Notaufnahme up2date 2023; 05(04): 365-386
DOI: 10.1055/a-1846-0199
Metabolismus und Immunsystem

Rheumatologische Patienten in der Notaufnahme – Notfälle und Management

Claus-Jürgen Bauer
1   Rheumatologie und Immunologie, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
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Valentin S. Schäfer
1   Rheumatologie und Immunologie, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
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Muskuloskelettale Beschwerden sind einer der häufigsten Gründe für Patientenvorstellungen in der Notaufnahme und können neben weiteren Differenzialdiagnosen auch in einer Vielzahl an rheumatologisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen (Arthritiden) begründet liegen. Über diese quantitativ dominierende Patientengruppe hinaus bieten gerade rheumatologisch-entzündliche Gefäß- bzw. Systemerkrankungen dringliche bis notfallmäßige Vorstellungsanlässe, in denen eine rasche Erkennung und Behandlung der Erkrankung entscheidend ist, um organ- bis lebensbedrohliche Folgen zu verhindern.[1]

Kernaussagen
  • Arthritiden sind die häufigste rheumatologische Krankheitsentität in der Notaufnahme; bedeutsam sind darüber hinaus aber auch z.T. organ- bis lebensbedrohliche rheumatologische Systemerkrankungen.

  • Eine symptom- und verdachtsdiagnosenorientierte Diagnostik ist entscheidend, und im Gegensatz dazu ein flächendeckend „schrotschussartig“ eingesetztes „Rheuma-Labor“ (z.B. mit der Bestimmung von ANA und ANCA) nicht sinnvoll, da dieses eine Vielzahl an missinterpretierbaren Befunden ohne klinisches Krankheitskorrelat hervorbringt.

  • Erhöhte Entzündungswerte (insbesondere das CRP) signalisieren bei vielen rheumatologischen Erkrankungen eine bestehende Krankheitsaktivität; zusätzliche B-Symptome können darüber hinaus gar auf eine organ- bis lebensbedrohliche rheumatologische Erkrankung hinweisen.

  • Rheumatologische Fachexpertise ist grundsätzlich bereits in der Erstversorgung wünschenswert, spätestens aber in der Weiterbehandlung zwingend erforderlich.

  • Verheerende Krankheitsbilder wie die hämophagozytische Lymphohistiozytose oder das katastrophale Antiphospholipid-Syndrom bedürfen stets einer schnellstmöglichen Kontaktaufnahme mit einem krankheitsspezifischen Referenzzentrum oder einem Klinikum der Maximalversorgung mit rheumatologischer Expertise.

  • Gerade im Bereich der rheumatologischen Notfälle ist eine schnellstmögliche Erkennung und Behandlung entscheidend zur Verhinderung gravierender Organschäden und Folgekomplikationen

1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit und des Textumfangs wird in diesem Artikel auf die gleichzeitige Verwendung verschiedengeschlechtlicher Sprachformen verzichtet und das generische Maskulinum verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten jedoch geschlechtsneutral gleichermaßen für alle Geschlechter.




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Article published online:
15 November 2023

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