Kinder- und Jugendmedizin 2014; 14(05): 301-305
DOI: 10.1055/s-0038-1629235
Sprachstörungen
Schattauer GmbH

Früherfassung sprachgestörter Kinder

Wie zuverlässig sind Sprachscreenings?Early identification of language impaired children
S. Sachse
1   Pädagogische Hochschule Heidelberg, Institut für Psychologie, Professur für Entwicklungspsychologie mit dem Schwerpunkt Sprachentwicklung
,
W. von Suchodoletz
2   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität München
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Publikationsverlauf

Eingereicht am: 27. März 2014

angenommen am: 16. April 2014

Publikationsdatum:
31. Januar 2018 (online)

Zusammenfassung

Für ein Sprachscreening haben sich in den ersten Lebensjahren Elternfragebögen bewährt. Mit diesen kann der augenblickliche Sprachentwicklungsstand eines Kindes recht gut beurteilt werden. Aufgrund der großen Variabilität des frühen Spracherwerbs sind aber in den ersten 1½ Lebensjahren eine Vorhersage des weiteren Sprachverlaufs und eine Früherkennung sprachgestörter Kinder nicht möglich. Erst am Ende des zweiten Lebensjahres lassen sich Kinder mit einem erhöhten Risiko für Sprachentwicklungsstörungen erfassen. Eine ausreichend sichere Identifizierung sprachentwicklungsgestörter Kinder gelingt nicht vor dem Ende des dritten Lebensjahres.

Ein spezifisches Sprachscreening sollte ab der U7 durchgeführt werden. Zur Früherkennung von Risikokindern bei der U7 eignet sich insbesondere der SBE-2-KT und für die U7a der SBE-3-KT. Beide Elternfragebögen sind normiert und standardisiert und die diagnostische Zuverlässigkeit bei der Identifizierung sprachauffälliger Kinder wurde belegt. Bei einem positiven Screeningbefund ist in einem zweiten Schritt eine weitere Diagnostik zur Abklärung der Art und Ausprägung der Sprachprobleme erforderlich.

Summary

Parent questionnaires proved to be adequate instruments for assessing early language abilities and to describe and diagnose the current status of language development. Due to the great variability of early language development the prediction of further language abilities as well as a valid early identification of language impaired children is not possible within the first 1½ years of life. At the end of the second year of life children at risk for developmental language disorders can be identified. A reliable and valid diagnosis of specific language impairment is not possible until the age of three.

Specific language screenings can be obtained during pediatric routine examinations, starting with the U7 at 24 months. To identify children at risk for later language problems, the questionnaire SBE-2-KT is especially recommended at the age of two during the U7, and the SBE-3-KT at the age of three during the U7a. Both parent questionnaires are standardized and normed and proved their diagnostic reliability for identifying language impaired children. In case of a positive screening result further diagnosis of the specific characteristics of the language difficulties is required.

 
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