Aktuelle Dermatologie 2013; 39(12): 493-494
DOI: 10.1055/s-0033-1353653
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Moulagen im Fokus – 14. Arbeitstagung der AGDV

Wax-Moulages in Focus – 14th Meeting of the AGDV
C. Löser
1   Hautklinik, Klinikum Ludwigshafen
,
M. L. Geiges
2   Dermatologische Klinik des Universitätsspitals, Moulagenmuseum, Medizinhistorisches Institut der Universität Zürich, Schweiz
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Korrespondenzaddresse

Dr. med. Christoph Löser
Leitender Oberarzt der Hautklinik
Klinikum Ludwigshafen
Bremserstr. 79
67063 Ludwigshafen

Publication History

Publication Date:
12 December 2013 (online)

 

Das Neue ist selten das Gute, weil das Gute nur kurze Zeit das Neue ist.

(Arthur Schopenhauer)

Seit mehr als zehn Jahren widmet sich die Arbeitsgemeinschaft für Dermatologie und Venerologie e. V., kurz AGDV, der Einordnung aktueller Entwicklungen in der Dermatologie in den Kontext der Fachgeschichte [1]. Die Mitwirkung der Mitglieder an großen Projekten legt international Zeugnis davon ab, wie aktiv die Fachgeschichte gewürdigt wird [2]. Jährliche Arbeitstreffen dienen dem Austausch und der Darstellung von aktuellen Forschungsarbeiten. Diese Treffen finden alternierend im Rahmen der Fortbildungswoche in München oder auf dem DDG-Kongress statt, zuletzt im Mai 2013 in Dresden. Diese Veranstaltung war zunächst geprägt vom Gedenken an den Gründungspräsidenten der AGDV, Herrn Professor Dr. Albrecht Scholz, der im März verstorben ist. Zwei Monate früher verstarb mit Herrn Professor Dr. Karl Holubar ebenfalls ein Gründungsmitglied. Beide waren große Persönlichkeiten und auf ihre Art herausragende Vertreter der Medizinhistorie. Diese Ausgabe der Aktuellen Dermatologie ehrt ihr Andenken und würdigt ihre Verdienste in zwei Nachrufen [3] [4].

Das Sachthema des diesjährigen Arbeitstreffens lautete „Moulagen“. Die dermatologische Wachsmoulage galt über ein halbes Jahrhundert lang als wichtigstes Hilfsmittel im universitären Unterricht und wurde auch in der klinischen Forschung, an Tagungen und in der Öffentlichkeit zur Illustration und Dokumentation eingesetzt. Durch Farbfotografie und Videotechnik wurde sie aus dem Hörsaal und dem dermatologischen Alltag verdrängt und mit dem Anfang des digitalen Medienzeitalters vor etwa 20 Jahren schien ihre alleinige Bedeutung als historisches Erinnerungsstück endgültig besiegelt. Doch es kam anders. Immer mehr werden die realistischen Wachsmoulagen wieder regulär in Vorlesungen und Kursen erfolgreich benützt und von den Studierenden sehr geschätzt. Die faszinierende realistische Darstellung – dreidimensional und in Originalgröße – übertrifft alle anderen bildlichen Darstellungen.

Die Beschäftigung mit Wachsmoulagen wurde lange als historisches Hobby von Enthusiasten toleriert. Das Beispiel der Furcht vor einem bioterroristischen Einsatz von Pockenviren im Jahr 2003 zeigte, wie Wachs-Moulagen bei in Vergessenheit geratenen Erkrankungen eine unerwartete Bedeutung wiedererlangen konnten [5]. Eine ähnliche Entwicklung wäre auch bei Erkrankungen wie der Hauttuberkulose oder der Syphilis denkbar.

Vielleicht liegt die neu zu spürende Begeisterung für die Moulage zusätzlich auch daran, dass die schwer herzustellenden, fragilen Unikate viel direkter auf den historischen Patienten verweisen als beliebig replizierbare Bilder aus der digitalen virtuellen Welt. In diesem Sinne sind die Wachsmoulagen unterdessen auch von den Medizinhistorikern als außergewöhnliche Patientendokumente und historische Quellen entdeckt worden [6].

Die wachsende Wertschätzung durch immer breitere Kreise und das unterschiedliche Interesse als Lehrmittel und als historisches Dokument verlangt nach professioneller Konservierung der empfindlichen Wachsobjekte. Insbesondere bei der Frage nach Sinn und Möglichkeiten der Restaurierung ist eine fachübergreifende Beurteilung und Herangehensweise unabdingbar, um die wertvollen Objekte auch für die Zukunft optimal zu bewahren und Schäden und Zerstörungen zu verhindern [7].

In den letzten Jahren entstanden in interdisziplinären Projekten erste Basisdokumentationen und Hilfsmittel zur Konservierung und Restaurierung von Wachsmoulagen [8]. Im März 2013 wurde der deutschsprachige Arbeitskreis Moulagen gegründet, mit dem Ziel Institutionen, interessierte Personen und kompetente Fachkräfte besser zu vernetzen und gemeinsame Moulagen-Projekte für die medizinhistorische Forschung, für den Einsatz in der Lehre und für die optimale Konservierung zu ermöglichen. Die in diesem Heft publizierten Beiträge der wissenschaftlichen Sitzung anlässlich der Jahresversammlung der AGDV sollten die aktuelle Bedeutung der Wachsmoulagen breiter bekannt machen und auf die erwähnten Aktivitäten hinweisen.

Schließen möchten wir diesen Leitartikel mit einem Blick in die nahe Zukunft: Nächstes Jahr feiern wir das 125-jährige Jubiläum der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Als eine der DDG-Arbeitsgemeinschaften widmet die AGDV das nächste Arbeitstreffen am 22. Juli 2014 im Gasteig in München daher dem Thema: „125 Jahre Deutsche Dermatologische Gesellschaft – Bedeutung dermatologischer Fachgesellschaften heute und morgen“. Dazu möchten wir alle Leser bereits heute ganz herzlich einladen!

Ihre
Christoph Löser und Michael L. Geiges


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Dr. med. Christoph Löser

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Dr. med. Michael L. Geiges

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Dr. med. Christoph Löser
Leitender Oberarzt der Hautklinik
Klinikum Ludwigshafen
Bremserstr. 79
67063 Ludwigshafen


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