Neurologie up2date 2024; 07(02): 137-150
DOI: 10.1055/a-2170-3182
Neurologische Notfall- und Intensivmedizin

Der akute traumatische Querschnitt – diagnostische und therapeutische Erstmaßnahmen während der ersten 5 Tage

Florian Högel

Das diagnostische und therapeutische Vorgehen bei einer frischen traumatischen Querschnittlähmung richtet sich immer nach dem Gesamtzustand des Patienten und beinhaltet in den meisten Fällen eine dezidierte klinische sowie bildgebende Untersuchung und eine Operation nach dem Prinzip der Dekompression und Stabilisierung in der kürzest möglichen Zeit. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die diagnostischen und therapeutischen Optionen bei diesem schweren Verletzungsbild.

Kernaussagen
  • Neurologische Defizite bei traumatischen Querschnittlähmungen werden oft durch Verletzungen des Myelons und nicht unbedingt durch den Schaden an der Wirbelsäule bestimmt.

  • Die Inzidenz traumatischer Querschnittlähmungen liegt zwischen 10 und 50 Fällen pro 1 Million Einwohner pro Jahr, mit einem Häufigkeitsgipfel bei jungen Männern zwischen 15 und 30 Jahren.

  • Verletzungen der Halswirbelsäule machen etwa 15% aller Wirbelsäulenverletzungen aus, wobei mehr als ein Drittel mit neurologischen Störungen einhergeht.

  • Bei der Diagnose und Behandlung von Wirbelsäulenverletzungen ist es wichtig, auch an Begleitverletzungen zu denken und diese entsprechend zu behandeln.

  • Eine frühzeitige Diagnostik und Einschätzung der neurologischen Defizite ist entscheidend, um die Höhe und Schwere der Rückenmarkverletzung zu bestimmen.

  • Die Bildgebung, insbesondere CT und MRT, spielt eine zentrale Rolle bei der Diagnostik von Wirbelsäulenverletzungen.

  • Die Therapie von Rückenmarkverletzungen beginnt bereits am Unfallort mit einer sofortigen Immobilisierung der Halswirbelsäule und wirbelsäulenschonenden Bergung des Patienten.

  • Die zeitnahe Dekompression des Rückenmarks und Stabilisierung der Wirbelsäule, idealerweise innerhalb der ersten 8 Stunden nach dem Trauma, sind entscheidend für das neurologische Outcome des Patienten.



Publication History

Article published online:
05 June 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Fehlings MG, Vaccaro A, Wilson JR. et al. Early versus Delayed Decompression for Traumatic Cervical Spinal Cord Injury: Results of the Surgical Timing in Acute Spinal Cord Injury Study (STASCIS). PLoS One 2012; 7: e32037 DOI: 10.1371/journal.pone.0032037. (PMID: 22384132)
  • 2 Grassner L, Maier D. Impact of surgery on the outcome after spinal cord injury – current concepts and an outlook into the future. Neural Regen Res 2016; 11: 1928-1929 DOI: 10.4103/1673-5374.197132.
  • 3 Maynard G, Kannan R, Liu J. et al. Soluble Nogo-Receptor-Fc decoy (AXER-204) in patients with chronic cervical spinal cord injury in the USA: a first-in-human and randomised clinical trial. Lancet Neurol 2023; 22: 672-684
  • 4 Fehlings MG, Badhiwala JH, Ahn H. et al. Safety and efficacy of riluzole in patients undergoing decompressive surgery for degenerative cervical myelopathy (CSM-Protect): a multicentre, double-blind, placebo-controlled, randomised, phase 3 trial. Lancet Neurol 2021; 20: 98-106 DOI: 10.1016/S1474-4422(20)30407-5. (PMID: 33357512)
  • 5 Uccelli A, Laroni A, Ali R. et al. Safety, tolerability, and activity of mesenchymal stem cells versus placebo in multiple sclerosis (MESEMS): a phase 2, randomised, double-blind crossover trial. Lancet Neurol 2021; 20: 917-929 DOI: 10.1016/S1474-4422(21)00301-X. (PMID: 34687636)