Zusammenfassung
Hintergrund Die klinische Karriere in der Plastischen und Ästhetischen
Chirurgie schien noch vor einigen Jahrzenten geprägt von einer akademischen
Laufbahn, die vorrangig in einer Professur oder einem Lehrstuhl an einer
Universitätsklinik mündete. Eine steigende Zahl von Fachabteilungen weisen
Leitungspersönlichkeiten mit einer Habilitation oder einer Professur auf. Die
wissenschaftliche Laufbahn an Universitätskliniken mit Erlangung der Promotion
und im Verlauf der Venia Legendi scheint oftmals einen Endpunkt der akademischen
Karriere darzustellen. In der Regel kommt es zu einem „Brain-drain“ mit Verlust
von Expertise und wissenschaftlichem Output durch Abwanderung in nicht
universitäre Einrichtungen.
Methoden Zur Analyse der Dimensionen dieses „Brain-drain“ wurden die
öffentlich zugänglichen, wissenschaftlichen und klinischen Werdegänge der
Habilitanden, APL-Professorinnen/en sowie Universitätsdirektorinnen/en, die in
unserer Fachgesellschaft DGPRÄC gelistet sind, analysiert. Untersucht wurden die
Dauer der Assistenzarztzeit, der Zeitraum vom Facharzt bis zur Habilitation
sowie die Übernahme einer Leitungsposition nach der Habilitation. Abschließend
erfolgte die Analyse der aktuellen Tätigkeit der Mitglieder an universitären und
nicht-universitären Einrichtungen.
Ergebnisse Es wurden die Lebensläufe von insgesamt 1238 Mitgliedern
analysiert. Hiervon hatten 177 (14,3 %) Mitglieder die Habilitation
abgeschlossen. Insgesamt wurden 114 (9,21 %) vollständige Lebensläufe
eingeschlossen. Von den gelisteten Mitgliedern hatten zum April 2017 80 Personen
(6,5 %) eine APL-Professur oder Universitätsprofessur inne. Der Zeitraum vom
Facharzt bis zur Habilitation betrug bei 88 Lebensläufen durchschnittlich 4,2
Jahre. Bei 80 Lebensläufen wurden vom Zeitpunkt der Habilitation bis zur
APL-Professur oder Universitätsprofessur 5 Jahre benötigt. Nach durchschnittlich
4,2 Jahren wurden Leitungspositionen eingenommen. Von den analysierten
Habilitanden waren 60 % zum Zeitpunkt April 2017 in peripheren Häusern
tätig.
Diskussion Ein Großteil der akademisch ausgebildeten plastischen und
ästhetischen Chirurgen verlässt die Hochschulmedizin und damit den Bereich der
wissenschaftlichen Forschung des Fachgebiets. Der Abstrom wissenschaftlicher und
klinischer Expertise sollte auf Basis der Schaffung attraktiverer
Arbeitsbedingungen verhindert werden, um unser Fachgebiet auch weiterhin auf
akademischer Ebene in Krankenversorgung, Lehre und Forschung zu repräsentieren
und zu stärken.
Abstract
Background Over the last few decades plastic and aesthetic surgery careers
aimed at holding a chair as head of the department or clinical director. The
current career trend shows a drain of academic teaching staff to peripheral
hospitals with sole clinical focus. The achievement of a doctorate in German
university medicine or obtaining the venia legendi appears to be the termination
of academic careers. This brain drain with loss of expertise and scientific
output imposes a problem to future progress in clinical and scientific plastic
and reconstructive surgery. The causative role of our present work profile,
workload and financial compensation will be discussed in this paper.
Methods In order to understand this brain drain, the scientific and
clinical developments of all habilitands, Assistant Professors and University
Directors enlisted in our specialist society (DGPRAEC) were analyzed. The
evaluation included the duration of the residency, the time span from being a
specialist physician to habilitation, as well as gaining a leadership position
after habilitation. Finally, the current activity of the members at university
and non-university institutions was evaluated.
Results A total of 1238 members were analyzed. Among these, 177 (14.3 %)
members had completed the habilitation. In total, 114 (9.21 %) were included
based on full available CVs. Of the listed members, 80 members (6,5 %) had an
APL professorship/university professorship in April 2017. 88 CVs showed an
average time span of 4.2 years from specialization to habilitation. 80 CVs
revealed a 5 year time span to achieve an APL professorship/university
professorship. After an average of 4.2 years, leadership positions were held. Of
the analyzed habilitations, 60 % were active in peripheral hospitals at the time
April 2017.
Discussion The loss of scientific and clinical expertise should be
prevented in order to preserve academic plastic surgery with focus on patient
care, academic education and research. This could be achieved by creating more
attractive working conditions.
Schlüsselwörter
Akademische Plastische Chirurgie - Habilitation und Professur - Forschung und Lehre
Key words
academic plastic surgery - habilitation and professorship - research and teaching