Z Gastroenterol 2022; 60(06): 1057-1058
DOI: 10.1055/a-1847-0965
Der bng informiert

Bisher keine Erfolgsgeschichte für die Gastroenterologen

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist in aller Munde, fast jeden Abend erscheint das Probioticum „Kijimea Reizdarm Pro“® in der Fernsehwerbung, präsentiert von vermeintlichen Patienten oder Apothekern. Die Botschaft lautet: „Weil es hilft!“.

Das RDS ist ein häufig auftretendes Beschwerdebild in der allgemeinen Bevölkerung. Epidemiologen gehen von 10 bis 15 % Betroffenen in der Gesamtbevölkerung (Prävalenz) aus, häufig mit chronischem Verlauf. Gerade hat die DGVS eine Aktualisierung der Leitlinie zum RDS veröffentlich [1]. Fast 100 Experten haben die Literatur gesichtet und sich beraten, soweit mir bekannt darunter 3 niedergelassene Gastroenterologen und KEIN Hausarzt! In dieser wird das RDS definiert durch das Auftreten von:

  1. chronischen Beschwerden (> 3 Monate), die von Patient und Arzt auf den Darm bezogen werden (Durchfälle, Bauchschmerzen, Verstopfung, Blähbauch) und in der Regel mit Stuhlgangsveränderungen einhergehen,

  2. der Patient sucht wegen der Beschwerden Hilfe und wird durch die Beschwerden in seiner Lebensqualität relevant beeinträchtigt,

  3. es liegt keine andere organische Krankheit als Ursache der Beschwerden vor.

Die Ursachen dieser Beschwerden sind vielfältig. Das in der Leitlinie angenommene biopsychosoziale Modell geht davon aus, dass das RDS die gemeinsame Endstrecke verschiedener sich verbindender somatischer und psychosozialer Prozesse darstellt. Zugleich tritt das RDS häufig in Verbindung mit anderen funktionellen Beschwerden wie z. B. Schmerzen oder Depressionen sowie Angststörungen auf. Patienten mit einem RDS suchen wegen ihrer anhaltenden Beschwerden die Arztpraxis auf und erwarten Hilfe. Ihre Lebensqualität ist oft erheblich reduziert vergleichbar mit Patienten, die an einer CED leiden. Die ärztliche Interaktion ist nicht immer besonders empathisch.

Wie sieht es nun mit der medizinischen Versorgung von RDS-Patienten in Deutschland aus? Eine umfangreiche, aber wenig beachtete Studie der BARMER Ersatzkasse (BEK) [2] [3] hat 2019 viel über die Versorgungsrealität von RDS-Patienten ans Licht gebracht.



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Article published online:
07 June 2022

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