Aktuelle Neurologie 2012; 39(09): 486-487
DOI: 10.1055/s-0032-1327290
Kompetenznetz Multiple Sklerose
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelles aus der Forschung

T. Menge
1   Neurologische Klinik, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
,
G. Meyer zu Hörste
1   Neurologische Klinik, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
2   Center for Neurologic Diseases, Brigham and Women’s Hospital, Harvard Medical School, Boston, MA, USA
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Publication Date:
07 December 2012 (online)

Heterogene Reaktionsmuster von Liquor-Autoantikörpern bei MS-Patienten

Die Rolle autoreaktiver Antikörper bei MS wird seit Langem kontrovers diskutiert. Bisher ist ungeklärt, ob die intrathekale Immunglobulinproduktion ein Epiphänomen der ZNS-Autoimmunität ist oder ob meningeale Plasmazellen einem physiologischen Reiz folgend proliferieren und spezifische Antikörper produzieren. Weiterhin sind die krankheitsrelevanten Zielantigene dieser Antikörper nicht vollständig bekannt. Konsensus besteht aber, dass konformationelle Epitope erkannt werden müssen, sollten die Antikörper an der Immunpathogenese der MS beteiligt sein.

In einer rezenten Arbeit beschreiben Quintana et al. eine Antikörper-Array-Plattform, in der Serum- und Liquor-Antikörper gegen 334 lineare Epitope relevanter ZNS-Antigene von myelinischen und astrozytären Proteinen (MBP, PLP, MOG, MOBP, Neurofilament), ZNS-spezifischen Hitzeschockproteinen (HSP60, HSP70) und Lipidbestandteilen des ZNS bestimmt werden können [1]. Es wurden je 20 Serum/Liquor-Paare von unbehandelten Patienten mit schubförmiger MS bzw. anderen nichtentzündlichen neurologischen Erkrankungen (OND) und 26 Paare von MS-Patienten nach einem Steroidstoß untersucht. Die Liquor-Antikörper der MS-Patienten wurden intrathekal produziert. Zum einen erreichten spezifische Antikörper-Indizes (Antikörperreaktivitäten in Serum und Liquor, korrigiert gegen Albumin in Serum und Liquor) Werte bis 200. Zum anderen divergierten die Antikörperspezifitäten von Serum und Liquor in den einzelnen Patienten erheblich. Die Anzahl der im Liquor von Antikörpern erkannten Antigene war bei MS-Patienten signifikant höher als bei OND, aber auch höher als bei MS-Patienten, die im Verlauf der vorangegangenen 2 Monate einen Steroidstoß erhalten hatten. Allerdings waren die Antigenreaktionsmuster in den Liquores der MS-Patienten insgesamt recht heterogen. Die Autoren schlossen daraus, dass die Antigen-Array-Technologie nützlich sein könnte, um potenzielle Biomarker-Kandidaten für die Überwachung des Krankheitsverlaufs und das Ansprechen auf die Therapie bei MS zu identifizieren. Interessant an dieser Arbeit ist die zeitgleiche Testung gegen eine hohe Anzahl von Antigenen und die daraus resultierende Feststellung, dass die Reaktionsmuster erhebliche Unterschiede aufweisen. Dies könnte zukünftig Rückschlüsse auf die individuelle humorale Immunantwort eines MS-Patienten und potenziell auch auf immunmodulatorische Behandlungsoptionen zulassen.

 
  • Literatur

  • 1 Quintana FJ, Farez MF, Izquierdo G et al. Antigen microarrays identify CNS-produced autoantibodies in RRMS. Neurology 2012; 78: 532-9
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