Der Klinikarzt 2007; 36(3): 173
DOI: 10.1055/s-2007-973927
Blickpunkt

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Operation erst als zweiter Schritt - Chancen der konservativen Therapie bei Harninkontinenz nutzen!

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Publikationsdatum:
03. April 2007 (online)

 
Inhaltsübersicht

Was ist eigentlich evidenzbasierte Therapie bei der Harninkontinenz? Die Operation, eine medikamentöse Behandlung oder physiotherapeutischen Maßnahmen? "Eigentlich haben wir genügend Leitlinien an der Hand", meinte Dr. Gert Naumann, Mainz. "Der vernünftige Weg ist es, zunächst konservativ zu behandeln!" Erst wenn Verhaltensänderungen, Beckenbodentraining, Östrogentherapie und die Gabe von Serotonin/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (z.B. Duloxetin, Yentreve®) nicht fruchten, sollte man operativ vorgehen.

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Operationen lassen sich oft vermeiden

Immerhin lassen sich mit einer kombinierten Therapie aus Duloxetin und Beckenbodentraining 75,8 % der Inkontinenzepisoden verhindern. Voraussetzung für den Erfolg ist jedoch, dass das Beckenbodentraining korrekt - also mit vaginaler Tastung - erlernt und durchgeführt wird, konstatierte Dr. R. Lange, Alzey. Darauf haben sich inzwischen viele Physiotherapeuten spezialisiert, meinte Lange, und verwies auf die Homepage des Zentralen Verbandes der Physiotherapeuten/Krankengymnasten e.V. (www.zvk.org). Aufrechterhalten sollte man diese Kombinationstherapie mindestens über ein halbes Jahr, empfahlen die Experten. Wenn sich so eine vollständige Kontinenz einstellt, könne man die Medikation in Einzelfällen auch wieder ausschleichen. Wahrscheinlich müsse jedoch ein Großteil der Betroffenen dauerhaft behandelt werden.

Trotz dieser Daten erhalten in Deutschland nur etwa 31,8 % der Patientinnen eine konservative Behandlung, fasste Naumann Ergebnisse der PURE[1]-Studie zusammen. Anders sei dies zum Beispiel in Schweden. Dort erhalten 67,9 % der Patienten eine konservative Therapie.

sts

Quelle: Lunch-Symposium "Die belastungsinkontinente Patienten in der Frauenarztpraxis" auf dem Fortbildungskongress der FBA Frauenärztlichen Berufsakademie, veranstaltet von der Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg

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Tipp für die Praxis: Bessere Compliance

Kommunizieren Sie die potenziellen Nebenwirkungen einer Behandlung mit Duloxetin - zum Beispiel eine in der Regel gering ausfallende Übelkeit zu Beginn der Therapie, die aber transient ist. Darüber hinaus sollten Sie Duloxetin einschleichend dosieren (empfohlene Startdosis 20 mg zweimal täglich für zwei Wochen, dann Zieldosis: 40 mg zweimal täglich). In dieser Form geführte Patientinnen brechen die Therapie deutlich seltener ab und sind mit der Behandlung sehr zufrieden.

1 Prospecitve Urinary REsearch

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