies illustrierend auf ein psycho-analoges Bild zu bringen könnte man an ein Automobil denken, das auf sandigem Untergrund mit einem Rad hohl dreht, während alle anderen Räder sowie der gesamte Wagen still stehen, wobei Gasgeben das Gefährt kein Stück voranbringt, es sich vielmehr immer tiefer eingräbt und das ganze ‚immer schräger‘ hängt, der Motor ( = das eigentlich zu vermittelnde, paradox gewordene Verhältnis von ’Krafteinsatz‘ und ’Vorankommen‘) sich von einem Vortriebsmittel in ein Mittel des Versinkens verwandelt. Weder dauerhaftes Abstellen des Motors noch dauerhaftes Gas Geben können die Situation ändern. Es muss fester Boden erreicht werden, was über die eingeübte Lebenstechnik ‚Hinfahren‘ jedoch nicht möglich ist, da gerade sie vereitelt ist. Ein Weiterkommen ist nur zu erreichen durch ‚Aussteigen‘ aus dem unvermittelten Krafteinsatz, explizites Thematisieren des Problems und Herstellen eines festen Grundes gegen die hohldrehenden, verkehrten Verhältnisse.

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Cross-case-Analyse auf der Basis der Interviews und Fragebögen

Ein Blick zurück zu den Einzelfällen machte sehr unterschiedliche Formen des Umgangs mit dieser paradoxen Situation sichtbar mit unterschiedlich günstigen Ergebnissen einmal auf der Ebene der psychischen Integrität, zum anderen auf der Ebene des Erfolgs im Sinne von Wiedereinstieg in das Arbeitsleben. In den meisten Fällen konnten Zusammenhänge zwischen der entwickelten Bewältigungsmethode und der individuellen Trauma-Geschichte aufgezeigt werden. Nach einer Analyse der gelebten Methoden und ihrer Gewinne und Verluste wird in einer variablenorientierten cross-case-Analyse ein Modell herausgearbeitet, das die einzelnen Bedingungen günstigerer und ungünstigerer Verläufe sichtbar zu machen versucht. Als weichenstellende Meta-Variable stellte sich heraus, ob grundsätzlich Techniken der Abgrenzung, der Differenzierung und der Etablierung eigener Maßstäbe überwiegen oder ob im Gegensatz dazu Muster der Erfahrungen mit der Arbeitsverwaltung introjiziert, also unverarbeitet verinnerlicht werden. Im ersteren Falle können auf der Grundlage von (moderater) Abgrenzung Erfahrungen kreativ verarbeitet und in Schritte umgesetzt werden, die durch ‚Selbst- und Weltbesinnung‘ die Ebene des unmittelbaren Problems überwinden und der individuellen Entwicklungsgestalt so einen neuen Freiraum eröffnen, eine neue Wendung geben können. Der entgegengesetzte Fall tritt ein, wenn die widersprüchlich-lähmende Logik der im Arbeitsamt gemachten Erfahrungen die eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit überflutet und durchtränkt und sich darüber Orientierungsverlust und Sinn- und Wertekonfusion einstellen. Zwischen diesen 2 beschriebenen Polen gibt es Abstufungen, Verläufe, die mit einer relativen Verbesserung der Situation einhergehen bei guter oder nicht so guter Zuträglichkeit für das Wohlbefinden sowie Verläufe, bei der ein relativ passives Hoffen und Bangen resultiert, ohne jedoch zu völligem Verzweifeln an sich selbst und der Gesellschaft zu führen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass ein längeres Anhalten der Arbeitslosigkeit das Auftreten von Extremformen begünstigt bzw. schließlich erzwingt. Das Spektrum der Verlaufsformen soll in Abbildung 2 verdeutlicht werden.

Die Ergebnisse wurden auf die Konzepte der Psychotraumatologie hin übersetzt. Die herausgehobene Wirkungseinheit erweist sich dabei als Modellierung, die sowohl Aspekte der traumatischen Situation, der traumatischen Reaktion und des traumatischen Prozesses umfasst und damit der Konzeptualisierung dieser Begriffe als gegenseitig durchdringend gerecht wird. Sie erleichtert das psychotraumatologische Verständnis einzelner konkreter Aspekte dieser Situationskonstellation, zum Beispiel die Unterbrechung von Intrusions- und Verleugnungsphasen durch verwaltungstechnische Notwendigkeiten. Die Arbeitsverwaltung wird sichtbar als ein Teil der Lebenswelt, in dem es zur Ausbildung von psychotraumatologisch relevanten Bewältigungsmechanismen kommt. Unterschiedlich günstige Verarbeitungsverläufe differenzieren sich maßgeblich entlang der Dimension Einlassung vs. Abgrenzung.

Eine große Rolle spielen unterschiedlich weit generalisierte Desillusionierungsschemata, also jene traumadynamisch wirksamen psychischen Strukturen, welche den übermäßigen Verlust von gesunden Sicherheits- und Gerechtigkeitsillusionen in der Charakterstruktur verankern. In Extremformen kommt es, in der interviewten Stichprobe bei 2 Probanden, bis zur Ausbildung von sogenannten bizarren Schemata, die eine Verschlossenheit und Blindheit gegen positive, unterstützende Einflüsse und Schutzlosigkeit und Übersensibilität gegenüber unterminierenden, schädlichen Einflüssen mit sich bringen und den subjektiven wie objektiven Sackgassencharakter der Situation massiv verstärken.

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Abbildung 2: Modell differentieller Verläufe der Traumabewältigung im Zusammenspiel mit der Arbeitsverwaltung

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Diskussion: Implikationen für eine psychotraumatologisch fundierte Institutionsberatung

Die in der Arbeit eingenommene psychotraumatologische Perspektive eröffnet den Blick auf vielfältige Möglichkeiten, Umgang mit Arbeitslosigkeit auch auf der Ebene der Verwaltung zu verbessern. Anstehende Reformprozesse sollten durch evaluative Beobachtung begleitet werden, die den psychotraumatologischen Eigenarten der Situationskonstellation Arbeitslosigkeit und ihrer unterschiedlichen individuellen Ausprägungsmöglichkeiten Rechnung zu tragen vermag.

In diesem Sinne wurde auf dem Hintergrund der bisherigen Ergebnisse ein Erhebungsinstrument entworfen, das versucht, die nach den Ergebnissen der Arbeit als positiv bzw. negativ einzuschätzenden Aspekte der Verarbeitung von Erfahrung mit dem Arbeitsamt in Items umzusetzen. Dieses kann beim Autor angefordert werden.

In der geschilderten Untersuchung zeigen sich umfangreiche Anhaltspunkte dafür, dass die zentral mit den Arbeitslosen beschäftigte Institution, das Arbeitsamt, mit einiger Wahrscheinlichkeit mehr oder weniger intensiv in die komplexe psychotraumatologische Dynamik des Arbeitslosigkeitsprozesses involviert ist.

Es ist davon auszugehen, dass die Arbeitslosen einerseits ihre eigenen Verarbeitungs- und Abwehrmechanismen in die Institution hineintragen, dass sie andererseits umgekehrt dort negativen Einflüssen ausgesetzt sind. Gleiches gilt für die Mitarbeiter der Einrichtung. Beide Seiten sind nicht voneinander getrennt. Es ergibt sich eine verstrickte, offenbar oft dysfunktionale Beziehungsgestalt.

Veröffentlichungen des psychologischen Dienstes des Arbeitsamtes lassen vermuten, dass es schwierig ist, hier aus der internen Perspektive weiterzukommen, da innerhalb der Grenzen des Systems, also in einem ungebrochenen Vermittlungsanspruch gedacht wird. Außerdem dominiert das Grundverständnis, es mit einer Klientel zu tun zu haben, die oft arbeitsunwillig und in unterschiedlichem Maße ‚problematisch‘ sei. Eine externe Rückmeldungsquelle hingegen könnte versuchen, die Grenzen der institutions-internen Logik zu überwinden und bestehende Widersprüche damit auf eine Ebene höherer Integration ‚aufzuheben‘.

Es wäre denkbar, auf ein neues Grundverständnis hinzuwirken, nach dem die Mitarbeiter des Arbeitsamtes eine Art ständigen Katastrophendienst erfüllen. Diese Metapher bedeutet zum einen, dass die Katastrophenhelfer zunächst einen Vorschuss fürsorglichen Verständnissses für die Opfer mitbringen und ein sorgfältiges Achten auf eventuell vorhandene Verletzungen, wie dies zum Beispiel bei einer Erdbebenkatastrophe selbstverständlich wäre. In diesem Grundverständnis wären Motivationsprobleme des Arbeitslosen nicht als diesen vorzuwerfende Eigenschaften, sondern als ereignis- und prozessbedingte seelische Zustände auszulegen und zu behandeln, als in einem gesellschaftlichen Erdbeben verschüttete und schwer verletzte Wertesysteme, die erst einmal geborgen, dann beim Wiederaufbau unterstützt oder gar kurzfristig evakuiert werden müssen.

Um einen Veränderungsprozess gestalten zu können, der auf ein solchermaßen verändertes Grundverständnis ausgerichtet ist, muss jedoch auch die Arbeitssituation der Mitarbeiter des Arbeitsamtes umfassend einbezogen und verstanden werden. Da hier noch keine Untersuchungen verfügbar sind, bewegen wir uns in diesem Bereich bisher auf der Ebene von begründeten Vermutungen. Im Vordergrund stehen auf dieser Seite die psychischen und kommunikativen Probleme der ‚verhinderten Vermittler‘. Sie haben unter den gegebenen Arbeitsmarktbedingungen keine Chance, ihrem Selbstanspruch und dem gesellschaftlichen Anspruch des Helfens und Vermittelns gerecht zu werden. Die darüber herrschende Unzufriedenheit oder Verbitterung ist als ständige Belastung einzuschätzen. Sie wird anzunehmenderweise zusätzlich teilweise abgespalten und auf die Betroffenen übertragen.

Eine Beratung der Institution ‚Arbeitsamt‘, die diese psychodynamisch bedingten Probleme zum Gegenstand macht, müsste zunächst selbst eine tragfähige Beziehung herstellen und die beteiligten Professionellen für die Perspektive öffnen, dass sie ständig unbewusst eine Beziehung zu ihrer Klientel mitgestalten und dass hierbei unbewusste Übertragungsprozesse im Sinne einer Kollusion [12] am Werk sind.

Vieles spricht dafür, dass von den Arbeitslosen die traumatologisch bedingten Selbstbeschuldigungen und Selbstbestrafungstendenzen zum Teil an die Angestellten des Arbeitsamtes delegiert werden, d. h. dass diesen eine Rolle übertragen wird, in der sie unbewusst erwartungskonform diskriminierend handeln und damit eine selbstzerstörerische depressive Dynamik der Betroffenen unterstützen.

Hierfür sei ein Beispiel angeführt, das bei allem Ernst der Thematik eine unfreiwillige Komik entfaltet: die in Werbefilmen verwendete Abkürzung für das ‚Ausbildungs-Stellen-Informations-System‘ ‚asis‘, eine Bezeichnung, die Arbeitslose aufgrund der für sie unvermeidlichen Konnotation von ‚Asozialen‘ nicht unbefangen rezipieren können. In diesem Zusammenhang ebenfalls sehr reichhaltig sind die Ergebnisse von Morgenroth [13], die entsprechende Phänomene als projektiv-paranoides Erleiden von Aggressionen beschreibt. Solche Kollusionen und ähnliche Beziehungs-Verzerrungen wie ‚Identifikation mit dem Aggressor‘ müssten der Reflexion zugänglich gemacht und bearbeitet werden.

Angestrebt werden müsste hier, nicht auf die Übertragungsbeziehungsangebote einzugehen, die aus den Selbstbeschuldigungen der Arbeitslosen resultieren, also eine Art Schulung in der ‚methodischen Unschuldsvermutung‘. Darüber hinaus wäre eine Aufklärung über allgemeine Aspekte der Arbeit mit traumatisierten Personen wertvoll.

Hier ist beispielhaft zu erwähnen, dass die Selbstheilungstendenzen der Betroffenen diese in eine Schaukelbewegung bringen zwischen Verleugung und rigider Abwehr auf der einen Seite und Zulassen und Auseinandersetzung auf der anderen Seite. Es wäre aus dieser Sicht von großem Wert, wenn die Termingestaltung flexibel genug gestaltet werden könnte, um diese Schaukelbewegung zuzulassen und nicht zu stören. Zumindest aber sollte Verständnis dafür geweckt werden, dass Schwierigkeiten mit den Meldeterminen oder auch wechselhafte Verfassungen von aufrührerisch bis selbstmitleidig von solchen Dynamiken mitbedingt werden.

Wichtig wäre auch die Unterstützung der Institution dabei, den Traumatisierten die Objektivität des von ihnen Erlebten zu bestätigen und die relative Normalität der unangenehmen psychischen Zustände, die sie als Reaktion durchleben müssen.

Zum anderen bedeutet die Metapher der Katastrophenhilfe jedoch auch, dass die Mitarbeiter selbst durch ihre Arbeit Gefahren der sekundären Traumatisierung ausgesetzt sind und diesbezüglich der fachkundigen Weiterbildung und Betreuung bedürften.

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Literatur:

  • 1 Salber W. Wirkungseinheiten. Moll & Hülser Köln; 1981
  • 2 Miles M B, Huberman A M. Qualitative Data Analysis: an expanded sourcebook. 2nd. Ed. SAGE Publikations, Thousand Oaks California; 1994
  • 3 Brauns H D, Rupp K J. Weiterbildung für arbeitslose Akademiker - Institutionelle Beziehungsdynamik als Abwehr der Folgen von Arbeitslosigkeit?. Deutscher Studienverlag Weinheim; In: Kieselbach T, Wacker A (Hrsg.) Bewältigung von Arbeitslosigkeit im sozialen Kontext. Programme, Initiativen, Evaluationen. Serie: Psychologie sozialer Ungleichheit, Band 2 1991 2
  • 4 Kieselbach T, Klink F, Waldmann H. Weitergabe von psychologischem Wissen an die Praxis - Die Arbeit der ‚Fortbildungsstelle Arbeitslosenforschung‘ (FAF). Angestelltenkammer Bremen In: Kieselbach T, Klink F (Hrsg.). Arbeitslosigkeit und soziale Gerechtigkeit - werden Langzeitarbeitslose vergessen 1991: 29-45
  • 5 Eberwein W, Tholen J. Die öffentliche Arbeitsvermittlung als politisch-sozialer Prozeß. Campus Verlag Frankfurt/Main, NewYork; 1987
  • 6 Bahnmüller F, Faust M. Das automatisierte Arbeitsamt: Legitimationsprobleme, EDV-Mythos und Wirkungen des Technikeinsatzes. Campus Verlag Frankfurt/Main, New York; 1992
  • 7 Schmid, G. Was tut das Arbeitsamt? Kooperative Arbeitsmarktpolitik im Wandel der Arbeitswelt. König H, von Greiff B, Schauer H In: Sozialphilosophie der industriellen Arbeit. Leviathan - Zeitschrift für Sozialwissenschaft 1990 11: 388-413
  • 8 Feather N T. The Effects of Unemployment on Work Values und Motivation. Kleinbeck U, Quast HH, Thierry H, Haecker H Erlbaum/Hillsdale In: Work Motivation 1990
  • 9 Eckardt H -H, Hilke R. Psychologischer Dienst. 2.Aufl. Kohlhammer Stuttgart; 1994
  • 10 Rupp K-J. Arbeitslosigkeit als Sozialisation? Ein tiefenpsychologisches Konzept ihrer Analyse und institutionellen Beeinflussung. In: Gruppendynamik 1988 19 3. 275-283
  • 11 test Arbeitsämter: guter Rat ist selten. Stiftung Warentest Berlin; In: Stiftung Warentest August 1998 1998
  • 12 Mertens W, Lang H J. Die SEELE im Unternehmen. Psychoanalytische Aspekte von Führung und Organisation im Unternehmen. Springer Berlin; 1991
  • 13 Morgenroth C. Sprachloser Widerstand - Zur Sozialpathologie der Lebenswelt von Arbeitslosen. Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main; 1990
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Autor:

Dipl.-Psych Dirk Weller

Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität zu Köln

Zülpicher Straße 45

50923 Köln

Email: Dirk_Weller@gmx.de

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Literatur:

  • 1 Salber W. Wirkungseinheiten. Moll & Hülser Köln; 1981
  • 2 Miles M B, Huberman A M. Qualitative Data Analysis: an expanded sourcebook. 2nd. Ed. SAGE Publikations, Thousand Oaks California; 1994
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  • 11 test Arbeitsämter: guter Rat ist selten. Stiftung Warentest Berlin; In: Stiftung Warentest August 1998 1998
  • 12 Mertens W, Lang H J. Die SEELE im Unternehmen. Psychoanalytische Aspekte von Führung und Organisation im Unternehmen. Springer Berlin; 1991
  • 13 Morgenroth C. Sprachloser Widerstand - Zur Sozialpathologie der Lebenswelt von Arbeitslosen. Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main; 1990
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Autor:

Dipl.-Psych Dirk Weller

Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität zu Köln

Zülpicher Straße 45

50923 Köln

Email: Dirk_Weller@gmx.de

 
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Abbildung 1: Wirkungszüge und ihre Beziehungen untereinander im Umgang mit dem Arbeitsamt

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Abbildung 2: Modell differentieller Verläufe der Traumabewältigung im Zusammenspiel mit der Arbeitsverwaltung