CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(07): 686-701
DOI: 10.1055/a-1181-8641
GebFra Science
Review/Übersicht

Seltene extrauterine Schwangerschaften – eine Literaturübersicht 2007 – 2019 zu Lokalisationen außerhalb von Uterus und Tuben

Article in several languages: English | deutsch
Sophie M. Eisner
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Gynäkologie, Campus Virchow Klinikum, Berlin, Germany
,
Andreas D. Ebert
2   Praxis für Frauengesundheit, Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Germany
,
Matthias David
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Gynäkologie, Campus Virchow Klinikum, Berlin, Germany
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Das Gros extrauteriner Schwangerschaften (EUG) sind Tubargraviditäten, doch auch andere Implantationsstellen außerhalb des Uterus und der Adnexe kommen vor. Diese seltenen Lokalisationen einer EUG stellen eine besondere diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Anhand einer systematischen Analyse von Fallberichten wird eine Übersicht zu möglichen sehr seltenen Lokalisationen ektoper Schwangerschaften, deren Symptomatik, Diagnostik und Therapie gegeben. Dazu wurde eine Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, Livivo und Google Scholar für den Zeitraum 2007 bis 2019 durchgeführt. Insgesamt wurden 113 Publikationen eingeschlossen. Diese Studien beschrieben EUG-Implantationen im Douglas-Raum, an der Uterusserosa und dem uterinen Bandapparat, im Bereich nahezu aller intraperitonealer Organe, der Bauchwand sowie retroperitoneale Lokalisationen. Das häufigste Symptom war der variabel lokalisierte abdominale Schmerz. Die diagnostischen Maßnahmen umfassten unterschiedliche Bildgebungsverfahren und/oder explorative Operationen in verschieden weit fortgeschrittenem Schwangerschaftsalter. Als häufigste Therapieoption wurde die operative Befundsanierung per laparotomiam gewählt. Die Plazenta konnte in der Mehrheit der Fälle erfolgreich reseziert werden. Eine EUG seltener Lokalisation sollte als mögliche Differenzialdiagnose bei Patientinnen im reproduktionsfähigen Alter mit abdominellen Beschwerden bedacht werden.


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Einleitung

Die Häufigkeit von Extrauteringraviditäten (EUG) wird auf 11 ektope pro 1000 (eutope) Schwangerschaften geschätzt [1]. Trotz der verbesserten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten birgt die EUG mit etwa 6 – 13% aller schwangerschaftsassoziierten Todesfälle im 1. Trimester noch immer ein hohes Mortalitätsrisiko [2]. Mit 95% ist die Tubargravidität die häufigste EUG, daneben kommen Implantationen in der Zervix, im Ovar oder im Abdominalraum vor [3]. Für nicht tubare EUG wurde im Vergleich zur Eileiterschwangerschaft ein 7- bis 8-fach höheres maternales Mortalitätsrisiko angegeben [4], [5].

Zu den bekannten Risikofaktoren für nicht tubare ektope Schwangerschaften zählen eine EUG in der Anamnese, Infektionen im kleinen Becken, Schwangerschaft durch assistierte Reproduktionsverfahren und Rauchen [3]. Typische klinische Leitsymptome einer rupturierten EUG sind progrediente Schmerzen im Unterbauch, oftmals ein ausgeprägter Peritonismus, bei Vorliegen eines Hämatoperitoneums auch Schmerzen im Schulterbereich und azyklische vaginale Blutungen sowie Schwindel, Schwächegefühl und Übelkeit [6]. Die unter Umständen starke intraabdominale Blutung macht die extrauterine Schwangerschaft wegen des schnell eintretenden hämorrhagischen Schocks zu einem wirklichen gynäkologischen Notfall. Für eine rasche Diagnosestellung wird bei positivem Schwangerschaftstest in der Regel eine Vaginalsonografie durchgeführt, bei der im Falle einer EUG ein hoch aufgebautes Endometrium, aber kein intrauteriner oder nur ein sog. Pseudo-Gestationssack ohne Dottersack nachweisbar sind [1]. Unter Umständen lassen sich der Implantationsort im Adnexbereich und freie Flüssigkeit im Douglas-Raum darstellen. Die Feststellung der Lokalisation sowie die Ausprägung der Symptomatik sind entscheidend für die Wahl und die Dringlichkeit der Therapie. Dabei stellt sich gerade bei fortgeschrittenen abdominalen EUG die Frage, ob die ektope Plazenta blutungsarm reseziert oder in situ belassen werden kann. Bisher existiert keine DGGG- bzw. AWMF-Leitlinie zum Vorgehen bei einer EUG-Therapie. Diese ist geplant und eine Fertigstellung ist für 2020 angekündigt [7].

Um ektope Schwangerschaften mit seltener Lokalisation schnell und korrekt zu diagnostizieren, müssen mögliche Implantationsorte bekannt sein. Dabei sind besonders die Lokalisationen außerhalb von Uterus und den Adnexen von besonderem Interesse, da sie aufgrund ihrer Variabilität eine große diagnostische Herausforderung im gynäkologisch-notfallmedizinischen Setting darstellen [8]. 2007 publizierten Molinaro und Barnhart eine Arbeit zu „Ectopic pregnancies in unusual locations“ [6], 2014 veranlasste die Cochrane Foundation ein Protokoll für einen noch nicht veröffentlichten Systematic Review [8] und 2016 fassten Parker und Srinivas das Management von „Non-tubal ectopic pregnancies“ [3] zusammen. Basis dieser Publikationen waren nahezu ausschließlich Fallberichte. Es konnte keine Übersichtsarbeit gefunden werden, die die bisher bekannten Fälle von nicht tubaren und nicht ovariellen EUG zusammenfasst. Solche Fallberichte über seltene Lokalisationen wurden nun auch für die vorliegende Übersicht gesammelt. Als chronologischer Ausgangspunkt wurde wegen der bereits vorhandenen Literaturübersicht [6] das Jahr 2007 gewählt. Ziel der Literaturrecherche war somit eine zusammenfassende Darstellung der seit 2007 veröffentlichten Publikationen zu seltenen Lokalisationen extrauteriner Schwangerschaften, deren Symptomatik, Diagnostik und Therapie.


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Methoden

Ein- und Ausschlusskriterien

Es wurde eine systematische Suche in den 3 Online-Datenbanken PubMed, Livivo und Google Scholar durchgeführt. Eingeschlossen wurden englisch- oder deutschsprachige Fallberichte, die seit Januar 2007 eine ektope Schwangerschaft mit ungewöhnlicher Lokalisation beschreiben. Berichte über uterine Implantationsorte (zervikale und intramurale Graviditäten sowie Narbenschwangerschaften) wurden ebenso ausgeschlossen wie ampulläre, isthmische, interstitielle Tubenschwangerschaften oder Ovarialgraviditäten. Schwangerschaften nach Hysterektomie und heterotope Graviditäten wurden nicht eingeschlossen.


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Suchstrategie

Im Juni 2019 wurde die Suchanfrage mit dem MeSH-Term „ectopic pregnancy“, „case report“ und einem Filter für deutsche und englische Ergebnisse und den Zeitraum 2007 – 2019 durchgeführt. Die Unterkategorien „tubal pregnancy“, „cornual pregnancy“, „angular pregnancy“, „ovarian pregnancy“ und „scar pregnancy“ wurden mithilfe des Operators „NOT“ aus den Suchergebnissen ausgeschlossen.

Die Satzung der Charité zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis wurde beachtet.


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#

Ergebnisse

Nach der systematischen Literatursuche konnten insgesamt 115 geeignete Fallberichte aus 113 Publikationen in die Studie eingeschlossen und im Volltext analysiert werden ([Abb. 1]). Dabei wurde eine anatomisch-pathophysiologisch orientierte Einteilung in intraperitoneale und extraperitoneale EUG-Lokalisationen vorgenommen. Intraperitoneale Implantationsorte umfassen sämtliche serosale Flächen des Uterus, den uterinen Bandapparat, Leber, Milz, Darm inklusive der Mesenterien und das Peritoneum an der Rumpfwand, am Diaphragma und im Inguinalkanal. Extraperitoneal gelegene Implantationen von EUG wurden entlang der großen Gefäße, im Bereich des Pankreas und der Niere, im Rektovaginal- und Paravesikalraum und am Foramen obturatorium beschrieben.

Zoom ImageZoom Image
Abb. 1 Flussdiagramm zum Ablauf und zu den Ergebnissen der Literaturrecherche in den 3 Datenbanken.

Pathogenetisch wird bei intraperitonealen EUG zwischen primär und sekundär entstandenen abdominalen Schwangerschaften unterschieden. Bei sog. primären Abdominalgraviditäten wird die Befruchtung und Einnistung der Eizelle im Peritonealraum angenommen, was durch die anatomischen Verhältnisse der distal offenen Tuba uterina erklärt werden kann. Bei sekundären abdominalen Schwangerschaften geht man davon aus, dass es nach der Ruptur einer primär intratubar lokalisierten Gravidität zu einer sekundären Implantation im Peritonealraum kommt [3]. Die Pathogenese von retroperitonealen EUG hingegen ist nicht abschließend geklärt. Hierzu wurden mögliche peritoneale Fistelgänge nach Operationen [9] oder lymphatische Ausbreitungswege [10] postuliert.

Nachfolgend wird zusammengefasst auf Symptomatik, Diagnostik und Therapie der nach Lokalisation gruppierten Fälle eingegangen.

A) Implantation an der Uterusserosa und im Douglas-Raum ([Tab. 1])

Tab. 1 Implantation an der Uterusserosa und im Douglas-Raum.

Nr.

Quelle

Alter

GP-Score

SSW

β-HCG

Symptom

Diagnostik

Intervention

Plazentamanagement

Anamnese

Abkürzungen: GP-Score = Gravida und Para [14], SSW = Schwangerschaftswoche bei Diagnosestellung, β-HCG in mIU/mL, wenn nicht anders angegeben, Diagnostik = finale Maßnahme zur Diagnosestellung, (U)BS = (Unter-)Bauchschmerz, VB = vaginale Blutung, X = asymptomatisch, RS = Rückenschmerzen, Vom. = Erbrechen, Resp. = Atembeschwerden, exLsk/Ltm = explorative Laparoskopie/Laparotomie, Sono = abdominaler/transvaginaler Ultraschall, MRT = Magnetresonanztomografie, Lsk/Ltm = operative Befundsanierung per laparoscopiam/laparotomiam, MTX = Methotrexat, IVF(-ET) = In-vitro-Fertilisation (mit Embryotransfer), ICSI = intrazytoplasmatische Spermieninjektion

1

Abdelrahman, 2017, Südsudan [15]

25

G2P0

35

BS

exLtm

Ltm, Lebendgeburt

part. Resektion

2

Bhoil, 2016, Indien [16]

29

G2P2

34

BS

MRT

Ltm, Lebendgeburt

Resektion

3

Bohiltea, 2015, Rumänien [17]

23

G0P0

23

BS

exLtm

Ltm

Resektion, Uterine-Wedge-Resektion

IVF

4

Cho, 2015, Taiwan [18]

31

G0P0

40 100

VB

Sono

Lsk, MTX

in situ

5

Dabiri, 2014, USA [19]

27

G2P01

33

BS

exLtm

Ltm, Lebendgeburt

Resektion, Hysterektomie

6

Dassah, 2009, Ghana [20]

21

G0P0

22

UBS

Sono

Ltm

Resektion

7

Gayer 2012, USA [21]

30

G2P1

19

X

MRT

Ltm

8

Gidiri, 2015, Zimbabwe [22]

40

G4P3

21

UBS, RS

Sono

Ltm

Resektion

9

Gidiri, 2015, Zimbabwe [22]

37

G2P0 + 1

35

BS

Sono

Ltm, Lebendgeburt

in situ

Myomektomie

10

Hailu, 2017, Äthiopien [4]

26

G4P2

37

BS, Vom.

exLtm

Ltm, Lebendgeburt

Resektion

11

Hishikawa, 2016, Japan [23]

32

G3P1

120,60

BS

exLsk

Lsk

Resektion

12

Isah, 2008, Nigerien [24]

30

G0P0

39

VB

Sono

Ltm, Lebendgeburt

Resektion

13

Kim, 2013, Korea [25]

28

G1P0

18

X

Sono

Ltm (34. SSW) Lebendgeburt

Resektion

EUG in Vorgeschichte

14

Marcelin, 2018, Frankreich [26]

25

G2P0

27

MRT

Ltm

in situ, Embolisation, Lsk wegen Abszedierung

15

Miyauchi, 2015, Japan [5]

36

G1P1

5

2 050

UBS

exLsk

Ltm

Resektion

16

Mengistu, 2015, Äthiopien [27]

32

G3P2

36

Resp.

MRT

Ltm, Lebendgeburt

Resektion, Hysterektomie

17

Muehlparzer, 2011, Österreich [28]

26

34

UBS

exLtm

Ltm mit Lebendgeburt

Resektion, Hysterektomie, Salpingektomie

18

Nassali, 2016, Botswana [29]

26

G0P0

41

BS

exLtm

Ltm mit Lebendgeburt

Resektion

19

Nkusu, 2008, Kamerun [30]

30

G5P5

am Termin

BS

Sono

Ltm

Resektion

20

Panagiotakis, 2009, USA [31]

24

G0P0

7

BS

exLsk

Lsk, MTX

In situ

21

Parekh, 2008, Indien [32]

31

15

UBS

Sono

Ltm

Resektion, Blutstillung-

22

Patel, 2016, USA [33]

26

G0P0

16

UBS

MRT

Ltm, MTX

in situ, Re-Ltm mit Resektion

23

Pieh-Holder, 2012, USA [34]

39

G1P0

25

X

MRT

Ltm, Lebendgeburt

in situ, Embolisation

Myomektomie

24

Pradhan, 2013, Indien [35]

35

G0P0

26

BS, Resp.

Autopsie

25

Promsonthi, 2007, Thailand [36]

41

G2P2

40

X

exLtm

Ltm, Lebendgeburt

in situ, Abszedierung, Ltm, Hysterektomie, Adnexektomie

26

Rohilla, 2018, Indien [37]

27

Multipara

40

X

Sono

Ltm, Lebendgeburt

Resektion, Adnexektomie

27

Sib, 2018, Burkina Faso [38]

22

G4P2

am Termin

X

Sono

Ltm

Resektion, Salpingektomie

28

Shih, 2007, Taiwan [39]

33

G0P0

20 d post ET

901

X

Sono

Lsk

Resektion via Ltm

IVF-ET

29

Tucker, 2017, USA [40]

28

G2P1

22

X

exLsk

Ltm

Resektion

30

Yanaihara, 2017, Japan [41]

37

P0

6

X

exLsk

Lsk

Resektion

ICSI

31

Yoder, 2016, USA [42]

30

G2P1

33 d post ET

12 400 pg/mL

X

exLsk

Lsk

Resektion

IVF-ET

32

Zhang, 2008, China [43]

30

G3P1

38

BS, Vom.

exLtm

Ltm, Lebendgeburt

Resektion, Hysterektomie

Symptomatik

  • abdominale Schmerzen (14/32 Fälle), besonders im Unterbauch, abdominale und Atembeschwerden (1/32), abdominale Schmerzen und Erbrechen (2/32), abdominale Schmerzen und Rückenschmerzen (1/32)

  • asymptomatisch (10/32)

  • vaginale Blutung (2/32)

  • Atembeschwerden (1/32)

  • keine Angabe (1/32)


#

Diagnostik

  • früheste Diagnose in 5. Schwangerschaftswoche (SSW) post menstruationem, späteste Diagnose in 41. SSW

  • diagnostiziert mit Ultraschall (11/32), explorativer Laparoskopie (6/32), explorativer Laparotomie (8/32), MRT (6/32) oder Autopsie (1/21)


#

Intervention

  • operative Befundsanierung per laparotomiam (25/32), davon in einem Fall zusätzlich MTX

  • operative Befundsanierung per laparoscopiam (6/32), davon in 2 Fällen zusätzlich MTX

  • keine Angabe (2/32)


#

Plazentamanagement

  • Plazentaresektion (23/32), davon 7 mit Organentfernung

  • Belassen der Plazenta in situ (7/32), davon in 2 Fällen Relaparotomie mit Resektion

  • keine Angabe (1/32), (Autopsie)

Auffällig waren das oftmals fortgeschrittene Schwangerschaftsstadium bei Diagnosestellung sowie der hohe Anteil an asymptomatischen Patientinnen. In 14/32 Fällen konnte ein lebendiges Kind per laparotomiam geboren werden. Die Uterushinterwand war der häufigste Ort der Implantation.


#
#

B) Implantation im und am Ligamentum latum ([Tab. 2])

Tab. 2 Implantation im und am Lig. latum.

Nr.

Quelle

Alter

GP-Score

SSW

β-HCG

Symptom

Diagnostik

Intervention

Plazentamanagement

Anamnese

Abkürzungen: GP-Score = Gravida und Para, SSW = Schwangerschaftswoche bei Diagnosestellung, β-HCG in mIU/mL, Diagnostik = finale Maßnahme zur Diagnosestellung, (U)BS = (Unter-)Bauchschmerz, VB = vaginale Blutung, X = asymptomatisch, Dys. = Dysurie, Vom. = Erbrechen, exLsk/Ltm = explorative Laparoskopie/Laparotomie, Sono = abdominaler/transvaginaler Ultraschall, MRT = Magnetresonanztomografie, Lsk/Ltm = operative Befundsanierung per laparoscopiam/laparotomiam, MTX = Methotrexat, IUI = intrauterine Insemination, IUD = Intrauterinpessar

1

Abdul, 2008, Nigerien [44]

29

G7P6

22

X

Sono

Ltm

Resektion, Adnexektomie

2

Abdul, 2008, Nigerien [44]

33

G7P6

20

X

Sono

Ltm

Resektion, Adnexektomie

3

Akhtar, 2011, Pakistan [45]

35

G3P2

37

BS

Sono

Ltm, Lebendgeburt, MTX

in situ

4

Atis, 2014, Türkei [46]

34

Multipara

8

10 290

UBS, VB

Sono

Ltm

Resektion

5

Cosentino, 2017, Italien [47]

35

G3P1

12

X

Sono

Lsk

Resektion, Adnexektomie

6

Dahab, 2011, Saudi Arabien [48]

23

G0P0

40

75 542

UBS, Dys.

Sono

Ltm, Lebendgeburt

Resektion

7

Gudu, 2015, Äthiopien [49]

35

P2

37

BS, VB

Sono

Ltm, Lebendgeburt

Resektion, Salpingektomie

8

Kar 2011, Indien [50]

31

G0P0

8

9 470

X

Sono

MTX + Lsk

Resektion

IUI, Endometriose

9

Kim, 2016, Tansania [51]

27

G3P2

13

BS

MRT

Ltm

Resektion, Adnexektomie, partielle Omentektomie

HIV positiv

10

Nayar, 2016, Portugal [52]

25

G0P0

6

24 719

BS, VB

Sono

Lsk

Resektion, Salpingektomie

11

Parulekar, 2011, Indien [53]

22

G2P1

5

1 250

UBS

exLsk

Lsk

Resektion

Lost IUD

12

Phupong, 2016, Thailand [54]

27

G2P1

37

X

exLtm

Ltm, Lebendgeburt

Resektion, Hysterektomie, Adnexektomie

13

Rama, 2015, Indien [55]

23

G2P1

12

BS, VB, Vom.

exLtm

Ltm

Resektion, Adnexektomie

14

Sassi, 2017, Tunesien [56]

32

G2P1

5

26 784

UBS

Sono

Lsk

Resektion

15

Seckin, 2011, Türkei [57]

28

G0P0

39

BS

exLtm

Ltm, Lebendgeburt

in situ, Re-Ltm wegen Abszedierung

16

Shamaash, 2017, Ägypten [58]

25

G2P0+1

17

X

exLtm

Ltm

Resektion, Salpingektomie

17

Sheethal, 2017, Indien [59]

28

G0P0

37

X

exLtm

Ltm, Lebendgeburt

Resektion

18

Yasutake, 2013, Japan [60]

34

G2P1

8

13 195

X

Sono

Lsk → Ltm, MTX

in situ

Symptomatik

  • abdominale Schmerzen (6/18), besonders im Unterbauch lokalisiert

  • abdominale Schmerzen und vaginale Blutung (4/18)

  • asymptomatisch (8/18)


#

Diagnostik

  • früheste Diagnose in 5. SSW, späteste Diagnose in 39. SSW mit Geburt eines gesunden Neugeborenen

  • diagnostiziert mit Ultraschall (11/18), explorativer Laparotomie (5/18), MRT (1/18) oder explorativer Laparoskopie (1/18)


#

Intervention

  • operative Befundsanierung per laparotomiam (13/18), davon in 2 Fällen zusätzlich MTX-Gabe

  • operative Befundsanierung per laparoscopiam (5/18), davon in 1 Fall zusätzlich MTX-Gabe


#

Plazentamanagement

  • Plazentaresektion (15/18) – davon 9 mit Organentfernung

  • Belassen der Plazenta in situ (3/18)

Um die Plazenta erfolgreich zu resezieren und/oder eine Hämostase zu erreichen, erfolgte in einigen Fällen eine Salpingektomie. Auffällig war ebenfalls die Beschreibung von ausgetragenen EUG mit Lebendgeburt (6/18).


#
#

C) Implantation an und in der Leber ([Tab. 3])

Tab. 3 Implantation in und an der Leber.

Nr.

Quelle

Alter

GP-Score

SSW

β-HCG

Symptom

Diagnostik

Intervention

Plazentamanagement

Anamnese

Abkürzungen: GP-Score = Gravida und Para, SSW = Schwangerschaftswoche bei Diagnosestellung, β-HCG in mIU/mL, Diagnostik = finale Maßnahme zur Diagnosestellung, * = subhepatisch mit Anschluss an Gallenblase, (U)BS = (Unter-)Bauchschmerz, EBS = epigastrischer Bauchschmerz, ROBS = rechter Oberbauchschmerz, RSS = rechter Schulterschmerz, VB = vaginale Blutung, Vom. = Erbrechen, exLsk/Ltm = explorative Laparoskopie/Laparotomie, Sono = abdominaler/transvaginaler Ultraschall, CT = Computertomografie, MRT = Magnetresonanztomografie, Lsk/Ltm = operative Befundsanierung per laparoscopiam/laparotomiam

1

Brouard, 2015, USA [61]

20

G4P4

37

X

exLtm

Ltm, Lebendgeburt

in situ

2

Chin, 2010, Singapur [62]

30

G2P1

5

1 292

EBS, Synkope, RSS

exLsk

Lsk, MTX

Resektion

3

Guo, 2016, China [63]

31

81 418

abd. Schwellung

MRT

Ltm

Resektion

4

Hao, 2016, China [64]

31

G2P1

6

BS, abd. Schwellung

PET-CT

Ltm

5

Hu, 2014, China [65]

32

G3P2

8

EBS

MRT

Ltm

6

Kuai, 2013, China [66]

33

G4P2

6

186

ROBS, RSS

MRT

Ltm

Resektion

7

Ma, 2013, China [67]

31

G6P2

8

23 824

ROBS

exLtm

Ltm, MTX

in situ, Embolisation

8

Moores, 2010*, UK [68]

23

G1P0

12

ROBS, RSS

Sono

KCl, MTX

in situ

9

Qiao, 2013, China [69]

31

G3P2

10

95 700

X

MRT

Ltm

Resektion, Leberteilresektion

Tubenligatur

10

Ramphal, 2010, Südafrika [70]

18

19

X

Sono

Ltm 34. SSW, Lebendgeburt

in situ

11

Sibetcheu, 2017, Kamerun [71]

24

G4P1

8

3 000

ROBS, VB

Sono

MTX

in situ

12

Wang, 2012, Japan [72]

33

G0P0

7

8 988

BS, VB

CT

Ltm

Resektion

13

Yadav, 2012, Indien [73]

25

G2P1

18

ROBS, Vom.

Sono

Ltm

Resektion, Embolisation, Blutstillung nicht erfolgreich

14

Zhao, 2017, China [74]

21

G0

14

135 755

VB

MRT

MTX, Lsk

Resektion

Symptomatik

  • abdominale Schmerzen (4/14), besonders im rechten oberen Quadranten lokalisiert

  • abdominale Schmerzen mit Ausstrahlung in die rechte Schulter (3/14)

  • abdominale Schmerzen und vaginale Blutung (2/14)

  • vaginale Blutung (1/14)

  • asymptomatisch (3/14)

  • abdominale Schwellung (1/14)


#

Diagnostik

  • früheste Diagnose in der 5. SSW, späteste Diagnose in der 37. SSW mit Geburt eines gesunden Kindes

  • diagnostiziert mit MRT (5/14), Sonografie (4/14), explorativer Laparotomie (2/14), explorativer Laparoskopie (1/14), CT (1/14) oder PET-CT (1/14)


#

Intervention

  • operative Befundsanierung per laparotomiam (10/14), davon in einem Fall zusätzlich MTX-Gabe

  • operative Befundsanierung per laparoscopiam (2/14), in beiden Fällen zusätzlich MTX-Gabe

  • Fetozid mit Kaliumchlorid (1/14) und MTX-Gabe

  • nur MTX-Gabe (1/14)


#

Plazentamanagement

  • Plazentaresektion (7/14), davon 1 Fall mit Organteilresektion

  • Belassen der Plazenta in situ (5/14)

  • keine Angabe (2/14)

Bei Implantationen in der Leber erwiesen sich das MRT und die abdominale Sonografie als diagnostisch richtungsweisend. In 2 Fällen konnte bei der Laparotomie ein lebendiges Kind geborgen werden.


#
#

D) Implantation am Omentum majus ([Tab. 4])

Tab. 4 Implantation am Omentum majus.

Nr.

Quelle

Alter

GP-Score

SSW

β-HCG

Symptom

Diagnostik

Intervention

Plazentamanagement

Anamnese

Abkürzungen: GP-Score = Gravida und Para, SSW = Schwangerschaftswoche bei Diagnosestellung, β-HCG in mIU/mL, Diagnostik = finale Maßnahme zur Diagnosestellung, (U)BS = (Unter-)Bauchschmerz, EBS = epigastrischer Bauchschmerz, VB = vaginale Blutung, Vom. = Erbrechen, exLsk/Ltm = explorative Laparoskopie/Laparotomie, Sono = abdominaler/transvaginaler Ultraschall, CT = Computertomografie, MRT = Magnetresonanztomografie, Lsk/Ltm = operative Befundsanierung per laparoscopiam/laparotomiam, OP pelv = Operation im Beckenbereich in der Vorgeschichte

1

Allen, 2007, UK [75]

31

G2P0 + 1

14

EBS, Vom., Diarrhö

Sono

Ltm

Resektion

Chlamydien

2

Bajis, 2018, Australien [76]

37

G2P2

4

1 480

UBS, VB, Synkope

Sono

Lsk × 2

Resektion

3

Behjati, 2009, UK [77]

27

G2P1

12 709

UBS, Synkope

exLsk

Ltm

Resektion, partielle Omentektomie

4

Chen, 2015, China [78]

18

G0P0

6

460

UBS

CT

Lsk

Resektion, partielle Omentektomie

5

Chopra, 2009, Indien [79]

29

G4P3

6

BS

Sono

Ltm

Resektion

6

da Silva, 2008, Brasilien [80]

36

G3P3

13

UBS

exLtm

Ltm

Resektion, partielle Omentektomie

7

Maiorana, 2014, Italien [81]

24

G1P0

8

8 047

UBS

exLsk

Lsk

Resektion

8

Seol, 2010, Korea [82]

26

G2P0

UBS

exLsk

Lsk

Resektion, partielle Omentektomie

9

Srinivasan, 2014, USA [83]

20

G2P1

8

1 057

UBS

exLsk

Lsk

Resektion, partielle Omentektomie

10

Takeda, 2016, Japan [84]

34

G2P0

8

MRT

Lsk

Resektion, partielle Omentektomie

11

Tanase, 2013, Japan [85]

32

G1P0

5

UBS

exLsk

Lsk

Resektion, partielle Omentektomie

OP pelv

12

Yip, 2016, Singapur [86]

31

6

11 803

EBS

Sono

Lsk → Ltm

Resektion

Symptomatik

  • Bauchschmerzen (10/12), häufig im Unterbauch lokalisiert, davon in einem Fall mit Synkope

  • Bauchschmerzen und vaginale Blutung mit Synkope (1/12)

  • keine Angabe (1/12)


#

Diagnostik

  • früheste Diagnose in 4. SSW, späteste Diagnose in 14. SSW

  • diagnostiziert mit explorativer Laparoskopie (5/12), Ultraschall (4/12), MRT (1/12), explorativer Laparotomie (1/12), CT (1/12)


#

Intervention

  • operative Befundsanierung per laparoscopiam (7/12)

  • explorative Befundsanierung per laparotomiam (5/12)


#

Plazentamanagement

  • Plazentaresektion 12/12, davon in 7 Fällen mit partieller Omentektomie


#
#

E) Implantation am Darm und Mesenterien ([Tab. 5])

Tab. 5 Implantation am Darm und Mesenterien.

Nr.

Quelle

Alter

GP-Score

SSW

β-HCG

Symptom

Diagnostik

Intervention

Plazentamanagement

Anamnese

Abkürzungen: GP-Score = Gravida und Para, SSW = Schwangerschaftswoche bei Diagnosestellung, β-HCG in mIU/mL, Diagnostik = finale Maßnahme zur Diagnosestellung, (U)BS = (Unter-)Bauchschmerz, RS = Rückenschmerz, SS = Schulterschmerz, VB = vaginale Blutung, Resp. = Atembeschwerden, exLsk/Ltm = explorative Laparoskopie/Laparotomie, Sono = abdominaler/transvaginaler Ultraschall, MRT = Magnetresonanztomografie, Lsk/Ltm = operative Befundsanierung per laparoscopiam/laparotomiam, OP pelv = Operationen im Beckenbereich in der Vorgeschichte, PID = Pelvic inflammatory Disease

1

Anozie, 2016, Nigerien [11]

35

G6P5

am Termin

BS, Resp.

Sono

Ltm, Lebendgeburt, MTX

in situ

2

Baffoe, 2011, Ghana [12]

31

G3P1

38

BS, VB

exLtm

Ltm, Lebendgeburt

in situ

3

Demendi, 2011, Ungarn [87]

28

G3P2

17

UBS

Sono

Ltm, MTX

in situ, Embolisation

4

Pichaichanlert, 2017, Thailand [88]

32

G1P1

15

blutiger Stuhl

exLtm

Ltm

Resektion, Darmteilresektion, Reanastomosierung

OP pelv, PID

5

Salathiel, 2016, Tschad [89]

30

G8L5

19

BS, VB

exLtm

Ltm

Resektion, Hysterektomie

6

Thompson, 2011, UK [90]

27

8

UBS

exLtm

Ltm

Resektion, Appendektomie

7

Tolefac, 2017, Kamerun [13]

22

G3P0

25

abd. Schwellung

exLtm

Ltm, Lebendgeburt

in situ

8

Trail, 2018, UK [91]

26

G4P2

6

1 647

UBS, SS

exLsk

Lsk, MTX

in situ

9

Yildizhan, 2009, Türkei [92]

34

G2P1

13

BS, RS, VB

MRT

Ltm

Resektion

Symptomatik

  • Bauchschmerzen (4/9)

  • Bauchschmerzen und vaginale Blutung (3/9)

  • Hämatochezie (1/9)

  • abdominale Schwellung (1/9)


#

Diagnostik

  • früheste Diagnose in der 6. SSW, späteste Diagnose 38. SSW mit Geburt eines Kindes

  • diagnostiziert mit explorativer Laparotomie (5/9), Ultraschall (2/9), explorativer Laparoskopie (1/9) oder MRT (1/9)


#

Intervention

  • operative Befundsanierung per laparotomiam (8/9), in 2 Fällen zusätzlich MTX-Gabe

  • operative Befundsanierung per laparoscopiam und MTX-Gabe (1/9)


#

Plazentamanagement

  • Belassen der Plazenta in situ (5/9)

  • Plazentaresektion (4/9), davon 3 mit Organteilentfernung

In den 3 Fällen mit Lebendgeburt hatte die Plazenta zusätzlich zur Implantation an Darm und seinen Mesenterien auch Anschluss an serosale Flächen des Uterus [11], [12], [13].


#
#

F) Implantation an und in der Milz ([Tab. 6])

Tab. 6 Implantation an und in der Milz.

Nr.

Quelle

Alter

GP-Score

SSW

β-HCG

Symptom

Diagnostik

Intervention

Plazentamanagement

Anamnese

Abkürzungen: GP-Score = Gravida und Para, SSW = Schwangerschaftswoche bei Diagnosestellung, β-HCG in mIU/mL, Diagnostik = finale Maßnahme zur Diagnosestellung, * = subsplenisch, (U)BS = (Unter-)Bauchschmerz, LOBS = linker Oberbauchschmerz, VB = vaginale Blutung, Vom. = Erbrechen, X = asymptomatisch, exLsk/Ltm = explorative Laparoskopie/Laparotomie, Sono = abdominaler/transvaginaler Ultraschall, CT = Computertomografie, Lsk/Ltm = operative Befundsanierung per laparoscopiam/laparotomiam, MTX = Methotrexat, GA = Gonadotropinanaloga, PCOS = polyzystisches Ovarsyndrom

1

Biolchini, 2010, Italien [93]

41

G3P-

4

8 980

LOBS

CT

Lsk

Resektion, Splenektomie

2

Gao, 2017, China [94]

27

G0P0

8

119 027

BS, VB, Schwindel

Sono

Ltm

Resektion, Splenektomie

3

Greenbaum, 2016, USA [95]

27

G2P2

4

1 865

LOBS, Vom.

exLsk

Ltm

Resektion, Splenektomie

4

Klang, 2016, Israel [96]

35

G3P1

71 000

X

CT

KCl, MTX

in situ

GA, PCOS

5

Perez 2008*, USA [97]

36

G1P0

UBS

exLsk

Lsk

Resektion

Hemiuterus, Nierenagenesie

6

Python, 2016, USA [98]

21

G1

5

8 476

BS, VB

CT

MTX

in situ

7

Rathore, 2017, Türkei [99]

23

G1P1

4

6 565

LOBS, Vom.

exLtm

Ltm

Resektion, Splenektomie

8

Wu, 2017, Japan [100]

27

G1P0

8

119 027

BS

Sono

Ltm

Resektion, Splenektomie

9

Wu, 2018, China [101]

29

G3P2

8

16 669

VB, BS

Sono

Ltm

Resektion, Splenektomie

Symptomatik

  • abdominaler Schmerz (5/9), besonders im linken Oberbauch lokalisiert

  • abdominaler Schmerz und vaginale Blutung (3/9)

  • asymptomatisch (1/9)


#

Diagnostik

  • früheste Diagnose in der 4. SSW, späteste Diagnose in der 8. SSW

  • diagnostiziert mit Sonografie (3/9), CT (3/9), explorativer Laparoskopie (2/9), explorativer Laparotomie (1/9)


#

Intervention

  • operative Befundsanierung per laparotomiam (5/9)

  • operative Befundsanierung per laparoscopiam (2/9)

  • Fetozid mit Kaliumchlorid und MTX-Gabe(1/9)

  • nur MTX-Gabe (1/9)


#

Plazentamanagement

  • Plazentaresektion (7/9), davon in 6 Fällen mit Splenektomie

  • Belassen der Plazenta in situ (2/9)


#
#

G) Implantation am Peritoneum der abdominalen/pelvinen Bauchwand ([Tab. 7])

Tab. 7 Andere seltene intraperitoneale Implantationsstellen.

Nr.

Quelle

Alter

GP-Score

SSW

β-HCG

Symptom

Diagnostik

Intervention

Plazentamanagement

Anamnese

Abkürzungen: GP-Score = Gravida und Para, SSW = Schwangerschaftswoche bei Diagnosestellung, β-HCG in mIU/mL, Diagnostik = finale Maßnahme zur Diagnosestellung, (U)BS = (Unter-)Bauchschmerz, ROBS = rechter Oberbauchschmerz, RSS = rechter Schulterschmerz, VB = vaginale Blutung, exLsk/Ltm = explorative Laparoskopie/Laparotomie, Sono = abdominaler/transvaginaler Ultraschall, CT = Computertomografie, Lsk/Ltm = operative Befundsanierung per laparoscopiam/laparotomiam, MTX = Methotrexat

Rumpfwand

1

Anderson, 2009, USA [102]

26

G4P1

3

8 979

BS, VB

CT

MTX

in situ

2

Borton, 2015, UK [103]

38

G2P0

7

2 208

BS, VB

exLsk

MTX

in situ

PID, Endometriose

3

Gorry, 2012, UK [104]

32

8

BS, VB

exLsk

Lsk

in situ

4

Irani, 2016, USA [105]

36

G0P0

4

998

BS

exLsk

Lsk

Resektion

IVF

5

Lee, 2015, Kamerun [106]

21

G2P2

36

UBS

Sono

Ltm, MTX

in situ, Re-Ltm bei Abszedierung

Diaphragma

1

Chen, 2019, China [107]

33

G – P1

12

3 129

ROBS, RSS

CT

Lsk

Resektion

Inguinalkanal

1

Noguchi, 2014, Japan [108]

45

G5P4

8

3 090

Schwellung und Schmerz in rechter Leiste

Sono

Ltm

Resektion

Endometriose

Symptomatik

  • abdominaler Schmerz (2/5)

  • abdominaler Schmerz und vaginale Blutung (3/5)


#

Diagnostik

  • früheste Diagnose in der 3. SSW, späteste Diagnose in der 36. SSW mit Geburt eines toten Kindes

  • diagnostiziert mit explorativer Laparoskopie (3/5), Sonografie (1/5) oder CT (1/5)


#

Therapie

  • operative Befundsanierung per laparoscopiam (2/5)

  • operative Befundsanierung per laparotomiam und MTX-Gabe (1/5)

  • in 2 Fällen nur MTX-Gabe


#

Plazentamanagement

  • Belassen der Plazenta in situ (4/5), davon in einem Fall Relaparotomie bei Abszedierung

  • Plazentaresektion (1/5)


#
#

H) Implantation im paraaortalen/parakavalen Retroperitonealraum ([Tab. 8])

Tab. 8 Extraperitoneale Implantationsstellen.

Nr.

Quelle

Alter

GP-Score

SSW

β-HCG

Symptom

Diagnostik

Intervention

Plazentamanagement

Anamnese

Abkürzungen: GP-Score = Gravida und Para, SSW = Schwangerschaftswoche bei Diagnosestellung, β-HCG in mIU/mL, Diagnostik = finale Maßnahme zur Diagnosestellung, (U)BS = (Unter-)Bauchschmerz, VB = vaginale Blutung, X = asymptomatisch, EBS = epigastrischer Bauchschmerz, exLsk/Ltm = explorative Laparoskopie/Laparotomie, Sono = abdominaler/transvaginaler Ultraschall, CT = Computertomografie, Lsk/Ltm = operative Befundsanierung per laparoscopiam/laparotomiam, MTX = Methotrexat, IVF = In-vitro-Fertilisation, ET = Embryotransfer, IUI = intrauterine Insemination

paraaortal und parakaval

1

Iwama, 2008, Japan [109]

31

G1P0

10

45 369

BS

MRT

MTX, Ltm

Resektion

EUG, IVF, Salpingektomie

2

Jiang, 2014, China [110]

33

G3P2

7

BS

MRT

MTX, Ltm

Resektion

3

Ouassour, 2017, Marokko [111]

35

G4P2

7

29 386

X

Sono

Ltm

Resektion

EUG, Salpingektomie

4

Pak, 2018, USA [112]

30

G4P3

8

40 532

BS

exLtm

Ltm

Resektion

5

Wang, 2017, China [9]

32

G4P1

5

10 652

X

CT

Lsk

Resektion

Salpingektomie

6

Yang, 2018, China [113]

34

G2P0

7

6 803

BS, VB

CT

Ltm

Resektion

7

Zhang, 2018, China [114]

29

9

16 453

UBS

Sono

Emb., MTX, Ltm

Resektion

Rektovaginalraum

1

Martinez, 2011, Spanien [115]

37

G2P1

29 Tage nach IUI

7 787

UBS

Sono

Lsk, MTX

Resektion

IUI

2

Yang, 2017, China [116]

32

G5P1

6

1 880

UBS

exLsk

Lsk

Resektion

Foramen obturatorium

1

Lin, 2008, China [117]

19

G1P0

7

267

UBS, VB

exLsk

Ltm

Resektion

2

Persson, 2010, Schweden [10]

33

G3P1

27 Tage nach ET

18 032

VB

Sono

Lsk × 2

Resektion

EUG, ET

Nierenfaszie

1

Chishima, 2013, Japan [118]

33

G3P2

7

3 100

BS

CT

Ltm

Resektion

Pankreas

1

Guan, 2015, China [119]

30

G1P0

5

2 500

EBS

MRT

MTX, Lsk

Resektion Pankreatektomie, Splenektomie

Paravesikalraum

1

Meire, 2007, Niederlande [120]

30

G3P1

20

UBS

exLtm

MTX, Ltm

Resektion

Symptomatik

  • abdominaler Schmerz (4/7)

  • abdominaler Schmerz und vaginale Blutung (1/7)

  • asymptomatisch (2/7)


#

Diagnostik

  • früheste Diagnose in der 5. SSW, späteste Diagnose in der 10. SSW

  • diagnostiziert mit Sonografie (2/7), CT (2/7), MRT (2/7), oder explorativer Laparotomie (1/7)


#

Therapie

  • operative Befundsanierung per laparotomiam (6/7), davon 3 mit zusätzlicher MTX-Gabe

  • operative Befundsanierung per laparoscopiam (1/7)


#

Plazentamanagement

  • Plazentaresektion (7/7)

Auffällig oft findet die Implantation von retroperitonealen EUG entlang großer Gefäße und an Gefäßabgängen statt und erfordert in der Regel die operative Resektion per laparotomiam.


#
#
#

Diskussion

Für die vorliegende Literaturübersicht wurden insgesamt 115 Fallberichte aus 113 Publikationen analysiert. Die häufigsten beschriebenen EUG-Implantationsstellen waren die Uterusserosa (32/115 bzw. 27,8%), das Lig. latum uteri (18/115 bzw. 15,7%), die Leber (14/115 oder 12,2%) und das Omentum majus (12/115 oder 10,4%). Weitere mögliche Lokalisationen einer peritonealen EUG waren die Serosa des Darms, der Milz oder die Bauchwand. Über Einzelfälle von Implantationen am Zwerchfell [107] und im Inguinalkanal wurde berichtet [108]. Mögliche retroperitoneale Lokalisationen einer EUG wurden vor allem entlang der großen Gefäße gefunden, aber auch im Rektovaginalraum, am Foramen obturatorium, im Paravesikalraum oder im Bereich des Pankreas oder einer Niere.

Die vorliegenden Daten entsprechen im Hinblick auf mögliche seltene EUG-Implantationsstellen, deren Symptomatik und die jeweils eingesetzten diagnostischen Möglichkeiten den Angaben von Molinaro und Barnhart [6]. Allerdings waren die Daten zur EUG-Implantation in der Leber und im Retroperitonealraum bei Molinaro und Barnhart [6] noch nicht enthalten und konnten hier ergänzt werden. In dem bereits erwähnten Review von Parker und Srinivas [3] wurden mögliche abdominale Implantationsstellen bereits kurz angesprochen. Auch zu dieser thematisch enger gefassten Problematik wurden mit der vorliegenden Recherche besondere zusätzliche Einzelfälle von Implantationen am Diaphragma, im Inguinalkanal, am Foramen obturatorium, an der Nierenkapsel oder am Pankreas zur Übersicht zusammengestellt.

Für den klinischen Alltag ist die Symptomatik der betroffenen Patientin ausschlaggebend. Das am häufigsten beschriebene Symptom war der abdominale Schmerz, von vaginalen Blutungen wurde hingegen seltener berichtet. Allerdings wurden bei einer Reihe von abdominalen EUG-Lokalisationen auch asymptomatische Patientinnen beschrieben, insgesamt 24/115 (20,9%). Abdominale Beschwerden und ein β-HCG-Wert im Serum von über 1500 mU/mL ohne darstellbare intrauterine Schwangerschaft weisen auf eine EUG hin und sollten umgehend durch weitere Diagnostik oder eine explorative Laparoskopie abgeklärt werden [93]. Dabei ist auf die Wichtigkeit der laparoskopischen Inspektion sowohl der Unter- als auch Oberbauchregionen hinzuweisen (sog. Rundumblick) [98]. In den Fallberichten, die wir bei unserer Recherche finden konnten, war die häufigste Art der Intervention die operative Befundsanierung per laparotomiam, was besonders bei fortgeschrittenem Schwangerschaftsalter, bei Operationen im Retroperitoneum und in Ländern mit ressourcenärmeren medizinischen Möglichkeiten erfolgte. Doch auch ein erfolgreiches laparoskopisches Management von seltenen EUG ist möglich [52], [62], [85], [93].

Das Plazentamanagement ist in der Literatur umstritten und sollte individuell in Abhängigkeit von der Implantationsstelle, dem Blutungsrisiko, dem klinischen Zustand der Patientin, den chirurgischen Fertigkeiten und medizinischen Ressourcen festgelegt werden [28], [62]. Implantationen im Omentum, der Milz oder der Leber können zu einem größeren Blutungsrisiko führen, während dieses Risiko bei plazentarer Lokalisation an der Uterusserosa geringer scheint [37]. Das Ausmaß der plazentaren Adhäsion kann nach Angaben einiger Autoren präoperativ durch MRT festgestellt werden [121]. Unter der Voraussetzung, dass die plazentare Blutversorgung erfolgreich unterbunden werden kann, wurde eine Resektion der Plazenta empfohlen [37], [40], [57]. Andernfalls kann die Plazenta in situ belassen werden, nachdem die Nabelschnur und die Eihäute reseziert wurden [4]. Für den postoperativen Verlauf wurden Antibiotikatherapie zur Infektionsprävention und abdominale Drainagen zur Blutungsdetektion empfohlen [87]. Dabei kann die Resorption der Plazenta mit Bildgebung und Verlauf des β-HCG-Wertes überwacht werden [22], [23], [30]. In manchen Fällen wurde Methotrexat in verschiedenen Dosierungen zur Beschleunigung der trophoblastären Degeneration eingesetzt [18], [31], [67], [87].

Abdominale EUG, die zur Geburt eines lebensfähigen Kindes führen, sind in der Literatur selten. Ihre Prävalenz wird auf weniger als 0,01% aller Krankenhausgeburten geschätzt [30]. Ab der 20. SSW sprechen manche Autoren von einer fortgeschrittenen Abdominalgravidität, bei der man unter Umständen ein konservatives Management unter Abwägung des maternalen Blutungsrisikos in Betracht ziehen könne [37]. In unserer Fallreihe wies der Großteil der Lebendgeburten eine plazentare Implantation an einer Außenseite des Uterus auf. Dies wurde auch von Rohilla et al. in ihrem Review zu Advanced abdominal Pregnancies [37] so beobachtet. Einzelfälle von geplantem konservativem Management einer abdominalen EUG mit elektiver Laparotomie und Geburt eines gesunden Kindes in der 34. SSW wurden beschrieben [25], [70].


#

Schlussfolgerung

Die vorliegende Literaturübersicht macht deutlich, dass bei positivem Schwangerschaftstest, „leerem“ Uterus sowie abdominalen Schmerzen mit und ohne vaginaler Blutung bei Frauen im reproduktionsfähigen Alter nicht nur die unter den EUG häufigste Tubargravidität, sondern auch seltenere ektope Schwangerschaften in Betracht gezogen werden sollten. Gleichzeitig weist der relativ hohe Anteil asymptomatischer Patientinnen und die oft sehr späte Diagnosestellung auf die Wichtigkeit einer genauen, vor allem vaginal- und abdomensonografischen Untersuchung hin. Ergänzend können ein CT- oder MRT-Abdomen hilfreich sein. Dies stellt, anders als in hoch entwickelten Industrieländern, in ressourcenärmeren Gesundheitswesen sicher eine besondere Schwierigkeit dar [13]. Eine MRT ist für die Diagnosestellung und Therapieplanung von EUG im Intra- und Extraperitonealraum am besten geeignet [3], [6], [65], [110]. Das angemessene Plazentamanagement und die Möglichkeit einer Lebendgeburt müssen immer individuell mit Einschätzung des mütterlichen Morbiditätsrisikos abgewogen werden.

Zukünftige Untersuchungen zum Problemkreis der seltenen EUG-Lokalisationen sollten sich mithilfe retrospektiver Fallkontrollstudien auf die bisher unbekannten Risikofaktoren für diese EUG-Gruppe konzentrieren. Auch die Pathogenese der retroperitonealen Implantation einer ektopen Schwangerschaft ist bisher ungeklärt und bietet Raum für weitere Untersuchungen.


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Correspondence/Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Matthias David
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Klinik für Gynäkologie
Campus Virchow Klinikum
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Germany   

Publication History

Received: 12 August 2019

Accepted after revision: 19 May 2020

Article published online:
14 July 2020

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