Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2025; 60(02): 78-88
DOI: 10.1055/a-2298-2969
CME-Fortbildung
Topthema

Antibiotic Stewardship – Anwendung in der klinischen Praxis am Beispiel einer herzchirurgischen Intensivstation

Antibiotic Stewardship – Application in Clinical Practice
Bibiane Steinborn
,
Bernd Panholzer
,
Jan Heyckendorf
,
Anette Friedrichs

Antibiotic Stewardship (ABS) auf Intensivstationen beinhaltet Herausforderungen, die über eine rationale Beurteilung des Antiinfektiva-Einsatzes hinausgehen. Gerade die komplexen Therapieregime von intensivmedizinisch versorgten Patienten erhöhen das Risiko für Interaktionen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen und müssen patientenindividuell unter Einbeziehung diverser Faktoren (komplexe Medikation, aktuelles Verteilungsvolumen, Organdysfunktion etc.) berücksichtigt werden.

Abstract

Antibiotic stewardship (ABS) in intensive care units is confronted with challenges that go beyond a rational assessment of the use of anti-infective substances. Regular analyses of anti-infective prescribing are an essential element of ABS and help to identify areas of ABS activity. Even after 10 years of continuous ABS supervision of an intensive care unit, the need for personnel and time remains high. However, the introduction of an electronically managed patient file makes it significantly easier to prepare and perform ward rounds with focus on ABS. The interdisciplinary discussion at the patient’s bedside facilitates the recognition of both intensive care as well as infectious and pharmaceutical aspects of anti-infective therapy evolving in a therapeutic consensus. This requires in-depth clinical experience for all ABS team members. Clinically experienced ward pharmacists can improve communication within the treatment team by being available as an on-site contact person for compatibilities, therapeutic drug monitoring, etc. during a pharmaceutical ward round.

Kernaussagen
  • Antibiotic Stewardship (ABS) auf Intensivstationen beinhaltet Herausforderungen, die über eine rationale Beurteilung des Antiinfektiva-Einsatzes hinausgehen. Antiinfektiva-Verordnungsanalysen helfen, Tätigkeitsfelder für ABS zu eruieren und sind ein essenzielles Element von ABS.

  • Auch nach 10 Jahren kontinuierlicher Visite einer Intensivstation bleibt der Personal- und Zeitbedarf hoch. Die Einführung einer elektronisch geführten Patientenakte erleichtert die Visitenvorbereitung und -durchführung jedoch maßgeblich.

  • Durch die interdisziplinäre Diskussion am Patientenbett werden sowohl intensivmedizinische als auch infektiologische und pharmazeutische Aspekte der Antiinfektiva-Therapie auf Augenhöhe diskutiert und in einen therapeutischen Konsens gebracht. Dies bedingt eine fundierte klinische Erfahrung aller ABS-Teammitglieder.

  • Klinisch versierte Stationsapotheker können die Kommunikation innerhalb des Behandlungsteams verbessern, indem sie im Rahmen einer pharmazeutischen Visite als Ansprechpartner vor Ort für Kompatibilitäten, therapeutisches Drug Monitoring etc. zur Verfügung stehen.

  • Eine kontinuierliche Betreuung einer Intensivstation durch ein interdisziplinäres ABS-Team kann zur Senkung von Antiinfektiva-Verbrauch und -Kosten, zum rationalen Einsatz verschiedener Substanzklassen sowie zur Reduktion der unerwünschten Arzneimittelwirkungen beitragen.



Publication History

Article published online:
17 February 2025

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