Einführung
10.1055/a-1634-5021
Die differenzialdiagnostische Abklärung von unklaren oder suspekten Befunden der Brust
erfolgt mittels multimodaler Bildgebung [1 ]. Indikationsabhängig werden Befunde mittels der klassischen Bildgebungen für die
Brust, der Mammografie, der Sonografie und ggfs. der kontrastmittelgestützten MRT
untersucht. Aus dieser komplementären Information kann dann die Indikation zur
histologischen Sicherung, meistens durch eine minimal-invasive Intervention, gestellt
werden.
Der vorliegende Teil II der Best-Practice-Guideline (BPG) beschreibt in Kapitel A
die
zusätzlichen Methoden in der Mammasonografie, die neben dem B-Bild in der Routine
zur
Verfügung stehen. Im Fokus stehen hierbei die Dopplersonografie, die Elastografie
und die
minimal-invasiven Interventionen.
In Kapitel B wird auf fakultative Modalitäten wie die 3-D-Sonografie, die Fusion
unterschiedlicher diagnostischer Verfahren und die Integration künstlicher Intelligenz
eingegangen. Darüber hinaus befasst sich der Teil II der BPG in Kapitel C mit den
wichtigen
Aspekten der Qualitätssicherung.
Das vorrangige Ziel ist es, neben der reinen B-Bild Analyse, zusätzliche
Abklärungsmodalitäten zu verwenden, um eine möglichst exakte Einschätzung der Dignität
einer
Läsion zu erreichen und gleichzeitig die Abklärungsrate so niedrig wie möglich zu
halten.
A. Additive Anwendungsmodalitäten
A. Additive Anwendungsmodalitäten
1 Dopplersonografie
1.1 Biologische Grundlagen
Solide Tumore benötigen für ihr Wachstum die Neubildung von Blutgefäßen
(Neoangiogenese). Tumorzellen werden ab einem Tumorvolumen von 3mm3 und der
damit einhergehenden Verlängerung der Diffusionsstrecke zwischen Blutgefäß und Tumorzelle
hypoxisch, sezernieren daraufhin mehr angiogenetische als antiangiogenetische Faktoren
und
induzieren damit eine ungeordnete Tumorgefäßneubildung. Diese Tumorgefäße haben
Eigenschaften, die sie von anderen Blutgefäßen unterscheiden, und dadurch unterscheiden
sich auch die Eigenschaften des Blutflusses in Mammakarzinomen von denen in gesundem
Gewebe [2 ]
[3 ]. Diese Flussunterschiede, gemessen mit der Doppler- oder Powerdoppler-Technologie,
können für die Differenzialdiagnostik für die im Ultraschall B-Bild erkannten Befunde
hinzugezogen werden.
1.2 Technische Grundlagen
In der Dopplersonografie wird die Änderung der Frequenz (Frequenzverschiebung oder
auch
Dopplershift) von Schallwellen gemessen, die auf ein bewegtes, Schallwellen reflektierendes
Medium wie z.B. das Blut treffen. Das Ausmaß dieser Frequenzverschiebung ist abhängig
vom
Winkel, in dem die Schallwellen auf das Blutgefäß treffen (Dopplerwinkel), der
Flussgeschwindigkeit des Blutes und der Ultraschallfrequenz. Die Darstellung dieser
Frequenzverschiebung kann mit einem gepulsten Doppler quantitativ in Zahlen (z.B.
in cm/s)
oder in Farbe erfolgen (farbkodierter gepulster Doppler = Farbdoppler = Color-Doppler,
CD)
[4 ]
[5 ].
Im Gegensatz dazu werden beim amplitudenkodierten Doppler (auch CPA oder Power-Doppler)
die lokalen Amplituden der Dopplerfrequenz erfasst und in Form von Farbpunkten ortskodiert
in das B-Bild eingeblendet. Dabei spiegelt die Helligkeit jedes Farbpixels primär
die Anzahl
fließender Erythrozyten wider und nicht deren Geschwindigkeit. Anders als der
konventionelle, geschwindigkeitsabhängige Doppler, sind die Farbpunkte nur in sehr
geringem
Maße vom Einschallwinkel abhängig. So lassen sich in einigen Mammakarzinomen mit dem
CD und
dem CPA vermehrt Blutflüsse nachweisen und damit die Gefäßdichte darstellen ([Abb. 1 ]). Hierfür wurden schon in den 90er-Jahren semiquantitative Einteilungen
beschrieben. Heute kann der gut reproduzierbare „vascular index“
als semiquantitative Klassifizierung genutzt werden (Anteil der Doppler-Pixel an der
Gesamt-Pixelzahl innerhalb der sonografischen Herdläsion) [6 ].
Abb. 1 Farbdoppler – penetrierender, irregulärer Blutfluss in einem invasiven
Mammakarzinom.
Da nicht alle Tumorgefäße gleich stark durchblutet sind und der vermehrte hydrostatische
Druck im Tumor den Blutfluss einschränken kann, ist dieser vermehrte Blutfluss trotz
einer
erhöhten Gefäßdichte nicht bei allen Mammakarzinomen nachweisbar. Außerdem sind
Mammakarzinome biologisch sehr heterogen (z.B. hinsichtlich ihrer Differenzierung,
ihrer
Gefäßdichte und ihres hydrostatischen Druckes). Aus diesen Gründen eignet sich die
semiquantitative sonografische Darstellung der Blutflüsse in Tumorgefäßen nicht als
alleinige Methode zur Differenzierung zwischen benignen und malignen Herdbefunden
[7 ].
Die morphologischen Gefäßcharakteristika wie die Gefäßdichte korrelieren zudem nicht
mit
der konventionell und durch Kontrastmittel verstärkten, sonografisch gemessenen Durchblutung
[3 ].
1.3 Ultraschall-Kontrastmittel
Aufgrund der langsamen Durchflussgeschwindigkeiten (relevant für den CD) und der
geringen Mengen fließender Erythrozyten in den kleinlumigen Tumorgefäßen (relevant
für die
CPA) im Mammakarzinom lag die Überlegung nahe, die Darstellbarkeit des Blutflusses
zu
optimieren, z.B. durch Ultraschallkontrastmittel. Diese Kontrastmittel haben eine
hohe
Echogenität, reflektieren also Schallwellen besser als Blut und verbleiben für längere
Zeit in den Tumorgefäßen. Die kontrastmittelgestützte Sonografie des Blutflusses hat
jedoch, wie zuvor beschrieben, in der Differenzialdiagnostik von Brustläsionen keine
signifikant besseren Studienergebnisse als das B-Bild erzielen können und sich damit
auch
nicht im klinischen Alltag durchgesetzt, kann aber ergänzend hilfreich sein [8 ]
[9 ].
1.4 Klinischer Einsatz
In Einzelfällen kann die farbkodierte Dopplersonografie zur Differenzialdiagnose
eingesetzt werden, z.B. wenn in einem vermeintlich echoleeren Herdbefund, der zunächst
als
Zyste eingeschätzt wurde, ein Blutfluss nachgewiesen werden kann. In einem solchen
Fall muss
an einen soliden Herdbefund oder eine intrazystische Vegetation gedacht werden und
es
sollten weitere diagnostische Maßnahmen erwogen werden. Ein gesteigerter Blutfluss,
insbesondere im Bereich der Läsion im Vergleich zur Umgebung der Läsion, eine radiäre
Anordnung von Verbindungsgefäßen zwischen peripheren und Binnengefäßen, und ein aberranter
Blutfluss sind als suspekt zu werten und sprechen für potenzielle Malignität [10 ] ([Abb. 2 ]).
Abb. 2 Komplex zystisch-solide Läsion mit deutlicher Durchblutung des soliden Anteils –
intrazystisches mikropapilläres Karzinom.
Neben der Differenzialdiagnostik neu aufgetretener Läsionen kann die sonografische
Durchblutungsdiagnostik auch in der Nachsorge zur Differenzialdiagnose zwischen Narbe
und
Rezidiv eingesetzt werden. Rezidive zeigen nicht selten einen vermehrten, die Läsion
penetrierenden Blutfluss, wohingegen in Narben ein solches Phänomen vermisst wird
[11 ].
Der klinische Einsatz in Bezug auf das Ansprechen einer neoadjuvanten Chemotherapie
ist
noch als unklar einzustufen.
Im Rahmen der rekonstruktiven Mammachirurgie sollte zur Verifizierung der
Perforatorgefäße aus der Heber-Region der Transplantate die Dopplersonografie Anwendung
finden [11 ].
Conclusio
Mit den sonografischen Durchblutungsmessungen kann der präkapillare Blutfluss in den
Blutgefäßen (Gefäß-Durchblutung), nicht aber die Perfusion der Läsion nachgewiesen
werden
(Gewebe-Durchblutung).
Weder die eindeutige Differenzierung zwischen benignen und malignen Herdbefunden noch
die
histologische Korrelation mit der Tumorbiologie sind mit den unterschiedlichen sonografischen
Dopplermethoden möglich [10 ] ([Abb. 3 ]).
Abb. 3 Benigner Phylloidestumor mit deutlicher Durchblutung intra- und peritumoral.
Die Dopplersonografie kann als reproduzierbarer Parameter die Vaskularisation in einer
Läsion einschließlich dessen Randbereich erkennen, und kann deshalb als Zusatzkriterium
zur
Differenzierung von Herdbefunden eingesetzt werden [12 ]
[13 ]
[14 ].
DEGUM-Empfehlungen
Die Dopplersonografie sollte zur Dignitätseinschätzung solider, komplex
zystisch-solider Läsionen und auch von Narben hinzugezogen werden und stellt somit
eine
sinnvolle Ergänzung zur B-Bild-Diagnostik dar.
Zur Darstellung der Durchblutung sollte bei optimaler Ankopplung ein möglichst
geringer Druck mit dem Schallkopf erfolgen, um den Blutfluss nicht zu
komprimieren.
Es soll die gesamte Läsion sowie ein möglichst großes Umgebungsareal zum
repräsentativen Vergleich mittels Dopplersonografie untersucht werden.
Aufgrund der höheren Empfindlichkeit für langsamere Flüsse kann der Power-Doppler
Vorteile bieten.
Die Dopplersonografie kann, im Rahmen der Biopsien im Bereich der Axilla, durch die
Darstellung der Gefäßstrukturen, hilfreich sein.
Eine repräsentative Bilddokumentation mit farbkodiertem Dopplerbild ist pro Läsion
zu erstellen.
2 Elastografie
Die Elastografie ist ein bildgebendes Verfahren, das aktuell noch Gegenstand klinischer
Forschung ist [15 ]. Sie beruht auf der Beobachtung, dass das Gewebe von Mammakarzinomen eine geringere
Elastizität (= höhere Steifigkeit) aufweist als gesundes Drüsengewebe oder umliegendes
Fettgewebe [16 ].
Der Ausdruck „Sonoelastografie“ steht als Sammelbegriff für physikalisch unterschiedliche
Verfahren zur Erfassung der Gewebeelastizität [17 ]. Grundsätzlich können 2 Verfahren unterschieden werden: die Strain-Elastografie
(SE)
(Kompressionselastografie) und die Shear-Wave-Elastografie (SWE)
(Scherwellen-Elastografie).
2.1 Strain-Elastografie (Kompressionselastografie)
Die Strain-Elastografie (SE) ist ein semiquantitatives Verfahren, das die Elastizität
einer Läsion mit dem umliegenden Gewebe vergleicht. Die SE ([Abb. 4 ]) erfasst Verschiebungen des Gewebes bei aktiver Kompression, die sich in ihrem
Ausmaß, abhängig von den unterschiedlichen Gewebearten, unterscheiden; weiches Gewebe
lässt
sich stärker komprimieren als hartes Gewebe [18 ]. Verschiedene Messmethoden der SE wurden untersucht. Dazu zählen der Tsukuba-Elasticity-Score (TES, auch Elasto-Score oder Itoh-Score
genannt ([Abb. 5 ]) [19 ], die Strain-Ratio (auch fat/lesion-ratio genannt) [20 ] sowie das Elastografie-zu-B-Mode-Verhältnis, als E/B-Ratio
bekannt [17 ].
Abb. 4 Strain-Elastografie: harte Darstellung eines NST-G1-Mammakarzinoms mit blauer
Farbkodierung.
Abb. 5 Interpretation der Ergebnisse aus der Stain-Elastografie mittel TES [19 ].
Eine Metanalyse aus 29 Studien mit mehr als 5000 Fällen zeigte für die Bewertung mittels
des TES eine verbesserte Spezifität der Sonoelastografie (88% vs.
70%) bei reduzierter Sensitivität (79% vs. 96%) gegenüber dem B-Mode-Ultraschall [21 ]. Nach weiterer Entwicklung der SWE und weiteren klinischen Studien hat die
Beurteilung der Elastografie mittel des TES an Bedeutung verloren.
Die Strain-Ratio ([Abb. 6 ]) zeigt in einer Metaanalyse mit Auswertung von 9 Studien mit insgesamt 2087
Patientinnen eine Sensitivität von 88% und eine Spezifität von 83% bei der Differenzierung
von Brusttumoren [22 ]
[23 ]. Allerdings basieren die einzelnen Studien auf unterschiedlichen
Cut-off-Werten.
Abb. 6 Messung der Strain-Ratio (Fat/Lesion F/L Ratio): suspekte Strain-Ratio bei kleinem
NST-G1-Mammakarzinom.
Das sogenannte Elastografie-zu-B-Mode-Verhältnis (E/B-Ratio )
weist laut aktueller Studienlage eine gute diagnostische Aussagekraft auf [24 ]. Für die E/B-Ratio werden ein traditionelles B-mode-Bild und ein Elastografiebild
in
identischer Ebene aufgenommen (vorzugsweise im Zentrum der Läsion). Anschließend wird
das
Verhältnis aus maximaler Läsionslänge im Elastogramm und maximaler Läsionslänge im
B-mode-Bild berechnet (E/B-Ratio). Die Messung wird 3-mal wiederholt und der höchste
Wert
verwendet. Eine E/B-Ratio ≥1 spricht für eine maligne Läsion und eine E/B-Ratio <1
für
eine benigne Läsion. Das E/B-Verhältnis zeigte in einer multizentrischen Studie eine
Sensitivität von bis zu 96% und eine Spezifität von 88% [24 ].
2.2 Shear-Wave-Elastografie (Scherwellenelastografie)
Die Shear-Wave-Elastografie (SWE) ist ein quantitatives Verfahren, das die Elastizität
einer Läsion direkt in Form eines Zahlenwertes ausdrückt ([Abb. 7 ]). Hierzu sendet das Gerät besonders druckintensive Schallsignale ab, die im Gewebe
Transversalwellen (Scherwellen, Shear-Waves) hervorrufen, die sich rechtwinklig zur
ursprünglichen Abstrahlrichtung ausbreiten. In steifem Gewebe breiten sich diese Scherwellen
erheblich schneller aus als in weichem Gewebe. Die Shear-Wave-Geschwindigkeit gibt
so
Aufschluss über die Elastizität des Gewebes [18 ]. Systemabhängig wird die Elastizität in Meter pro Sekunde (m/s) oder Kilopascal
(kPa) angegeben [19 ]
[22 ]
[25 ]
[26 ]
[27 ]
[28 ]
[29 ]
[30 ]
[31 ]. Es sollte während der Aufnahme der SWE eine geringe Kompression des Brustgewebes
erfolgen. Ein zu hoher Anpressdruck kann zu einer Verfälschung der Ergebnisse führen
[31 ]. Die Messung erfolgt im härtesten Bereich der Läsion (Maximum) und sollte 3-mal
wiederholt werden. Der Mittelwert aus den 3 Maxima ergibt den finalen Wert. Der optimale
Cut-off-Wert zur Differenzierung benigner von malignen Läsionen, beziehungsweise zur
Herauf-
oder Herabstufung von Befunden gemäß der US-Kategorie 3 oder 4, ist Gegenstand aktueller
Forschung. Die multizentrische, explorative BE1-Studie hat Cut-off-Werte vorgeschlagen,
ab
denen Läsionen der US-Kategorie 4a heruntergestuft werden können (SWE 80 kPa-5,2 m/s
oder
weniger) sowie Werte, ab denen Läsionen der US-Kategorie 3 (SWE 160 kPa-7,3 m/s) hochgestuft
werden sollten, wobei eine Verbesserung der Spezifität bei gleichbleibender Sensitivität
beobachtet wurde [32 ]. Diese Werte konnten in weiteren Studien nicht bestätigt werden. In der Literatur
werden unterschiedliche Cut-off-Werte (2,2m/s–5,2m/s) und Beurteilungskriterien diskutiert
[25 ]
[26 ]
[27 ]
[28 ]
[29 ]
[30 ]
[31 ]
[32 ]
[33 ]
[34 ].
Abb. 7 Shear-Wave-Elastografie: Darstellung des harten Tumors (NST G2) mit Messung von
138,8 kPa (rote Farbkodierung), im Vergleich zur weichen Umgebung mit Messung von
31,4
kPa (blaue Farbkodierung).
Die bisher größte prospektive, multizentrische, internationale Studie konnte die
explorativen Cut-Off-Werte vorhergehender Studien nicht bestätigen, da die Rate an
falsch-positiven Befunden zwar reduziert wurde, allerdings auf Kosten einer erhöhten
Rate an
übersehenen Karzinomen. Sekundäre Analysen deuten darauf hin, dass insbesondere die
Herabstufung von US-Kategorie 4(a) Läsionen mit SWE 2,55m/s oder weniger zu einer
Reduktion
falsch-positiver Befunde (und damit unnötiger Biopsien) um 24%, bei gleichzeitig
leitliniengemäßer Detektionsrate an Karzinomen führen könnte [35 ]. Bei der Anwendung des Verfahrens ist zu berücksichtigen, dass der optimale
Grenzwert, um maligne von benignen Läsionen zu unterscheiden, noch nicht abschließend
geklärt ist.
2.3 Kombination von Strain- und Shear-Wave-Elastografie
Die Studienlage im Bereich der Sonoelastografie und ihrer beiden Hauptformen – SE
und
SWE – deutet auf spezifische Vor- und Nachteile der beiden Elastografieverfahren hin.
Die
Kombination von SE und SWE wurde vorgeschlagen, um die jeweiligen Limitationen der
Verfahren
zu überwinden [36 ]. Die Auswertung der bisher größten internationalen, multizentrischen Studie im
Bereich der Sonoelastografie ergab, dass die Kombination von SE und SWE die diagnostische
Güte bei der Abklärung von Brustbefunden (insbesondere US-Kategorie-4-Läsionen) verbessern
kann. Konkret zeigte sich für die Herabstufung von US-Kategorie-4(a)-Läsionen, die
sowohl
einen SWE-Wert von ≤3,7m/s als auch eine E/B-Ratio von <1 aufwiesen, eine Reduktion
falsch-positiver Befunde (und damit unnötiger Biopsien) um 35% – bei gleichzeitig
leitliniengemäßer Detektionsrate an Karzinomen [36 ]
[37 ]
[38 ].
Conclusio
Die Elastografie ist eine zunehmend etablierte Technologie im Bereich der Mammadiagnostik.
Sie findet Anwendung insbesondere in der Differenzierung der Befunde der US-Kategorie
3 und 4.
Sie stellt ein Zusatzkriterium zu den Dignitätskriterien im B-Bild dar und kann dazu
beitragen, unnötige Biopsien und Unterdiagnosen zu reduzieren.
Es bestehen Limitationen bei großen Befunden (über 20mm Durchmesser), bei tief im
Gewebe
liegenden Läsionen (tiefer als 30mm) und heterogenen Strukturen sowie seltenen histologischen
Entitäten [19 ].
DEGUM-Empfehlungen
Die Beurteilung der Elastizität ist ein validiertes Zusatzkriterium zur
Dignitätseinschätzung von Herdbefunden und kann eine sinnvolle Ergänzung zur
B-Bild-Diagnostik darstellen.
Beide Techniken, sowohl Strain-Elastografie (SE) als auch Shear-Wave- Elastografie
(SWE), zeigen die Steifigkeit von Gewebsstrukturen an, wobei die SWE die objektivere
und
untersucherunabhängigere Methode darstellt.
Neuere Studien zeigen, dass die Kombination der SWE und SE die diagnostische Güte
weiter verbessern kann.
Auf unterschiedliche Farbkodierungen und Messmethoden der Systeme wird
hingewiesen.
Befunde der US-Kategorie 3 mit Nachweis einer harten Gewebeelastizität sollen in die
Kategorie 4 hochgestuft werden.
Befunde der US-Kategorie 4 können bei unauffälliger Elastografie in die US-Kategorie
3 herabgestuft werden.
Befunde der US-Kategorie 5 sollen trotz unauffälliger Elastografie nicht
herabgestuft werden und histologisch weiter abgeklärt werden.
Mindestens eine repräsentative Bilddokumentation ist pro Läsion zu erstellen.
3 Minimalinvasive Mammainterventionen – Feinnadelpunktion, Stanzbiopsie, Vakuumbiopsie
Befunde der Kategorie 4 und 5 sollen histologisch gesichert werden, Befunde der
Kategorie 3 werden definitionsgemäß nach 6 Monaten kontrolliert.
Die histologische Abklärung soll minimalinvasiv und bildgebend gesteuert erfolgen.
Die
offene diagnostische Exzisionsbiopsie sollte Ausnahmefällen vorbehalten bleiben [1 ] (z.B. minimalinvasiv nicht erreichbare Lokalisationen, hohes Verletzungsrisiko
benachbarter Strukturen wie axillärer Gefäße oder der Pleura, bei Verdacht auf falsch-negative
Biopsie-Befunde bei Diskordanz zwischen Bildgebung und Histologie und, unter Umständen,
im
Fall komplex zystisch-solider Läsionen).
Die sonografisch geführte Intervention ist im Vergleich zu der mammografisch geführten
ohne Strahlenbelastung, im Vergleich zu der MRT geführten ohne Kontrastmittelapplikation
und
damit für die Patientin weniger belastend und schneller durchführbar. Von allen Möglichkeiten
ist die sonografisch gesteuerte Intervention, bei eindeutigem Läsionskorrelat, die
primäre
Methode.
Der Eingriff erfolgt nach entsprechender schriftlicher Aufklärung und Einwilligung
der
Patientin in lokaler Anästhesie. Dabei ist darauf zu achten, dass das Lokalanästhetikum
auch
im Bereich der Einstichstelle subkutan und vor die Läsion injiziert sowie die Einwirkzeit
berücksichtigt wird. Eine Stichinzision der Haut kann vor Einbringen der Nadel notwendig
sein.
Die Positionierung der Biopsienadel an die Läsion kann mithilfe einer Führungskanüle
(Koaxialnadel) erfolgen. Dies erleichtert das Erreichen der Zielläsion in festem Gewebe,
und
die wiederholte Penetration des Gewebes wird dadurch vermieden.
3.1 Hygieneempfehlungen
Auf Basis der vorliegenden Daten und einer Umfrage von Experten der Stufe I–III des
Arbeitskreises Mammasonografie der DEGUM sowie in Kenntnis der empirischen Evidenz
kann für
die sonografisch gesteuerte Mammastanzbiopsie unter Beachtung der allgemeinen
KRINKO-Empfehlungen [39 ] folgendes Vorgehen empfohlen werden [40 ]:
Adäquate Hautdesinfektion, entweder als Sprühdesinfektion oder als
Sprüh-Wisch-Sprühdesinfektion unter Verwendung steriler Tupfer.
Adäquate Reinigung und Desinfektion des Ultraschallkopfes und des (wiederverwendbaren)
Biopsiegerätes.
Hygienische Händedesinfektion sowie Nutzung von Handschuhen.
Nutzen eines sterilen Kontaktmediums oder von Desinfektionsmittel.
Die Verwendung eines sterilen Schallkopfüberzuges ist regelhaft nicht erforderlich,
da ein Kontakt des Schallkopfes mit der Punktionsstelle oder der Biopsienadel und
eine
hierdurch begründete Infektion unwahrscheinlich sind – kann aber verwendet
werden.
Zum Schutz der Schallkopfmembran vor alkoholischen Desinfektionsmitteln und Blut
sollte ein Schallkopfüberzug benutzt werden.
3.2 Feinnadelpunktion
Die Feinnadelpunktion sollte bei soliden und komplex zystisch-soliden Läsionen der
Brust und Axilla nur in Ausnahmefällen durchgeführt werden, da die histologische
Beurteilung im Vergleich zur zytologischen Beurteilung Vorteile hat und als Standard
angesehen wird.
3.3 Stanzbiopsie (Core needle Biopsie)
Stanzbiopsie-Automat
Die Biopsienadel durchdringt mit der voreingestellten Vorschubtiefe die Läsion und
schneidet das Präparat über eine Hohlnadel ab. Bei größerem Vorschub erzielt man bessere
Gewebezylinder.
Die empfohlene Zylinderanzahl in Abhängigkeit der Nadelgröße ist:
Gemäß der zur Aktualisierung anstehenden S3Leitlinie wären noch ≥ 3 Proben bei ≤ 14G
zu entnehmen [1 ].
Zur Dokumentation der korrekten Lage der Biopsienadel sind mindestens 2 Bilddokumente
anzufertigen, zum einen die zum Schallkopf parallel ausgerichtete Nadel vor der Läsion
und
zum anderen innerhalb der Läsion. Ergänzt werden sollte die Darstellung der Nadel
in einer
zweiten Ebene, durch eine senkrecht zur ersten Ebene stehende Abbildung ([Abb. 8 ]a, [Abb. 8 ]b, [Abb. 8 ]c).
Abb. 8 Dokumentation Stanzbiopsie: a.) Biopsienadel vor der
Läsion. b.) Biopsienadel längs in
der Läsion. c.) orthogonal
getroffene Biopsienadel in der Läsion.
Stanzbiopsie-Halbautomat
Das halbautomatische Stanzbiopsiesystem ermöglicht eine kontrollierte Entnahme, da
zuerst die innere Nadel (mit geöffneter Kammer) aus dem System in die Läsion, unter
Sicht,
eingebracht wird. Im Anschluss schneidet die darüber gleitende Hohlnadel das Präparat
ab.
Eine Verletzung von benachbarten Strukturen wird damit weitgehend vermieden. Der Einsatz
des Halbautomaten kann insbesondere in der Axilla vorteilhaft sein ([Abb. 9 ]a, [Abb. 9 ]b, [Abb. 9 ]c).
Abb. 9 Biopsie eines pathologischen Lymphknotens mit Halbautomat: a.) Nadel mit geöffneter Kammer vor der Läsion. b.) manueller Vorschub mit
geöffneter Kammer in die Läsion. c.) Schließen der Kammer mit Vorschub der
Schneidehülse.
3.4 Vakuumbiopsie (VB)
Im Vergleich zur Stanzbiopsie erlaubt die Vakuumbiopsie die Entnahme größerer
Gewebevolumina. Es können bis zu 8cm3 Gewebe entnommen werden [42 ].
Mögliche Indikationen zum Einsatz der VB sind [43 ]:
Z.n. nicht repräsentativer Stanzbiopsie
Intrazystische, intraduktale Läsionen (Markierung einlegen!)
Läsionen, die für eine repräsentative Stanzbiopsie zu klein imponieren (Markierung
einlegen!)
Komplette Entfernung von symptomatischen, benignen Läsionen (z.B. symptomatische
Fibroadenome, zentrale Papillome –Markierung einlegen!).
Auswahl der Nadelgröße
Für die Vakuumbiopsie stehen Nadelgrößen von 8, 10, 11 und 13G zur Verfügung. In
Abhängigkeit von Indikation und Läsionsgröße wird die Nadelgröße des VB-Systems gewählt.
Es kann gesagt werden, dass für rein diagnostische Eingriffe (z.B. intraduktale Läsionen,
Re-Biopsie nach nicht repräsentativer Stanzbiopsie) eine 11G-Nadel ausreichend ist.
Diagnostisch-therapeutische Entfernungen von symptomatischen, benignen Läsionen sollten
mit großvolumigen 8G-Nadeln durchgeführt werden.
3.5 Markierung der Biopsieregion
Es muss sichergestellt werden, dass die Biopsieregionen wiederzufinden sind.
Derjenige, der die Läsion biopsiert hat, ist für das Wiederauffinden der Stelle
verantwortlich. Bei Unsicherheit darüber muss eine Markierung eingelegt werden (z.B.
Clip,
Coil usw.). Nach Einlage des Markers sollte man, bei nicht eindeutiger Korrelation
zwischen Mammografie und Sonografie und bei beabsichtigter neoadjuvanter Chemotherapie,
die Lage des Markers mit einer Mammografie dokumentieren.
3.6 Management unter Antikoagulantien
Der Einsatz von Antikoagulantien ist weit verbreitet, seltener sind Koagulopathien.
Eine
sorgfältige Anamnese vor Durchführung einer Biopsie ist angebracht.
Die Rate der Hämatome, ohne Einnahme von Antikoagulantien, liegt nach US-gesteuerter
Stanzbiopsie bei ca. 3,2%, nach ultraschallgesteuerter Vakuumbiopsie bei ca. 10%,
bei
stereotaktischer Vakuumbiopsie bei 25% und bei MRT-gesteuerter Vakuumbiospie bei 43%
[44 ]. Diese Raten sollten bei der Frage nach dem Absetzen von blutverdünnenden
Medikamenten beachtet werden. Es geht bei der Überlegung nach dem Absetzen von
blutverdünnenden Medikamenten immer um die Operabilität in der akuten
Blutungssituation.
Ein Absetzen muss grundsätzlich vor dem Hintergrund der Indikation zur Einnahme der
Medikamente diskutiert werden. Eine interdisziplinäre Vorstellung zur Abschätzung
des
Risikos ist, wenn das blutverdünnende Präparat pausiert werden sollte, gegebenenfalls
erforderlich.
Der Vorteil der sonografisch geführten Biopsie liegt in der Möglichkeit, Gefäße, die
auf
dem Weg zur Läsion oder in der Nähe der Läsion liegen, dopplersonografisch zu erfassen.
Die
Führung der Nadel zur Läsion kann hierdurch optimiert werden, um ein Hämatom zu vermeiden
[44 ]
[45 ].
Die zu wählenden therapiefreien Intervalle von Antikoagulantien und evtl. erforderlichen
Laborkontrollen (alle Zeitangaben für Patienten mit normaler Nierenfunktion) sind
in der
aktuellen Leitlinie mit Bezug auf die rückenmarksnahen Regionalanästhesien sowie die
Thromboembolie-Prophylaxe bzw. antithrombotische Medikation, aufgeführt (sh.
AWMF-Register-Nr.-001–005, Klassifikation S1) [46 ]. In Anlehnung daran kann man folgende Empfehlungen entnehmen:
bei Behandlung mit ASS 100 muss keine Unterbrechung der Medikation vor
US-Stanzbiopsie erfolgen
bei Antikoagulation mit Cumarin-Derivaten sollte ein Bridging auf Heparin
durchgeführt werden
bei Heparin in prophylaktischer Dosierung ist keine Unterbrechung
erforderlich
bei Einnahme von Rivaroxaban (Xarelto 1×10mg/d) wird eine Pause von 22–26h
empfohlen
bei Einnahme von Apixaban (Eliquis 2×2,5mg/d) wird eine Pause von 20–30h
empfohlen
bei Einnahme von Dabigatran (Pradaxa 1×150–200 mg/d) 24–36h Pause
bei Einnahme von Clopidogrel (Plavix), Ticlopidin (Tiklid) oder Prasugrel (Efient)
wird eine Pause von 7–10 Tagen empfohlen
bei Einnahme von Ticagrelor (Brilique) 5 Tage Pause
Bei Antikoagulation mit Edoxaban (Lixiana 1×60mg/d) 48–70h Pause.
Conclusio
Minimalinvasive Biopsien sind der Goldstandard zur histologischen Abklärung unklarer
Läsionen in der Brust sowie der axillären Lymphknoten. Sie gewähren eine hohe diagnostische
Sicherheit und sind flächendeckend verfügbar. Die Beurteilung der Repräsentativität
der
Gewebeentnahmen und die Korrelation von bildgebenden und histopathologischen Befunden
ist
zwingender Bestandteil der Untersuchung. Die Markierung von Befunden in Brust und
Axilla mit
unterschiedlichen Markern sowie die präoperative Markierung sind für eine gezielte
Operation
von entscheidender Bedeutung.
DEGUM-Empfehlungen
Befunde der Kategorie 4 und 5, die in der Sonografie eindeutig abgrenzbar sind,
sollen primär sonografisch gesteuert in Lokalanästhesie biopsiert werden.
Mindestens 2 makroskopisch repräsentative Gewebezylinder mit einer 14G- oder 3
makroskopisch repräsentative Gewebezylinder mit der 16-G-Nadel sind erforderlich.
Die Korrelation zwischen bildgebender Verdachtsdiagnose und histologischem Ergebnis
ist zu überprüfen. Falls keine Korrelation vorliegt, soll eine Re-Evaluation
erfolgen.
Der Untersucher ist für das Wiederauffinden des Befundes verantwortlich und sollte
daher eine Markierung immer dann einlegen, wenn der Befund vollständig entfernt wurde,
ein Wiederauffinden erschwert ist oder eine neoadjuvante Chemotherapie erfolgen
soll.
Bei der Punktion ist der Hygienegrundstandard gemäß der Risikoklasse 1
einzuhalten.
Bei Patientinnen unter Antikoagulantien sollten die Risiken einer Änderung der
Antikoagulation mit den Risiken der Punktion, im Zweifel interdisziplinär, abgewogen
und
gegebenenfalls angepasst werden.
Eine Bilddokumentation sollte mittels mindestens 2, besser 3 Bildern, wie in [Abb. 8 ] gezeigt, erfolgen.
B. Fakultative Anwendungsmodalitäten
B. Fakultative Anwendungsmodalitäten
1 3D-Sonografie und ABUS
1.1 3D-Sonografie
Die 3D/4D-Sonografie wird nicht nur in der pränatalen und gynäkologischen Diagnostik,
sondern auch in der Mamma-Diagnostik zur Differenzialdiagnostik erfolgreich eingesetzt
[47 ]
[48 ]
[49 ]
[50 ]
[51 ]. Obwohl Brusttumoren mit der 2D-Sonografie valide eingeschätzt werden können [52 ]
[53 ]
[54 ], bietet die 3D-Sonografie zusätzliche Informationen: multiple Darstellungsmodi,
eine präzise Kontrolle von definierten anatomischen Ebenen, eine digitale
Langzeitspeicherung von Volumina und die Möglichkeit der Durchführung virtueller
Ultraschalluntersuchungen [51 ].
Technische Voraussetzungen
Die dreidimensionale Untersuchung der Brust erfordert ein Ultraschallgerät mit einer
3D-Software und gegebenenfalls einem Mamma-Volumenschallkopf.
Eine 3D-Ultraschalluntersuchung gliedert sich in 4 Einzelschritte: eine
Datenakquisition (Volumenaufnahme), eine 3-D-Visualisierung, eine Volumen-/Bildbearbeitung
und die anschließende Speicherung dieser Volumina mit ggfs. gerenderten
Bildern/Bildsequenzen [55 ].
Datenakquisition (Volumenaufnahme) Die Ultraschalluntersuchung der Brust
beginnt mit dem 3D-Schallkopf als 2D-Ultraschalluntersuchung, wobei der Schallkopf
entweder mäanderförmig oder in einer tangentialen (antiradiären) Bewegung im
Uhrzeigersinn geführt wird. Findet man einen auffälligen Befund, so wird die
sogenannte „region of interest“ mit der Volumenbox markiert. Nach Wahl des
Volumenwinkels und der Aufnahmegeschwindigkeit wird die Volumenaufnahme über den
3D-Aufnahmeknopf aktiviert. Zur Vermeidung von Bewegungsartefakten muss der Schallkopf
während der Volumenaufnahme ruhig gehalten werden.
3D-Visualisierung Nach erfolgter Volumenaufnahme werden Befunde stets im Multiplanar-Modus dargestellt. Dieser Modus zeigt einen Befund in
3 senkrecht aufeinander stehenden 2D-Bildern, wobei Bild A immer dem 2D-Bild während
der Aufnahme entspricht. Wurde der Brustabschnitt im Längsschnitt aufgenommen, so
zeigt Bild A den Sagittalschnitt, Bild B den Transversalschnitt und Bild C den
Koronarschnitt ([Abb. 10 ]). Insbesondere der Koronarschnitt bietet bei der Tumorbeurteilung
Informationen (Kompressions- oder Retraktionsmuster), die bei der herkömmlichen
2D-Sonografie in dieser Form nicht erzielt werden können. Andere Modi sind der
Tomographie-Modus, der OmniView-Modus, der VCI-Modus, der Oberflächenmodus, der
HD-live-Modus, der Transparenz-Modus, der Inversionsmodus und der
Glass-body-Modus. Mit dem Tomographie-Modus können
parallele 2D-Bilder auf dem Monitor dargestellt werden. Der OmniView- und VCI-Modus erlauben die Demonstration
einer beliebigen Ebene als dünnes Volumenbild. Der Oberflächenmodus eignet sich zur 3-dimensionalen Darstellung von
Zystenwänden und wandständigen Vegetationen, aber auch zur Darstellung von
Schnittflächen bei normalem und pathologischem Mammagewebe. Der HD-live-Modus ermöglicht eine hautfarbene Gewebedarstellung und zusätzlich
die Beleuchtung des Gewebes mittels einer beweglichen virtuellen Lichtquelle. Der
Transparenz-Modus gestattet Durchsichtsbilder von
Gewebeblöcken, wodurch z.B. dilatierte Milchgänge detailliert als echoarme Strukturen
dargestellt werden können. Mit dem Inversionsmodus werden
solche echoarmen Milchgänge dann in echoreiche Strukturen konvertiert, wodurch das
Milchgangsystem als solides Ausgussmuster imponiert. Der Glass-body-Modus stellt eine Kombination aus Farbdoppler- und Grauwertbild
dar und erlaubt die räumliche Beurteilung von Gefäßverläufen innerhalb der
gespeicherten Volumina. Hiermit lassen sich insbesondere auffällige Perfusionsmuster
innerhalb von Tumoren gezielt erkennen. Der 4D-Ultraschall ermöglicht zudem die
Darstellung der Tumorperfusion in Real-time.
Volumen-/Bildbearbeitung Für die Volumen- und Bildbearbeitung stehen
verschiedene Postprocessing-Techniken zur Verfügung: unterschiedliche Farbskalen,
Optimierung von Helligkeit und Kontrast, Threshold und „Speckle reduction imaging“.
Zusätzlich können mit dem „elektronischen Skalpell“ Gewebeteile oder Störechos digital
entfernt werden.
Speicherung von Volumina und/oder gerenderten Bildern Sowohl Volumina als
auch gerenderte Bilder lassen sich verlustfrei digital abspeichern und können
jederzeit wieder geladen werden. Gespeicherte Volumina ermöglichen somit
vergleichende, virtuelle Untersuchungen zu jedem späteren Zeitpunkt.
Abb. 10 I. Schemazeichnung der 3 senkrecht aufeinander stehenden Schnittebenen bei der
3D-Sonografie: S = Sagittalschnitt, T = Transversalschnitt, C = Koronarschnitt. II.
Multiplanar- und Oberflächenmodus, Befunddarstellung in 3 senkrecht aufeinander
stehenden Ebenen, wobei Bild a.) immer dem 2D-Bild während
der initialen Aufnahme entspricht. Wurde der Brustabschnitt im Sagittalschnitt
aufgenommen so zeigt Bild a.) den Sagittalschnitt (S), Bild
b.) den Transversalschnitt (T), Bild c.) den Koronarschnitt (C) und Bild d.) den
Koronarschnitt im Oberflächenbild (hier Mamillen-Areola-Komplex).
Klinischer Einsatz der 3D-Mammasonografie
Ein Vorteil der 3D-Sonografie gegenüber der Sonografie in 2 Ebenen ist, dass aus
gespeicherten Volumina alle beliebigen 2D-Ebenen, wie auch Oberflächenbilder, rekonstruiert
werden können. Oberflächendarstellungen von sagittalen Schnittebenen gestatten auch
eine
Beurteilung der vorliegenden Brustdichte.
Oberflächenbilder von koronaren Schnittebenen eignen sich zur Differenzierung zwischen
benignen und malignen Tumoren ([Abb. 11 ], [Abb. 12 ], [Abb. 13 ]). Einfache Zysten sind durch glatte Innenwände und scharfe Begrenzungen zum
umgebenden Gewebe charakterisiert ([Abb. 11 ]a). Es können Zystenkonglomerate oder komplex zystisch-solide Läsionen mit
wandständiger Proliferation erkannt werden. Kleine Polypen innerhalb dilatierter Milchgänge
finden sich als wandständige Proliferationen (←) ([Abb. 11 ]b). Benigne solide Tumore imponieren in dieser sogenannten dritten Ebene durch ein
verdrängendes Wachstum (= Kompressionsmuster ) ([Abb. 12 ]) und/oder durch ein relativ homogenes Gewebemuster. Dagegen weist ein Großteil der
malignen Mammatumoren (80%) [56 ] ein typisches, strahlenförmiges Umgebungsmuster (= Retraktionsmuster ) auf ([Abb. 13 ]a) [47 ]
[49 ]. Bei den übrigen Karzinomen lässt sich ein indifferentes Wachstumsmuster mit
inhomogener Tumorstruktur und/oder ein infiltrierendes Wachstum in das umliegende
Gewebe
erkennen ([Abb. 13 ]b).
Abb. 11
a.) Einfache Zyste, charakterisiert durch eine glatte
Innenwand und scharfe Begrenzung zum umgebenden Gewebe (HD-Live-Oberflächen-Modus).
b.) Polypen innerhalb dilatierter Milchgänge als wandständige
Proliferationen (HD-Live-Oberflächen-Modus) zu erkennen.
Abb. 12 Benigne solide Tumoren imponieren durch ein verdrängendes Wachstum (=
Kompressionsmuster). a.) Fibroadenom im koronaren
Oberflächenbild. b.) Fibroadenom im transversalen
Oberflächenbild.
Abb. 13
a) Maligne Mammatumore imponieren in bis zu 80% durch ein
typisches strahlenförmiges Umgebungsmuster (= Retraktionsmuster) im koronaren
Oberflächenbild. b.) Medulläres Mammakarzinom ohne
Retraktionsmuster. Stattdessen zeigt der inhomogene, echoarme Herd eine fingerförmige
Invasion des umgebenden Gewebes (koronares Oberflächenbild). c.) Sagittale Glass-body-Darstellung einer komplex zystisch-soliden Läsion mit
wandständiger inhomogener Proliferation und deutlicher Vaskularisation (1,2mm großes
papilläres Mammakarzinom). d.) Zum Vergleich Darstellung einer
Narbe im Multiplanar- und Oberflächenmodus.
Bei komplex zystisch-soliden Läsionen mit unregelmäßigen wandständigen Wucherungen
können mithilfe des Glass-body-Modus zusätzliche Informationen zur Tumorvaskularisation
gewonnen werden ([Abb. 13 ]c). Postoperative Narben sind in der 2D-Sonografie oft nicht eindeutig zu beurteilen.
Mit der 3D-Sonografie bieten sich sowohl der Multiplanar-Modus mit Beurteilung der
3
senkrecht aufeinander stehenden Schnittebenen, wie auch der Oberflächenmodus mit Darstellung
der koronaren Ebene zur besseren Abgrenzung von einem Karzinom/Rezidiv an ([Abb. 13 ]d).
In inhomogenem Gewebe kann es schwierig sein, zwischen einem Strukturdefekt und einem
soliden Herdbefund zu differenzieren. Hier bietet sich als zusätzliches
Differenzierungskriterium das so genannte Canyon-Zeichen ([Abb. 14 ]a) an, das bei Narben und Mastopathiegewebe in der 3D-Sonografie in der koronaren
Ebene erkennbar sein kann, während es bei einem echten Herdbefund nicht zu finden
ist ([Abb. 14 ]b) [57 ].
Abb. 14
a) Canyon-Zeichen bei Narben und Mastopathiegewebe in der
3D-Sonografie in der koronaren Ebene zu erkennen (Oberflächenbild, OmniView/VCI-Modus).
b.) Zum Vergleich ein invasives Mammakarzinom (NST) in der
koronaren Ebene (Oberflächenbild, OmniView/VCI-Modus).
Bei der Abklärung von Lymphknotenmetastasen in der Axilla gestatten Multiplanar- und
Oberflächenmodus eine Beurteilung der inhomogenen Lymphknotenstruktur in unterschiedlichen
Ebenen.
Ein Vorteil der 3D-Sonografie zeigt sich bei der sonografisch kontrollierten
Stanzbiopsie. So kann die Nadel bei der Punktion eines Tumors im Multiplanarmodus
in allen 3
Ebenen dargestellt und gegebenenfalls korrigiert werden. Nach dem Auslösen der Punktion
kann
im Multiplanarmodus die Position der Nadel im Gewebe in allen 3 Ebenen demonstriert
und
dokumentiert werden ([Abb. 15 ]) [58 ]
[59 ].
Abb. 15 Stanzbiopsie eines auffälligen echoarmen Areals. Nach erfolgter Punktion kann im
Multiplanar-Modus demonstriert werden, dass die Stanznadel in allen 3 Ebenen zentral
im
Tumor liegt. a.) Sagittalschnitt b.)
Transversalschnitt (Nadel im Querschnitt) c.)
Koronarschnitt.
1.2 Automatisierter Brustultraschall – ABUS
Der Begriff ABUS steht für A utomated B reast U ltrasound S creening, eine
automatisierte Brustultraschallmethode, die die Akquisition eines 3D-Datensatzes des
annähernd gesamten Brustvolumens in 3 Ebenen, sagittal, transversal und koronar, erlaubt.
Die koronare Ebene, die mit dem ABUS-System zusätzlich zu den anderen Ebenen gezeigt
werden
kann, ist insbesondere zur Visualisierung von Architekturstörungen und Retraktionsmustern
als Dignitätskriterium maligner Befunde, geeignet ([Abb. 16 ]). Damit steigt die Detektionsrate maligner Veränderungen, insbesondere in dichtem
Drüsengewebe [60 ]. Vergleichend zur alleinigen Mammografie hat ABUS in Ergänzung dazu eine 55%ige
Steigerung der Sensitivität beim Auffinden von Mammakarzinomen in dichtem Drüsengewebe
gezeigt [60 ]
[61 ]. Die European Asymptomatic Screening Study (EASY-Studie) konnte zeigen, dass bei
der
Kombination von Mammografie mit ABUS die relative Detektionsrate um 57% gesteigert
werden
konnte, wobei die Recall-Rate um lediglich 0,9% angestiegen ist [62 ].
Abb. 16 ABUS-Koronarebene mit Nachweis eines Mammakarzinoms rechts oben/außen.
Auch außerhalb der Brustkrebsfrüherkennung, im Rahmen des präoperativen lokalen Stagings
vor einer Brustkrebsoperation, ist der Einsatz des ABUS wertvoll. Die Darstellung
der
koronaren Ebene und die Beurteilung der Ausbreitung des Tumors im Gesamtvolumen der
Brust
ermöglichen eine verbesserte Operationsplanung [63 ].
Zum Therapiemonitoring in der primär systemischen Therapie könnte der ABUS ebenfalls
eingesetzt werden.
Die Bilderfassung findet durch einen automatisierten Ultraschall der Brust statt,
mittels einer „Reverse-Curve-TM-Ultraschallsonde“, die auf die Anatomie der Brust
abgestimmt
ist. Die 3D-Bilderfassung erfolgt benutzerunabhängig, standardisiert und liefert
reproduzierbare Informationen. Nach der Datenakquisition wird die Befundung der Bilder
an
einer Workstation vorgenommen. Zusätzliche optionale Volumenaufnahmen in Abhängigkeit
der
Anatomie sind möglich.
Conclusio
Die 3D/4D-Sonografie stellt mit der Aufnahme von Volumina und den unterschiedlichen
Darstellungsmodi eine wertvolle Ergänzung zur 2D-Ultraschalldiagnostik dar. Dies gilt
insbesondere für die Beurteilung von dichtem Drüsengewebe (Parenchymdichte, Kategorie
c und
d). Von großem Vorteil ist die Darstellbarkeit der Brust in der koronaren Ebene, in
der sich
wichtige Zusatzkriterien zur Differenzierung auffälliger Befunde erkennen lassen.
Bei der
Stanzbiopsie ermöglicht die multiplanare Darstellung eine Nadelkontrolle in allen
3
Ebenen.
Spezielle 3D-Ultraschallgeräte (ABUS) gestatten eine automatisierte 3D-Volumen-Erfassung
des gesamten Brustgewebes.
DEGUM-Empfehlungen
Bei der 3D-Beurteilung der Brust sollte besondere Beachtung auf die koronare
Schnittebene gelegt werden. Die in dieser Ebene erkennbaren Retraktions- und
Kompressionszeichen stellen wichtige Zusatzkriterien zur Differenzierung maligner
und
benigner Herdbefunde dar.
In der koronaren Ebene können mastopathische Veränderungen von Herdbefunden oft
besser differenziert werden, wodurch sich unnötige Biopsien vermeiden lassen.
Der OmniView-Modus ermöglicht eine einfache und schnelle Darstellung von Befunden
in
der koronaren Ebene.
Grenzen der 3D-Sonografie zeigen sich bei sehr schnell wachsenden Tumoren (z.B.
triple-negative Mammakarzinome), oder bei unregelmäßigen Narben, bei denen die
Differenzialdiagnose schwierig sein kann.
Die digitale Volumenspeicherung ermöglicht eine virtuelle Untersuchung, auch zu
einem späteren Zeitpunkt.
Mindestens eine repräsentative Bilddokumentation ist pro Läsion zu erstellen.
2 Fusion mit anderen diagnostischen Methoden
An der Optimierung der Sensitivität und Spezifität sowie der Qualität der Mammabildgebung
wird kontinuierlich geforscht, unter anderem verspricht die Fusion mehrerer bildgebender
Methoden eine Weiterentwicklung in der Mammadiagnostik [64 ]
[65 ]. Durch die Fusion von unterschiedlichen bildgebenden Methoden in einem Arbeitsschritt
könnten verschiedene Fragestellungen beantwortet werden. So kann es zu einer besseren
Bildauflösung oder einer besseren räumlichen Darstellung kommen. Ebenfalls könnten
Aussagen
zur Stoffwechselaktivität des untersuchten Gewebes getroffen werden, wie dies beispielsweise
bereits als Kombination von CT und Positronen-Emissionstomografie Einzug in die klinische
Diagnostik gefunden hat [64 ]
[66 ].
Ein weiterer Vorteil der Fusion von verschiedenen Bildgebungen liegt in der exakteren
Zuordnung der „Region of Interest“ (ROI) in der einen zur anderen Bildmodalität. Die
Fusion
von Mammografie und Sonografie kann zu einer eindeutigeren räumlichen Zuordnung der
Befunde in
den beiden Modalitäten führen [67 ].
Durch die Fusionsforschungen wurde der computerbasierte Automatisierungsprozess in
der
komplementären Mammadiagnostik vorangetrieben, was für die Zukunft voraussichtlich
an
Bedeutung gewinnen wird, auch wenn derzeit noch keine routinemäßige Anwendung erfolgt
[68 ].
Conclusio
In der Routinediagnostik hat sich die Fusionsbildgebung bislang nicht etabliert, Gründe
dafür sind die aktuell noch experimentellen Ansätze und die damit verbundenen Kosten.
Aktuell
ist keine standardisierte Befundung der Bilder möglich [64 ]
[69 ]
[70 ]. Die potenziellen Einsatzmöglichkeiten dieser Techniken, sowohl im Screening als
auch
in der Routine-Diagnostik, sind vielfältig und durch weitere Forschungen könnte die
Fusionsbildgebung Einzug in die Routine der Mammadiagnostik finden [71 ]
[72 ]
[73 ].
DEGUM-Empfehlungen
Aktuell können noch keine validen Handlungsempfehlungen zu dieser noch in
Entwicklung befindlichen Technologie für den Routineeinsatz abgeleitet werden.
Die Datenlage zur Evaluation der klinischen Wertigkeit ist noch nicht aussagekräftig
genug.
3 Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI)
Trotz der sich zunehmend durchsetzenden Standardisierung der Untersuchungstechnik
im
handgeführten Ultraschall bleibt diese immer noch eine individuelle Untersuchung,
die einer
guten Ausbildung bedarf, um eine hohe diagnostische Sicherheit zu erlangen. Als
Grundvoraussetzung muss die untersuchende Person eine Läsion erst darstellen, um diese
konsekutiv überhaupt erst mittels einer trainierten künstlichen Intelligenz (KI) bewerten
zu
lassen. Somit bestehen beim handgeführten Ultraschall die Einsatzgebiete der KI darin,
den
Untersuchenden in der Bewertung einer bereits dargestellten Läsion zu unterstützen.
Der
Einsatz bei der Detektion einer Läsion wäre wünschenswert, Daten hierzu sind jedoch
nur
spärlich vorhanden. So berichten Zhang et al. [74 ] von einer Implementierung einer KI in ein Real-time-Ultraschallgerät, welches, während
das Brustgewebe mit der Ultraschallsonde untersucht wird, die Detektion einer Läsion
in
Echtzeit ermöglicht. Sollte auf dem Monitor eine Läsion erscheinen, die es weiter
zu bewerten
gilt, wird diese mit einem farbigen Rechteck markiert und dem Untersuchenden so visuell
sichtbar gemacht. Dies gelingt in dem beschriebenen Setting bis zu einer Bildfrequenz
von 24
Bildern pro Sekunde, mit einer Sensitivität und Spezifität von 89,25% und 96,33%.
Es handelt
sich jedoch um eine kleine, unizentrische Pilotstudie, die eine Verallgemeinerung
nicht
zulässt.
Es gilt zu evaluieren [75 ], inwieweit die KI die medizinische Versorgung möglicherweise verbessern kann, oder
ob
sie gar Ersatz für eine ausgewiesene Untersuchungserfahrung sein könnte. Wünschenswert
wären
durch Einsatz der KI im Gesundheitswesen eine höhere Sensitivität und Spezifität sowie
eine
Verbesserung der negativ-prädiktiven und positiv-prädiktiven Werte zu erlangen – idealerweise
verbunden mit einer Personalentlastung bei gleichzeitiger Kostenreduktion.
Eine für die Zukunft durchaus vielversprechende Möglichkeit der KI ist daher in der
Anwendung bei automatisierten Ultraschallsystemen zu sehen.
Eine Leistungssteigerung der KI konnte durch den Einsatz von Deep-learning-Algorithmen
erreicht werden. Diese verwenden künstliche neuronale Netzwerke, um unstrukturierte
Daten, wie
z.B. aus vielen Pixeln bestehende Ultraschallbilder, eigenständig zu bewerten [76 ]. Dies erfolgt in mehreren Ebenen. Die Eingangsebene ist die Ebene, in der z.B. ein
Ultraschallbild präsentiert wird. Am Ende steht die Ausgabeebene, in der die endgültige
Bewertung des Bildes durch die KI abgegeben wird (z.B. maligner oder benigner Befund).
Dazwischen gibt es mehrere weitere Ebenen, in denen Teile der Daten bzw. des Bildes
selbstständig analysiert werden. Die Ebenen stehen miteinander über sog. „Synapsen“
in
Verbindung. Die Synapsen werden während des Trainings immer neu gewichtet. Wenn die
KI während
des Trainings eine richtige Entscheidung getroffen hat, werden die Synapsen, die an
der
Entscheidung beteiligt waren, höher gewichtet. Trifft die KI eine falsche Entscheidung,
werden
die beteiligten Synapsen geringer gewichtet. Durch Repetition lernt die KI ständig
dazu und
wird immer sicherer in der Bewertung von gestellten Aufgaben. Grundlage ist ein hochwertiger
Trainingsdatensatz.
„Deep-learning“-Techniken für KI-Algorithmen aus Datensätzen von Untersuchungen, die
mit
automatisiertem Brustultraschall (ABUS) durchgeführt wurden, werden bereits klinisch
untersucht. Dazu liegen Untersuchungen an 20000 US-Datensätzen von ABUS-Untersuchungen
mit
3000 histopathologischen Korrelationen vor. In einer Studie von van Zelst et al. [77 ] mit der QView-CAD-Software konnte bereits eine Reduktion von unnötigen Recalls gezeigt
werden. Die Studiengruppe postuliert ein Potenzial der KI im Einsatz für die Doppelbefundung
bei ABUS-Untersuchungen. Wang et al. [78 ] konnten nachweisen, dass die Auswertung der ABUS-Datensätze durch eine trainierte
KI
die diagnostische Sicherheit eines erfahrenen Diagnostikers erreichen kann (Sensitivität:
88,6% vs. 88,1%; Spezifität: 87,6% vs. 85,1%). Diese Daten legen einen möglichen Einsatz
der
KI in der Auswertung von ABUS-Datensätzen in einem Screening-Setting nahe. Allerdings
handelt
es sich bei den genannten Studien um kleine unizentrische Studien.
Entwickler sehen die Möglichkeiten, den Erstbefundenden in einem Screening-Setting
möglicherweise durch KI ersetzen zu können, was zu einer Kostenreduktion und Verringerung
der
Arbeitslast führen könnte. Dembrower et al. [79 ] konnten in einer retrospektiven Simulationsstudie zeigen, dass eine trainierte KI
in
der Lage ist, 60% der durchgeführten Mammografien sicher zu bewerten, ohne dass ein
Karzinom
übersehen wurde.
Weitere Arbeitsgruppen wie Cao et al. [80 ] beschäftigen sich mit „Deep-learning“-Techniken auch auf experimenteller Ebene.
Des
Weiteren werden nicht nur im handgeführten Ultraschall und beim ABUS, sondern auch
in der
Elastografie Einsatzmöglichkeiten der KI gesehen [81 ]. Die Arbeitsgruppe um Zhang et al. [82 ] konnte nachweisen, dass die Deep-Learning-Technologie in einem experimentellen Setting
eine hohe diagnostische Genauigkeit in der Auswertung von Elastogrammen erreichen
kann (AUC
0,947, 88,6% Sensitivität, 97,1% Spezifität). Es ist festzuhalten, dass es sich um
eine
unizentrische Studie mit kleiner Fallzahl handelt.
Conclusio
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es einige vielversprechende Ansätze der KI, die aber
noch
einen Weiterentwicklungs- und Verbesserungsbedarf haben und in prospektiven Studien
ihre
Wertigkeit zeigen müssen. Der Ansatz der Deep-Learning-Technologie erscheint in der
Auswertung
von Bilddaten vielversprechend.
DEGUM-Empfehlungen
Aktuell können noch keine validen Handlungsempfehlungen zu dieser noch in
Entwicklung befindlichen Technologie für den Routineeinsatz abgeleitet werden.
Die Datenlage zur Evaluation der klinischen Wertigkeit ist noch zu gering.
C. Qualitätssicherung
Im Kapitel „Qualitätssicherung Brustkrebs-Früherkennung“ der 2003 erschienenen
S3-Leitlinie „Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland“ [1 ] wurden bereits Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualitätsmaßnahmen – auch für die
Mammasonografie – im Detail beschrieben. Bezug genommen wurde dabei explizit auf eine
grundlegende Arbeit zur Qualitätskontrolle aus dem Jahr 2003, welche bis heute Bestand
hat
[83 ].
Strukturqualität
Hierunter sind die Anforderungen an die Sonografiegeräte in Bezug auf die Bildqualität
zu verstehen, die durch Phantomtests sowie im klinischen Einsatz als Basis- und
Routinewiederholungstests überprüft werden. Eine regelmäßige Überprüfung der
Ultraschallgeräte ist hierbei anzustreben [84 ].
Zusätzliche Anforderungen betreffen den Untersucher, der regelmäßig sein Wissen durch
Fort- und Weiterbildungen, entsprechend den Voraussetzungen zur Stufe I–III der
DEGUM-Qualifikation erfüllen sollte. Die DEGUM hat hierzu ein qualitätsorientiertes,
mehrstufiges Zertifizierungssystem für Ultraschall-Untersucher implementiert [85 ]. Hierbei sind die Anforderungen an einen standardisierten Untersuchungsablauf, an
die Dokumentation, den Fortbildungsstand und die Gerätequalität entsprechend den
DEGUM-Vorgaben die Grundlage der Stufen I–III [14 ].
Prozessqualität
Diese besteht aus der Indikationsstellung, Befundbeurteilung, Dignitätseinstufung
und
Dokumentation, einschließlich der Ableitung des weiteren Vorgehens [14 ]. Dazu gehört es auch, die Wartezeitfristen zwischen Indikation und Untersuchung
entsprechend den Vorgaben der DKG-zertifizierten Brustzentren in Deutschland, wie
auch denen
im Mammografie-Screening-Programm, einzuhalten.
Ergebnisqualität
Diese besteht aus der Qualität der Befunde und den Biopsieergebnissen.
In der ersten Aktualisierung der vorgenannten Leitlinie von 2008 wurde gefordert,
dass
„Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität für die Anwendung der Mammasonografie als
Voraussetzung nachzuweisen sind (GCP, Empfehlungsgrad A)“.
Die Ergebnisse des Schleswig-Holsteinischen „QuaMaDi“-Programmes belegen eindrücklich,
dass diese Forderungen zu erfüllen sind [86 ]
[87 ]. Betrachtet man allerdings beispielhaft die Ergebnisse der Qualitätssicherung der
Ultraschallgeräte des österreichischen Mammografie-Screenings [84 ], dann ist zu bedenken, dass etwa ein Viertel der Geräte bei der ersten Überprüfung
nicht den geforderten Qualitätsstandards entsprachen.
1 Qualitätsanforderungen an den Untersucher
Legt man die oben erwähnte Qualifikation entsprechend der DEGUM-Stufe I zu Grunde,
so soll
der Untersucher eine 18-monatige ärztliche Tätigkeit in der Gynäkologie und Geburtshilfe,
Radiologie oder Chirurgie absolviert haben sowie über 300 selbständig durchgeführte
Mammasonografien aus diesem Zeitraum, davon 100 pathologische Befunde (mindestens
50 solide
Tumoren, davon 20 Karzinome) selbst untersucht und dokumentiert haben. Sämtliche Befunde
müssen als Erst- oder als Nachbefundung nach einer Mammografie oder MRT der Mamma
sonografisch
beurteilt worden sein.
Zur Frage, wer den Untersucher dabei ausbilden soll, nimmt die deutsche
Ultraschall-Vereinbarung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung KBV ausführlich Stellung
[88 ]. Nach § 135 Abs. 2 SGB V zur Ultraschalldiagnostik (Ultraschall-Vereinbarung) vom
31.10.2008 in der ab dem 01.07.2022 geltenden Fassung sind Ausbildende in der Mammasonografie
wie folgt definiert:
Ärzte, die die Anforderungen an die fachliche Befähigung im jeweiligen
Anwendungsbereich nach dieser Vereinbarung bereits erfüllen
Ärzte, die nach der Weiterbildungsordnung in vollem Umfang zur Weiterbildung im
jeweiligen Anwendungsbereich befugt sind.
Ärzte, die die folgenden Voraussetzungen kumulativ erfüllen:
eine abgeschlossene Weiterbildung zum Facharzt für Radiologie, Frauenheilkunde
oder Chirurgie
die Erfüllung der fachlichen und apparativen Voraussetzungen nach dieser
Vereinbarung für den jeweiligen Anwendungsbereich
eine mindestens 36-monatige eigenverantwortliche Tätigkeit im Bereich der
Ultraschalldiagnostik
die 10-fache Zahl der für den jeweiligen Anwendungsbereich geforderten
Untersuchungszahlen.
Dabei verlangt die KBV 200 Untersuchungen und beim Nachweis einer Qualifikation im
B-Modus-Verfahren eines anderen Anwendungsbereiches 150. Über den Anteil pathologischer
Befunde gibt es keine Anforderungen.
2 Qualitätsanforderungen an die Geräte
Der Arbeitskreis Mammasonografie verweist bezüglich der Geräterichtlinien auf die
in
Deutschland geltende Ultraschall-Vereinbarung der KBV vom 31.10.2008 in der ab dem
01.07.2022
geltenden Fassung [88 ] und die von der DEGUM formulierten Standards, festgehalten im Teil I der
Best-Practice-Guideline der DEGUM [14 ]. Die EFSUMB-Guidelines zu einer regelmäßigen technischen Überprüfung sind die
Grundlagen der DEGUM-Empfehlungen [89 ]. Der bereits in Kraft getretene Norm-Entwurf zur Konstanzprüfung an Ultraschallgeräten
ist unter DIN 6859-1:2022-01(D) [90 ] zu finden. Die DEGUM hat sich zur zeitlichen Abfolge positioniert, in der die
Überprüfungsintervalle für die verschiedenen Komponenten eines Systems in Abhängigkeit
von
ihrer Ausfallwahrscheinlichkeit gestaffelt werden sollten:
Überprüfung der Sonden jährlich,
Überprüfung der Konsolenfunktionen alle 3 Jahre,
Überprüfung der Monitore alle 6 Jahre
In jährlichen Abständen sollten zudem die folgenden Punkte durch den Anwender überprüft
werden:
Hygieneanforderungen
Konformität des Ultraschallgels zur Sonde laut Herstellerangaben
Stromanschluss und Kabelanschlüsse
Druckereinstellung
Ultraschall-Sonden – Detektion von
Im 3- und 6-Jahres-Intervall sind Wartungsprotokolle von autorisierten Gerätetechnikern
und/oder Herstellerfirmen darüber hinaus zu empfehlen.
3 Qualitätsanforderungen an die Geräte- und Bildeinstellung
International gelten Grundregeln zur Optimierung von Mammasonogrammen [85 ], welche in die aktuellen DEGUM-Empfehlungen im Teil 1 der Best-Practice-Guideline
aufgenommen wurden [14 ]:
Verwendung von Hochfrequenz-Transducern, 9–13MHz, max. 18MHz
Einstellung des Bildfeldes so, dass die gesamte Brustdrüse abgebildet ist und
mindestens 2/3 des Bildes ausfüllt
Fokussierung in Höhe der interessierenden Region(en) (ROI)
Gain und Time-Gain-Compensation so einstellen, dass ein harmonisches Bild entsteht,
das weder zu hell noch zu dunkel ist. Kontrast und Helligkeit an Monitor und Drucker
regulieren
Verwendung von Bildoptimierungsmethoden wie „Spatial Compound“ oder „Harmonic
Imaging“
Anwendung zusätzlicher Ultraschallmodi wie Farbdoppler und Elastografie
Conclusio
Die qualitätsgesicherte Mammasonografie ist abhängig von einer optimierten und wiederholt
kontrollierten Geräteeinstellung, vom Ausbildungsstand des Untersuchers sowie von
einem
standardisierten Untersuchungsablauf.
Qualitätssicherungsmaßnahmen für Gerätestandards und die kontinuierliche Aus- und
Weiterbildung der Untersuchenden sind ein integraler Bestandteil der qualitätsgesicherten
Mammasonografie und damit unentbehrlich für eine suffiziente Mammadiagnostik.
DEGUM-Empfehlungen
Besteht in einer medizinischen Einrichtung das Angebot zur Mammasonografie, sollten
die Anforderungen an die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität erfüllt werden.
Insbesondere ist auf eine kontinuierliche Fortbildung (idealerweise
DEGUM-zertifiziert), sowie die Erhaltung der Gerätequalität und einen standardisierten
Untersuchungsablauf zu achten.