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DOI: 10.1055/a-1914-0902
Klimaschädliche Treibhausgase in Inhalatoren für Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen
Environmetally Harmful Greenhouse Gases in Inhalers for Patients with Obstructive Lung DiseasesDie Lungenärzte in der Deutschen Atemwegsliga e. V., der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V., der Deutschen Lungenstiftung e. V., des Bundesverbandes der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner (BdP) und des Verbandes Pneumologischer Kliniken (VPK e. V.) treten im Interesse ihrer Patienten für schnelle und wirksame Maßnahmen für den Klimaschutz ein. Unsere Patienten leiden besonders stark unter der Klimaveränderung und der zunehmenden Luftverunreinigung. In diesem Sinne begrüßen wir das Verbot von klimaschädlichen fluorierten Treibgasen, die derzeit noch neben der weitaus breiteren industriellen Nutzung auch für inhalative Medikamente verwendet werden. „Wir werden uns zukünftig im Anbetracht der Bedrohung durch menschengemachte Klimaveränderungen mit Nachdruck für umweltfreundliche Technologien nicht nur in der Industrie, sondern auch in unseren ärztlichen Therapieempfehlungen einsetzen“ [1] [2].
Patienten, die unter Asthma oder der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) leiden, werden entsprechend aller Leitlinien (Nationale Versorgungsleitlinie [NVL] Asthma, NVL COPD, DGP-/DAL-Facharztleitlinien für Asthma und COPD, u. a.) bevorzugt mit inhalativen Medikamenten behandelt. Diese haben eine schnellere und stärkere Wirkung, geringere Nebenwirkungen und können in niedrigeren Dosen verabreicht werden.
Für inhalative Medikamente stehen vier verschiedene Inhalationssysteme zur Verfügung;
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elektrische Vernebler
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Treibgas-betriebene Dosieraerosole
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Pulverinhalatoren
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Sprühvernebler (System ohne Treibgas).
In der Anwendung hat jedes dieser Systeme Vor- und Nachteile. Nicht jedes Medikament steht in jedem beliebigen Inhalationssystem zur Verfügung. Nicht jeder Patient kann jedes System benutzen. Insbesondere ältere Patienten mit stark beeinträchtigter Lungenfunktion sind auf treibgasbetriebene Dosieraerosole angewiesen. Häufig gibt es bei solchen Patienten keine Alternative hierzu. Die personalisierte Medizin hat längst Einzug in die Inhalationstherapie gefunden. Die klinischen Besonderheiten müssen bei jedem einzelnen Patienten berücksichtigt werden [1]. Bereits geringe Bedienungsfehler in der Inhalationstechnik beeinträchtigen oder heben die Deposition des Medikamentes in der Lunge auf. Insofern begrüßen wir, dass es eine große Auswahl verschiedener Inhalationsgeräte auf dem Markt zur Verfügung steht. Hierdurch können die meisten Patienten ausreichend behandelt werden.
Auch für die Inhalationstherapie im Notfall (z. B. mit Salbutamol) sind treibgasbetriebene Dosieraerosole derzeit in den allermeisten Fällen nicht zu ersetzen.
Eine Begrenzung der Herstellung treibgasbetriebener Dosieraerosole ab 2025 würde einen Teil unserer Patienten, darunter die am schwersten Erkrankten, z. B. auch die beatmeten Patienten, ohne jede Therapiealternative lassen [3]. Umweltfreundliche Treibgasaerosole sind nach Auskunft der Industrie bereits in der Entwicklung. Sie werden vor 2030 jedoch nicht zur Verfügung stehen.
Wir appellieren daher an die Europäische Kommission, eine Ausnahmeregelung für treibgasbetriebene Dosieraerosole für inhalative Medikamente bis 2030 zu erteilen.
Für die Deutsche Deutsche Atemwegsliga e. V.:
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Prof. Carl-Peter Criée (Vorsitzender)
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Prof. Heinrich Worth (stellvertr. Vorsitzender)
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Dr. Peter Kardos (Schatzmeister)
Für die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin:
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Prof. Torsten T. Bauer (Präsident)
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Prof. Wolfram Windisch (stellvertr. Präsident)
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Prof. Winfried J. Randerath (Generalsekretär und stellvertr. Vorsitzender VPK e. V.)
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Dr. Christian Grah (Taskforce Klimawandel und Gesundheit)
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PD Dr. Stephan Walterspacher (Taskforce Klimawandel und Gesundheit)
Für die Deutsche Lungenstiftung:
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Prof. Claus Vogelmeier (Vorsitzender)
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Prof. Christian Taube (stellvertr. Vorsitzender)
Für den Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner (BdP)
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Dr. Frank Heimann (Vorsitzender)
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Dr. Christian Franke, MHBA (stellvertr. Vorsitzender)
Für den Verband Pneumologischer Kliniken (VPK) e. V.:
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Dr. Thomas Voshaar (Präsident)
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Prof. Martin Hetzel (Geschäftsführer)
Publication History
Article published online:
18 October 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Bickhardt J, Czupalla C, Bader U. et al. Reduktion klimaschädlicher Treibhausgase durch Auswahl der Inhalatoren in der Therapie von Patienten mit Asthma und COPD. Pneumologie 2022; 76: 321-329
- 2 Klimabewusste Verordnung von inhalativen Arzneimitteln DEGAM S1-Handlungsempfehlung, AWMF-Register-Nr. 053-059. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/053-059.html
- 3 Usmani OS, Bosnic-Anticevich S, Dekhuijzen R. et al. Real-world impact of non-clinical inhaler regimen switches on asthma or COPD: a systematic review. J Allergy Clin Immunol Pract 2022; DOI: 10.1016/j.jaip.2022.05.039.