Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(3): 152-153
DOI: 10.1055/s-2006-939780
Medizin & Internet

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Krankenhaus veröffentlicht erstmals Qualitätsdaten vollständig

Rainer H. Bubenzer
Weitere Informationen
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Anschrift des Verfassers

Rainer H. Bubenzer(DJV, KdM)

Medizin- und Wissenschaftsjournalist multi MED vision/presseteam volksdorf -hamburger medizinredaktion

Theodorstraße 41, Haus R1

22761 Hamburg

Telefon: 040/41912873

Fax: 040/41912877

eMail: Rainer@Bubenzer.com

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. April 2006 (online)

Inhaltsübersicht #

Zusammenfassung

Als erstes deutsches Krankenhaus veröffentlicht das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) nicht nur exemplarisch, sondern uneingeschränkt seine Qualitätsdaten der BQS Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung gGmbH. Mit dieser Initiative soll die Debatte über Behandlungssicherheit belebt werden. Eine vollumfängliche Publikationspflicht ist von Krankenkassen und Deutscher Krankenhausgesellschaft (DGK) derzeit nicht vereinbart und kann als Vorausverteidigung der Klinik gewertet werden. Diese ist einerseits bei der Hamburger Öffentlichkeit noch mit einer Reihe von Behandlungsfehler-Skandalen in schlechter Erinnerung. Und ist in der Hansestadt andererseits mit einem weitgehend privatisierten Krankenhausumfeld konfrontiert, dessen Marktdominanz auch das Uniklinikum bedroht.

Schon seit vielen Jahren sitzen Deutschlands Krankenhausärzte an den Rechnern und beantworten Fragen wie „Überlebte der Patient?”, „Gab es Komplikationen?” oder „Kam es zu Wundinfektionen?”. In jährlich 30 Einzelauswertungen mit insgesamt 212 Qualitätsindikatoren werden die Ergebnisse in gesetzlich vorgeschriebenen stationären Leistungsbereichen abgebildet. Anhand so genannter Benchmarking-Grafiken und Risikoadjustierungsmodelle können Rückschlüsse auf die eigene Ergebnisqualität im Vergleich zu den anonymisierten Daten der anderen Krankenhäuser gezogen werden. Dies geschieht in Hamburg in internen Fachgremien unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft Externe Qualitätssicherung (EQS).

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(Noch) keine Publikationspflicht

Bisher konnten sich die Krankenkassen und die Deutsche Krankenhausgesellschaft nicht darauf verständigen, dass die Daten verpflichtend publiziert werden müssen. Kernargumente: Die Komplexität der Daten verunsichere Patienten, negative Daten schädigten den Ruf eines Krankenhauses, und das Verfahren sei zu kompliziert, um es den Patienten begreiflich zu machen. Auch die Hamburgische Krankenhausgesellschaft begründet die zögerliche Haltung mancher Häuser bei der Frage der vollständigen Publikation: „Fehlschlüsse hinsichtlich der medizinischen Behandlungsqualität sind bei einer nicht ausreichend differenzierten Betrachtung der Daten möglich”. Das Qualitätsmanagement am UKE will mit der Veröffentlichung sämtlicher UKE-Qualitätsdaten nun ein Zeichen für Transparenz und Verantwortung setzen. „Wir wollen die notwendige Debatte über Behandlungssicherheit mit dieser Initiative beleben”, so Prof. Dr. Jörg F. Debatin, Vorstandsvorsitzender des UKE.

Beispiel: Reinterventionsrate bei Leistenhernien: Patienten erfahren in dem Bericht, dass das UKE im Jahr 2004 zwei Reinterventionen bei insgesamt 124 Eingriffen verzeichnete. Damit liegt die Rate über der aller Hamburger Krankenhäuser, die 41 Reinterventionen bei 3768 Eingriffen verzeichneten.

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Interpretationsprobleme

„Die Methodik hat selbstverständlich ihre Schwächen. Bei der Vielzahl der Indikatoren kann es schon durch Zufall zu Ausreißern kommen. Wir glauben allerdings, dass unsere Patienten die Daten mit der notwendigen Differenziertheit betrachten werden.

So wissen unsere Patienten natürlich, dass in einem Universitätsklinikum in aller Regel schwerwiegendere und damit risikoreichere Krankheitsbilder behandelt werden als in kleineren Krankenhäusern. Durch den schwereren Krankheitsgrad kann es vordergründig zum Ausweis höherer Komplikationsraten kommen, obgleich die Behandlungsqualität sogar besser ist”, glaubt Dr. Christian Utler, Leiter des Geschäftsbereichs Qualitätsmanagement am UKE und Mitglied des Kuratoriums der Arbeitsgemeinschaft EQS. Als Konsequenz müsse verstärkt an einer Verdichtung der Daten mit Risikoadjustierung gearbeitet werden. Wichtig ist dem UKE-Qualitäts-Team hervorzuheben, dass die EQS-Daten nur einen Mosaikstein unter vielen darstellen, mit denen die medizinische Qualität überprüft und verbessert wird.

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Präsentation der Daten

Die Auswertungsdaten EQS/BQS für das Jahr 2004 (UKE und - anonym - Hamburg gesamt) sind unter der Internetadresse www.uke.uni-hamburg.de/zentrale-dienste/medizinische-qualitaetssicherung/index_29009.php abrufbar. Alle Berichte sind als PDF erstellt und - anders als der Klinikchef vermutet - im besten Fall nur für wenige Patienten verstehbar. Dies liegt nicht nur an der Datenpräsentation selbst, sondern auch daran, dass medizinischen Laien der Kontext der präsentierten Daten fehlt. Beispielsweise die Verteilung der Schweregrade von Erkrankungen über die verschiedenen Häuser, hausspezifische Spezialisierungen oder die Bedeutung von unterschiedlichen Altersstrukturen. Behandelnde niedergelassene Ärzte könnten jedoch die oft drängende Frage ihrer Patienten nach dem „besten” Krankenhaus mit Hilfe solcher Infos in Zukunft erheblich besser beantworten.

Tab. 1 Qualitätssicherung im Krankenhaus

Deutsche Krankenhausgesellschaft Qualitätssicherung, KTQ

www.dkgev.de

www.dkgev.de/dkgev.php/cat/75/title/Qualit %E4 tssicherung %2C+KTQ

Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO): Krankenhausreport 2004 („Schwerpunkt Qualitätstransparenz - Instrumente und Konsequenzen”)

wido.de/khr_2004.html

BQS Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung gGmbH

www.bqs-online.de

BQS-Qualitätsreport

www.bqs-qualitaetsreport.de

EQS Externe Qualitätssicherung Hamburg

www.eqs.de

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Anschrift des Verfassers

Rainer H. Bubenzer(DJV, KdM)

Medizin- und Wissenschaftsjournalist multi MED vision/presseteam volksdorf -hamburger medizinredaktion

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Telefon: 040/41912873

Fax: 040/41912877

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