Zentralbl Chir 2006; 131(6): 478-482
DOI: 10.1055/s-2006-956177
Originalarbeiten und Übersichten

© J. A. Barth Verlag in Georg Thieme Verlag KG

Stellenwert und Ergebnisse der Lymphadenektomie beim Pankreaskarzinom

Results and Significance of Lymphadenectomy in Pancreatic CancerC. W. Michalski 1 , J. Kleeff 1 , M. W. Büchler 1 , H. Friess 1
  • 1Chirurgische Klinik der Universität Heidelberg, Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Heidelberg
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Publication Date:
08 January 2007 (online)

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Zusammenfassung

Das Pankreaskarzinom hat eine sehr schlechte Prognose mit 5-Jahresüberlebensraten von weniger als fünf Prozent. Die Tumorresektion ist der einzige verfügbare Ansatz mit Aussicht auf Kuration. Da jedoch nur die lokal begrenzten und ein kleiner Teil der lokal fortgeschrittenen Karzinome resektabel sind, können Resektionsraten von maximal 8-15% erreicht werden. Darüberhinaus entwickelt der Großteil der Patienten Lokalrezidive nach operativer Resektion. Zur Verbesserung dieser schlechten Prognose wurde die Durchführung einer erweiterten Lymphadenektomie im Rahmen der partiellen Pankreatikoduodenektomie (pPD) diskutiert. Einige retrospektive Studien aus den Achtzigen jahren berichteten ein verlängertes Überleben für Patienten, die neben der Standardresektion eine erweiterte Lymphadenektomie erhielten. Diese Ergebnisse konnten in den darauffolgenden randomisierten, kontrollierten und prospektiven Studien jedoch nicht bestätigt werden. Die größte Studie dieser Art wurde von Yeo et al. an der Johns Hopkins University in den USA durchgeführt und zeigte nicht nur, dass die erweiterte im Vergleich zur Standardlymphadenektomie keinen Überlebensvorteil erbrachte, aber (mit zusätzlich distaler Gastrektomie) die perioperative Morbidität und Mortalität erhöhen kann. Die Ergebnisse einer aktuellen, randomisierten kontrollierten Studie aus Japan stützen diese Befunde, wobei die erste kontrollierte Studie mit dieser Fragestellung von Pedrazolli et al. ebenfalls bereits in diese Richtung wies. Daher empfehlen wir, im Rahmen der partiellen Pankreatikoduodenektomie bei resezierbarem Pankreaskarzinom eine Standard lymphadenektomie vorzunehmen und auf die erweiterte Lymphadektomie (mit retroperitonealer Lymphadenektomie) zu verzichten, oder diese nur unter kontrollierten Studienbedingungen durchzuführen.

Abstract

Pancreatic adenocarcinoma is one of the most aggressive human solid tumors with a 5-year survival rate of less than 5%. The only chance for cure is complete resection of the tumor. This can be achieved in approximately 8-15% of all cases since solely localized tumors and a small part of locally advanced carcinomas may be resected. However, many patients suffer from a local relapse after surgical therapy. In order to improve the long-term survival of surgically treated patients, extended lymphadenectomy after partial duodenopancreatectomy was introduced. Some retrospective studies from the 80 s showed improved survival rates for those patients in whom extended lymphadenectomy was performed. However, these results were not confirmed in following randomised controlled prospective studies. Extended lymphadenectomy can be performed with slightly increased morbidity and equal mortality but survival is not improved. Therefore, standard lymphadenectomy is recommended in patients undergoing duodenopancreatectomy for pancreatic cancer. Extended lymphadenectomy (with retroperitoneal clearance) should only be accomplished within controlled clinical studies.

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