Notfall & Hausarztmedizin (Notfallmedizin) 2005; 31(10): A 442
DOI: 10.1055/s-2005-922830
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Bakterielle Atemwegsinfektionen - Nicht an Antibiotika, sondern mit Antibiotika sparen!

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Publication Date:
30 November 2005 (online)

 
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Bakterielle Atemwegsinfektionen sind in Deutschland der häufigste Grund für eine Antibiotikatherapie, sie werden in der Praxis häufig kalkuliert, das heißt ohne Erregernachweis behandelt. Dabei sollte gerade in diesen Fällen die Qualität des eingesetzten Antibiotikums eine wichtige Rolle spielen.

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Erregerspektrum von bakteriellen Atemwegsinfektionen

Infektionen der Atemwege sind vielfach bakteriell verursacht. Zu den häufigen bakteriellen Infektionen der unteren Atemwege zählt die bakterielle Bronchitis sowie die ambulant erworbene Pneumonie. In den oberen Atemwegen tritt häufig eine Sinusitis auf. Dabei ist das Erregerspektrum von bakteriellen Infektionen der Atemwege relativ übersichtlich: Zu den Hauptverursachern zählen Streptoccocus pneumoniae, Streptoccocus pyogenes und Staphyloccocus aureus, Haemophilus influenzae und Moraxella catarrhalis. Enterobacteriaceae wie Proteus mirabilis u.a., Pilze, Anaerobier und Viren spielen insbesondere bei älteren Patienten und chronischen Infektionen eine Rolle.

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Wahl des geeigneten Antibiotikums

Bei der Wahl des geeigneten Antibiotikums sollten neben Alter, Begleiterkrankungen und Begleitmedikation des Patienten die antibakterielle Aktivität des Antibiotikums, seine Pharmakokinetik, der Infektionsort und natürlich das mögliche Erregerspektrum als Kriterien herangezogen werden.

Penicilline und Aminopenicilline wirken vor allem gegen ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A und Pneumokokken. Ein weiteres Wirkspektrum besitzen Chephalosporine der Gruppe II (Loracarbef, Cefuroxim-Axetil) und III (Cefpodoxim-Proxetil, Cefetamet-Pivoxil, Cefixim) sowie moderne Makrolide (Azalide und Ketolide) und 5-Fluorchinolone.

Zu beachten sind auch eventuelle Resistenzen. Obwohl die Resistenzsituation in Deutschland nicht so dramatisch ist wie in anderen europäischen Ländern, entwickeln sich auch hier zunehmend Resistenzen gegen Penicillin und Makrolide. Dies berichtete Prof. Dieter Adam auf einer Presseveranstaltung in München.

Laut Prof. Adam lautet die Empfehlung für den Einsatz von Antibiotika "nicht an Antibiotika sparen, sondern mit Antibiotika sparen", da qualitativ hochwertige Antibiotika aufgrund ihrer schnellen und sicheren Wirkung die Gesamtkosten der Behandlung reduzieren, ohne das Risiko für Resistenzen zu erhöhen.

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Ausgeschlossen von der Festbetragsregelung: Moxifloxacin

Seit dem 1. Juli ist eine Festbetragsregelung für Fluorchinolone in Kraft getreten, diese wurden dafür in zwei Gruppen aufgeteilt. Zur einen Gruppe gehören Enoxacin und Norfloxacin, eine zweite Gruppe bilden Ciprofloxacin, Levofloxacin und Ofloxacin, die im Vergleich zur ersten Gruppe ein erweitertes Wirkspektrum besitzen.

Als einziges Fluorchinolon ausgenommen von dieser Regelung ist Moxifloxacin[1], da es aufgrund seines nochmals erweiterten Wirkspektrums im Vergleich zu den übrigen Fluorchinolonen eine therapeutische Verbesserung darstellt. Moxifloxacin weist ein breites Erregerspektrum im gramnegativen und grampositiven Bereich einschließlich Penicillin- und Makrolid-resistenter Stämme und atypischer Keime auf.

Quelle: Pressemitteilung der SANKYO PHARMA GmbH, München.

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Literatur

1 z.B. Actimax®, SANKYO PHARMA